Zum Erfolg von Ulrike Fuchs
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Der Erfolg ist für mich dann gegeben, wenn die Stimmung im Geschäft von meinen Kunden als positiv wahrgenommen wird. In Folge stellt sich der Erfolg in Kundentreue und letztendlich in monetärer Ausrichtung ein.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Bedingt durch den roten Faden, der sich durch mein Leben zog, sehe ich mich als nicht als erfolgreich an. Ich erzielte zwar in kurzer Zeit große Erfolge, die ich selbst ein wenig unterbewerte, wäre jedoch viel erfolgreicher geworden, wenn ich mich von meiner Mutter nicht so stark hätte beeinflussen lassen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein Leben gestaltete sich meiner Ansicht nach etwas einfacher, da ich einige Fähigkeiten hatte, die mir sehr weiterhalfen. Ich war immer schon sehr geschickt veranlagt, war auch sehr kreativ, analysierte Menschen sehr genau und hatte auch ein sehr gutes Gedächtnis. Für das Geschäft an sich war es wichtig, ein gutes Betriebsklima und motivierte Mitarbeiter zu haben. Des weiteren versuchte ich meine Mitarbeiterinnen zu selbständig denkenden Menschen zu erziehen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Als ich das Geschäft von meiner Mutter übernahm, war es für mich sehr schwierig, erfolgreich zu agieren. Genau zur Zeit der Übernahme begann der Wirtschaftsflaute, und ich mußte mich in dieser Zeit erst behaupten lernen. Die Stammkundinnen meiner Mutter verstarben nach und nach, und ich stand kurz vor dem Ruin. Ich war jedoch ein Mensch, der nicht aufgab und versuchte meine Probleme insofern zu lösen, indem ich meine Mitarbeiter ständig motivierte und mir immer wieder neue innovative Lösungen für das Geschäft einfallen ließ.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Als Frau an sich war es nicht schwieriger, erfolgreich zu werden. Sehr schwierig war es jedoch für mich, im Unternehmen meiner Mutter die Lehrlingszeit zu überbrücken. Als Tochter der Chefin ist man zum Teil von den anderen Mitarbeitern ausgeschlossen, und da man sich in dieser Zeit noch in der Entwicklung befindet, empfindet man diese Ablehnung sehr intensiv.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich glaube, ich würde mich als erfolgreicher empfinden, wenn ich dem Angebot nach Amerika zu gehen in meiner Jugend Folge geleistet hätte.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Das größte Problem der Branche ist das Pfuscherwesen. Dieses Problem wurde jedoch in den achtziger Jahren von der Wirtschaft selbst erzeugt. Man nahm zu dieser Zeit viel zu viele Lehrlinge auf, die nachfolgend jedoch nicht ständig beschäftigt werden konnten. Laut Arbeitsamt jedoch gibt es nicht viele Friseurinnen, die arbeitsuchend gemeldet sind. Ich suche seit vier Monaten eine Friseurin und von den sechs freien Friseurinnen vom Arbeitsamt meldete sich keine einzige. Ein weiteres Problem ist auch noch durch die Anzahl der selbständigen Friseure in Wien gegeben. Wenn wir nur die Hälfte wären, könnten wir alle sehr gut leben.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Da ich auf jeden Menschen anders eingehe, glauben manche Menschen daß ich sie weniger gern habe als andere. Dies ist jedoch nicht so. Ich schaue immer, was ein Mensch benötigt, und danach richte ich meinem Umgang mit ihm.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Natürlich eine sehr wichtige. Ich liebe es, mich mit jungen Menschen zu umgeben, denen ich mit meinen Erfahrungen weiterhelfen kann.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich nehme Mitarbeiter intuitiv auf. Ich glaube, daß ich eine starke soziale Ader besitze. Über all die Jahre nahm ich immer wieder junge Menschen auf, die Probleme hatten, und es war mir stets eine Freude zu sehen, daß sie im Laufe der Zeit ihr Leben in den Griff bekamen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Mein Rezept ist, daß ich immer schon wußte, daß jeder Mensch anders ist. Daher behandle ich jede Mitarbeiterin so, wie es ihr entspricht. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich führe ein modisch-konservatives Unternehmen, das speziell auf eine gewisse Kundenschicht ausgerichtet ist. Aus diesem Grund sehe ich mich zwar ständig am Markt um, kümmere mich jedoch nicht um meine Kollegen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich kann nur jedem empfehlen, sich in Sprachen zu bilden. Wenn man sich in meinem Beruf selbständig machen möchte, muß man sich bewußt sein, daß die Stammkundenanzahl nicht groß sein wird. Die Menschen legen nicht mehr allzu großen Wert auf die Dienstleistung durch immer die gleiche Person. In den Achtzigern wußten die Unternehmer meiner Branche noch, wie das kommende Jahr sein würde, und versuchten ihren Umsatz durch Zusätze zu erhöhen. Diese Diagnosen sind heutzutage nicht mehr möglich.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Ziele waren ursprünglich im Bereich der Gesundheit angesiedelt, denn ich wäre sehr gerne Kranken- oder Säuglingsschwester geworden. Heute möchte ich mein Unternehmen gerne an jemanden weitergeben, der unsere Aufbauarbeit zu schätzen weiß. Bei meinen Kunden habe ich auch klare Zielsetzungen festgelegt, welche Klientel ich in meinem Unternehmen mit meinen Dienstleistungen ansprechen möchte.