Zum Erfolg von Christian Raab
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, die gesteckten Ziele zu erreichen ohne dabei anderen zu schaden. Ich glaube nicht an den ausschließlich persönlichen Erfolg, sondern sehe immer den gemeinsamen Erfolg beziehungsweise den gemeinsamen Mißerfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin mit meinem persönlichen Werdegang sehr zufrieden. Das heißt nicht, daß ich keine Ziele mehr habe, aber meine stetige berufliche Weiterentwicklung sehe ich als sehr erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend war die relativ frühe Entscheidung, was ich in meinem Leben machen wollte, zumindest die Orientierung in eine definierte Richtung war vorhanden. Da gab es kein Zögern und Zaudern, was ich einmal anfange, bringe ich auch zu Ende. Das kann manchmal unangenehm werden, aber es zählt zu meinen Grundprinzipien, Begonnenes auch abzuschließen. Dabei ist es mir lieber, wenige Dinge zu realisieren, anstatt viel Unvollendetes zu hinterlassen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich möchte das nicht an einem bestimmten Zeitpunkt festmachen, ich hatte dieses Gefühl bei jeder Entscheidung, die sich im Nachhinein als erfolgreich erwiesen hat. Ich habe gelernt, nicht nur Zielen hinterherzuhetzen, sondern auch Rückschau zu halten und zu bilanzieren.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eine Schlüsselentscheidung war, 1996 zur heutigen Danisco zu wechseln, obwohl ich in meiner damaligen Position ebenfalls gute Entwicklungsmöglichkeiten gehabt hätte.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
In unserer Branche kann man sich nicht verstellen, mit Imitation kommt man nicht weit.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Werdegang besonders geprägt hat? Was eine gewisse Wertevermittlung betrifft, mein Elternhaus. Beruflich möchte ich das nicht auf eine Einzelperson reduzieren, weil letztendlich lernt man aus den Erfahrungen mit allen Menschen, ob gut oder schlecht. Ich sehe alle Erfahrungen als positiv, weil ich auch aus den negativen lernen kann.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Positive Resonanz von Vorgesetzten und Kollegen ist mir ebenso wichtig wie Anerkennung durch Mitarbeiter, viel wichtiger als finanzielle Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ungelöste Probleme gibt es immer wieder - bis sie gelöst werden und die nächsten kommen. Ich würde mir wünschen, daß wir am globalen Markt mehr Gewicht hätten, um der Entwicklung im Fernen Osten besser gewachsen zu sein - das ist für mich ein übergeordnetes Managementziel und wahrscheinlich die größte Herausforderung für diese und die nächste Generation. Wenn ein Land wie China die Landwirtschaft hinter sich läßt und sich in einem atemberaubenden Tempo zu einer hochtechnisierten Nation entwickelt, bleibt das auch für uns nicht ohne Folgen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich glaube berechenbar, im Sinne von verläßlich, offen, ehrlich und als ein Mann von Handschlagqualität.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich begreife mich nicht als einzelkämpfender Intellektueller, weil ich alleine gar nichts erreichen kann. Die Mitarbeiter machen 98 Prozent des Erfolges aus.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich glaube die beste Motivation ist, die Mitarbeiter zu fordern und ihnen größtmöglichen Entscheidungsspielraum zu geben.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir geben uns nie mit dem zufrieden, was wir erreicht haben, sondern definieren neue Ziele, und wir versuchen auch immer am Puls der Zeit zu sein. Ich sehe uns als sehr innovatives Unternehmen im Bereich der Lebensmittelzulieferindustrie.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir nehmen unsere Konkurrenz ernst, und es wird der Tag kommen, an dem wir ihr die Hand reichen werden.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
In meiner Position gibt es keinen Achtstundentag, daher muß ich auch im Privatleben Zeitmanagement betreiben. Das ist eine ständige Herausforderung.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Seriös betrachtet ungefähr eine Stunde in der Woche. Das ist mir zuwenig und daher ein Ziel, in Zukunft mehr Zeit in Fortbildung zu investieren.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Der schonende Umgang mit natürlichen und leider nicht unerschöpflichen Ressourcen ist bereits für uns ein immens wichtiges Thema und wird in Zukunft noch dringlicher zu betrachten sein. Wir befinden uns in der Phase der Erkenntnis, das Change-Management wird der nächsten Generation zufallen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, diesen Betrieb weiter zu optimieren, weil das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist. Vielleicht ergibt sich irgendwann eine andere spannende Aufgabe im Konzern.
Ihr Lebensmotto?
Sei offen und ehrlich.