Zum Erfolg von Günther Herbert Meissl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Beziehe ich aus meinen Unternehmungen persönliche Befriedigung und innere Genugtuung, fühle ich mich dem Erfolg nahe. Anerkennung von außen gehört dazu, primär muß ich aber selbst ein Erfolgserlebnis als ein solches definieren. Natürlich ist eines der schönsten Erfolgserlebnisse, wenn sich ein hochgradig verbrannter Mensch nach einer gelungenen Behandlung wieder zufrieden und regeneriert in ein soziales Umfeld integrieren kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Auch wenn ich nicht alles erreichte, habe ich sehr viel erreicht.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin sehr neugierig und wissensdurstig und eignete mir ein vielschichtiges Fachwissen an, das den heutigen Standard der Ausbildung eines plastischen Chirurgen bei weitem überschreitet. Gerne gebe ich mein Wissen und meine Erfahrungen weiter.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Nach einer Analyse treffe ich relativ kurzfristig eine Entscheidung. In meinem Fach war einst die Differentialanalyse sehr wertvoll, die im Rahmen der Ausbildung immer mehr in den Hintergrund zu rücken scheint. Ich erachte die sorgfältige Analyse dennoch als sehr wesentlich, weil ich die Entstehungsursachen genauer ins Visier nehmen kann, bevor ich den nächsten Schritt verantworte. Auch wenn ich im Team agiere, treffe ich wesentliche Entscheidungen alleine. Erfahrung, Wissen und Charakterstärke schaffen natürliche Autorität, die Entscheidungskompetenz mit sich bringt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
In unterschiedlichen Bereichen findet man immer wieder beeindruckende Persönlichkeiten, deren anziehenden Seiten das eigene Potential, den eigenen Fortbildungsbedarf aufzeigen. Authentisch zu bleiben, ist für mich allerdings Voraussetzung.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ohne Lob verliert man den Blick auf die Realität. Insofern halte ich es für wichtig, konkret formulierte, positive Rückmeldungen zu erhalten und daraus zu schöpfen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Meine Ausbildung ist eine breit angelegte und eine besonders vielseitige wie intensive. Gerne helfe ich Menschen und stehe ihnen beratend zur Seite, denn machbar ist in der Medizin vieles. Die Frage stellt sich, welche Behandlung sinnvoll und mit dem Gesundheitsrisiko vereinbar ist. Insofern erachte ich Aufklärungsarbeit als notwendig. Als Chirurg arbeite ich mit lebenden Gewebe, und theoretisch ist eine Operation - man bedenke - mit einer schweren Körperverletzung zu vergleichen. Ich weiß als Arzt im vorhinein nicht, ob jemand nach einer Operation zur Bildung überschüssigen Narbengewebes neigt, und auf diese mögliche Entwicklung muß ich vorab hinweisen, denn dieses Fazit kann eines der Risken im plastisch chirurgischen Bereich darstellen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe das Glück, mit einer herzensguten Frau, die mir auch bei Rückschlägen Rückhalt bietet, verheiratet zu sein. Oft war ich ein halbes Jahr wegen meines beruflichen Engagements nicht zu Hause, dennoch litt die Ehe darunter nicht.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die Wissensaneigung und die Fähigkeit, unterschiedliches Wissen zu verknüpfen, erachte ich als äußerst erstrebenswert. Wichtig ist ein breit angelegtes Ziel. Ein zu eng gestecktes Ziel sorgt für geringe Abwechslung und birgt die Gefahr in sich, daß man auf dem Weg dorthin mechanisch vorgeht. Einsatz- und leistungsbereit zu sein, ist ebenso wichtig, wie fähig zu werden, Abstriche zu machen. Ich selbst scheute mich davor, einer Lobby beizutreten, dennoch erfuhr ich im Laufe meines beruflichen Werdegangs, daß Positionen einfacher zu bekleiden sind, wenn man früh in seiner Laufbahn Fachgremien beitritt. Wer ein Ziel nicht erreicht, möge bedenken, daß es immer auch eine zweite Zielleiter gibt. Es ist lohnenswerter, sich bei Versagen ein neues Ziel zu stecken und auf eine andere Leiter zu kraxeln, als depressiv zu werden.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ziele trugen mich durch mein Leben. Ich wollte als junger Mediziner meine eigenen Vorlesungen halten, und dann wollte ich ein guter Arzt werden. Mir gelang es, beide Ziele zu erreichen. Manche Ziele erreichte ich eben nicht. Pläne habe ich immer, auch wie ich mit meiner Frau die gemeinsame Zeit nach meiner Pension verbringen werde.
Ihr Lebensmotto?
Je vielfältiger, desto besser!