Zur Karriere von Gerhard Kranner

Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach meinem Diplomstudium der Technischen Physik an den Technischen Universitäten Graz und Wien beschäftigte ich mich fünf Jahre lang mit Quantenfeldtheorien und schloß 1990 meine Dissertation am Institut für Theoretische Physik an der Technischen Universität Wien ab. Von 1991 bis 1994 war ich im Alcatel Austria Forschungszentrum GmbH in Wien tätig, wo ich mit dem Aufbau einer Gruppe im Schwerpunkt Wissensbasierte Methoden betraut war und Projekte in der industriellen Prozeßoptimierung leitete. 1994 gründete ich im Softwarepark Hagenberg (Oberösterreich) die Firma eudaptics software gmbh, die heute ihren Sitz in Wien hat und als deren Geschäftsführer ich seither fungiere. Während der ersten fünf Aufbaujahre sorgte ich dabei für die technologischen und methodischen Konzepte, danach standen der Personalaufbau, die Finanzierung und die Markteinführung der Produkte im Vordergrund.

Zum Erfolg von Gerhard Kranner

Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich die Realisierung von Zielen; aus ökonomischer Sicht bedeutet es, mit der Umsetzung von Zielen Geld zu verdienen. Ich sehe es aber auch als Erfolg, wenn es gelingt, eine Balance zwischen eigenen und fremden Bedürfnissen herzustellen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Obwohl ich mich ursprünglich nicht als Unternehmer gesehen habe, konnte ich schließlich auf diesem Weg einige meiner Ideen erfolgreich umsetzen. Um die erwähnte Balance bemühe ich mich auch - und habe sie auf verschiedenen Ebenen zum Teil gefunden; vielleicht ist das aber auch Glück. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Natürlich waren Ausdauer und Durchhaltevermögen nötig, aber auch Risikobereitschaft und Selbstvertrauen. Für den erfolgreichen Aufbau des Unternehmens spielten vermutlich soziale Kompetenz und Überzeugungskraft eine Rolle, zum Beispiel, um Investoren für die Finanzierung zu gewinnen. Ein gewisses eigenständiges Denken und die Bereitschaft, gegen den Strom zu schwimmen, waren sicherlich ebenfalls wichtig. Als Physiker entwickelt man ja ein Verständnis dafür, ob sich theoretische Methoden für eine Umsetzung eignen oder nicht.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Es macht mir Spaß, mich Aufgaben derart zu widmen, daß gute und schöne Lösungen entstehen. Meine Tätigkeit erfordert aber natürlich viel Einsatz und Zeit, was nicht ohne die Bereitschaft geht, persönliche Bedürfnisse in den Hintergrund zu stellen. Ich denke, es gibt nicht viele Unternehmer, die rein mit dem „Fun-Faktor“ erfolgreich geworden sind.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich hatte schon als Kind einen unheimlichen Forschungsdrang und wollte die Welt verstehen. Die Entscheidung, Physik und nicht Musik zu studieren, war schließlich eine gute, wenn auch damals keine leichte. Ich entschied mich für Physik, weil ich meine Liebe zur Musik nicht der Mühsal eines Brotberufs opfern wollte. Diese Entscheidung hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin, und ich habe sie nie bereut. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Ich kann nur auf Originalität setzen, denn Imitation interessiert mich persönlich nicht. Es soll aber durchaus auch unternehmerischen Erfolg auf der Basis von Imitation geben. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Das waren vor allem meine Eltern. Die innere Sicherheit, um an die eigenen Ideen glauben zu können, verdanke ich ihnen und meinen familiären Bindungen. Mein Vater war von Beruf Richter; er hat mir vermittelt, jede Sache von verschiedenen Seiten zu betrachten und außerdem einen ethischen Anspruch an die eigenen Handlungen zu stellen. Von meiner Mutter habe ich mein Vertrauen in die eigene Stärke und die Zuversicht, daß ich mit Fleiß und Hingabe alles erreichen kann, was ich will.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich versuche, in Konflikten immer zunächst eine konsensuale Lösung zu finden. Meine Geduld in dieser Hinsicht wird manchmal mit Schwäche verwechselt. Ich bin aber sehr konsequent und setze meine Vorstellungen schließlich oft durch; erst dann merkt der eine oder andere, daß er mich unterschätzt hat. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Eudaptics entwickelte die erste kommerzielle Softwarelösung für Self-Organizing Maps (SOM), eine Technologie, die auf dem bekannten Algorithmus des finnischen Professors Teuvo Kohonen beruht. Durch die Verbindung mit den Methoden der klassischen Statistik entstand daraus das Data Mining System Viscovery®, das Eudaptics bereits 1997 auf den Markt brachte. Seither hat sich das Unternehmen auf dem Gebiet der wertschöpfungsorientierten Analyse des Kundenverhaltens bzw. des Analytischen CRM positioniert. Die Viscovery® Software ist imstande, riesige Datenmengen zu ordnen und übersichtlich darzustellen. Dadurch wird es möglich, den statistischen Inhalt ganzer Datenbanken auf einem Bildschirm zu visualisieren und verständlich zu machen. Zusammenhänge in den Daten können so intuitiv erfaßt und analysiert werden; beispielsweise kann damit das Verhalten von Kunden besser verstanden und deren wahrscheinliches künftiges Verhalten vorhergesagt werden. In diesem Segment genießen heute die Data Mining-Produkte von Eudaptics international hohes Ansehen. Wegen des großes Know-hows und der reichen Erfahrung in der Anwendung von Data Mining werden auch die Dienstleistungen von Eudaptics sehr geschätzt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte für die Technologie, in der mein Unternehmen führend ist, weitere Anwendungsgebiete erschließen. Künftig würde ich mich auch gern noch der Umsetzung anderer Innovationen oder neuer Technologien widmen. Daneben interessieren mich gesellschaftspolitische Fragen wie die Idee eines Grundeinkommens oder die Relevanz der Erkenntnistheorie von Konrad Lorenz und Rupert Riedl für ein rationales Weltbild. Diesen großen Fragen unserer Zeit möchte ich nachgehen und sie womöglich weiterentwickeln.

Wissenschaftliche Arbeiten in Theoretischer Physik, Veröffentlichungen über Anwendungen von Data Mining, internationale Patente.

Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Österreichischer Alpenverein.