Zum Erfolg von Gerhard Grabher
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich werte es als Erfolg, wenn Besucher einer von mir organisierten Ausstellung nachvollziehen können, welche Informationen ich transportieren möchte, und sich auch neues Wissen aneignen. Einen Erfolg, der sich in Geld nicht messen läßt, erlebe ich immer wieder bei Museumsführungen mit Schulklassen. Wenn es mir gelingt, das Interesse der Schüler zu wecken, sehe ich dies genauso als Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich habe eine Position erlangt, auf die ich hingearbeitet habe, und bin nun in der privilegierten Situation - im Gegensatz zu einigen meiner ehemaligen Studienkollegen -, meinen erlernten Beruf ausüben zu können und noch dazu meinen Alltag selbst zu gestalten.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich habe meine Ziele durch viel Fleiß und Engagement erreicht. Meine Arbeitsweise und meine Anpassungsfähigkeit an ein bestehendes System - indem ich, wenn nötig, auch Arbeiten ausführte, die nicht zu meinem Aufgabengebiet gehörten - trugen wesentlich zu meinem Erfolg bei. Ich bin mir nicht zu schade, diese Arbeiten zu erledigen, wenn es meinem Team und dem gemeinsamen Erfolg dient.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich verschaffe mir durch den Sport den nötigen Ausgleich zum Berufsalltag, indem ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre. Weiters halten mich meine vier Pferde ständig auf Trab, wodurch sich der Alltagsstreß sehr gut kompensieren läßt.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich bin der Überzeugung, daß eigene Ideen den Imitaten vorzuziehen sind.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Herr Dr. Swozilek, der ehemalige Direktor des Vorarlberger Landesmuseums, der Ende 2005 in Pension gegangen ist, verkörpert das, was ich mir unter einem Wissenschafter vorstelle. Nie hat er aufgehört, sich weiterzubilden, oder gar das Interesse an seiner Arbeit verloren. Ich hoffe, eines Tages denselben Wissensstand zu erlangen wie er.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Diskrepanz zwischen den Inhalten, die durch ein Museum transportiert werden sollen, und der Ausstattung der Museen stellt ein Problem dar. In den letzten Jahren wurde viel in Kunsthäuser und Ausstellungshallen investiert, wobei eine bestehende, kulturell unentbehrliche Institution wie das Landesmuseum Jahrzehnte darum kämpfen muß, eine Genehmigung für einen notwendigen Umbau zu erhalten.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Genauso wie ich maßgeblich für ihren Erfolg bin, spielen auch meine Mitarbeiter bei meinem Erfolg eine entscheidende Rolle. Nur wenn wir bereit sind, füreinander in die Bresche zu springen, können wir erfolgreich sein. Ich genehmige meinen Mitarbeitern soviel Freiraum, wie mir möglich und erlaubt ist, und erwarte allerdings im Gegenzug von ihnen, daß sie beispielsweise bei einer Ausstellungseröffnung an einem Freitagabend anwesend sind, ohne sie darum bitten zu müssen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wenn ich geschäftlich länger unterwegs sein muß, und auch durch mein sehr zeitaufwendiges Hobby, das Reiten, kann es auch zu kleinen Reibereien innerhalb der Familie kommen. Wir haben uns allerdings gut arrangiert und können auch schwierige Zeiten sehr gut bewältigen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Es ist ein Ziel, unsere umfangreiche Bibliothek auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und sie nicht länger unter Verschluß zu halten. Weiters wünsche ich mir, daß mein Nachfolger mit meinen Vorgaben etwas anzufangen weiß, um an meine Arbeit anknüpfen zu können. Ein weiteres Ziel sehe ich in der Katalogisierung der Objekte im Museum. Dazu ist es notwendig, auf ein modernes EDV-System umzusteigen, damit sich jeder problemlos darin zurechtfindet.