Zum Erfolg von Heinz Fikar
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Es gibt zwei Bereiche, in denen Erfolg eine Rolle spielt: der private und der berufliche. Im Beruf gibt es für mich drei Aspekte des Erfolges: erstens die tatsächliche Umsetzung einer Idee, zweitens die Anerkennung der eigenen Leistung, auch wenn natürlich der Spruch Viel Feind, viel Ehr' seine Berechtigung hat, und drittens die finanzielle Unabhängigkeit.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, auf jeden Fall. Trotz einiger Rückschläge sehe ich mein Leben bisher als Erfolg.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ohne Zweifel war es der bereits erwähnte Arbeitsunfall und eine damit in Zusammenhang stehende Bemerkung eines Arztes, die mich ganz besonders anspornten zu zeigen, was in mir steckt. Noch heute bin ich auch von einem sehr großen Ehrgeiz getrieben, vielleicht gepaart mit einer gewissen Ungeduld. Letzten Endes war dieses Erlebnis eine wesentliche Weichenstellung in meinem Leben. Wesentlich war auch die Tatsache, daß die Bahn als eines von wenigen Unternehmen Angestellten, die dies wünschten, die Möglichkeit der effizienten Weiterbildung gab und diese auch finanzierte. Drittens war auch ausschlaggebend, daß es für den Eintritt bei den Bundesbahnen keiner einschlägigen Vorbildung bedurfte. Schließlich wurde mir innerhalb der ÖBB die Möglichkeit gegeben, zu zeigen, was in mir steckt. Ein bißchen Glück, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, gehört natürlich auch dazu.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Es gab zwei einschneidende Erlebnisse: nach meinem Unfall ging meine damals noch nicht wirklich laufende Beziehung zu einer Freundin in Brüche. Ich lernte in der Folge jenes Mädchen kennen, die heute meine Frau ist, die mir niemals das Gefühl gab, ich sei ein Krüppel. Die Beziehung zu ihr ist mein erster großer Erfolg. Beruflich empfand ich mich nach der Ablegung der ersten beiden großen Prüfungen innerhalb der ÖBB als erfolgreich.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Sehr wichtig war die Entscheidung, den kaufmännischen Bereich zu verlassen und in den Betriebssektor zu wechseln.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein erster Chef bei der Zolltruppe, Herr Bröthaler, prägte mich mittels eines ganz einfachen Mottos, das lautete: Ich bin Dein Chef, ich habe nicht die einzige Wahrheit, ich verlange von Dir, daß Du mir Deine Meinung ehrlich sagst, aber Du mußt meine Entscheidung respektieren und akzeptieren. Es gab auch eine Art Mentor, Herr Penneda, ein Vortragender bei den Abendkursen, der mich zum Zeitpunkt seiner Pensionierung zu seinem Nachfolger machte.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ungelöst ist für mich die Frage der Transportkosten. Die EU, die ich absolut befürworte, entwickelt sich doch sehr stark in Richtung einer Wirtschaftsgemeinschaft, in der wirtschaftliche Fragen mehr als andere zählen. Wegen der politischen Bestrebungen, Standortnachteile eines Staates zu vermeiden, kann es im Transportwesen keine Kostenwahrheit geben, und damit werden wir immer zu kämpfen haben.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Sie spielen eine sehr große Rolle, denn ich glaube, daß man nur im Team Erfolg haben kann. Gerade in einer Dienstleistungsbranche wie der unseren müssen alle an einem Strang ziehen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Grundsätzlich aufgrund eines persönlichen Gespräches und der Bereitschaft, einerseits etwas zu leisten und sich andererseits in die Mannschaft einzugliedern.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Da wir kein Geld zur Motivation der Mitarbeiter zur Verfügung haben, versuchen wir, Ziele gemeinsam festzulegen und gemeinsam zu erreichen. Ein hoher Grad der Identifikation mit dem Unternehmen ist auch sehr wichtig.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich denke, daß ich von ihnen so akzeptiert und geschätzt werde, wie ich bin.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
In den letzten Jahren sind wir vom reinen Carrier zum Logistiker geworden. Wir verdienen unser Geld nicht nur durch den reinen Transport, sondern auch durch Zusatzleistungen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Traut Euch, selbständig zu entscheiden, seid mutig, den Mund aufzumachen, auch wenn eine Entscheidung eines Chefs dann vielleicht in eine andere Richtung gehen sollte, und hört niemals auf zu lernen!
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe mein berufliches Ziel bereits erreicht. Darüber hinaus würde ich mich freuen, die Entwicklung vom nationalen zum europäischen Player begleiten zu können.