Zum Erfolg von Margot Schindler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich gesellschaftliche Anerkennung, wissenschaftliches Renommee in den eigenen Fachkreisen und Zufriedenheit im persönlichen Leben. Beruflicher Erfolg darf für mich nicht zu Lasten der privaten Zufriedenheit gehen, obwohl mein Beruf in meinem Leben eine sehr wesentliche Stelle einnimmt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich eigentlich schon als erfolgreich. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Das waren in erster Linie Fleiß und viel Glück. Es war sicher wichtig, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen zu sein, wobei es nicht ganz unwichtig war, mein Glück auch entsprechend nützen zu können. Ich hatte auch stets großes Interesse und große Freude an meiner Arbeit. Ist es für Sie als Frau im Berufsleben schwieriger, erfolgreich zu sein? Nein, diese Erfahrung machte ich überhaupt nicht, wobei ich natürlich nur für meinen Bereich in einem kulturellen Umfeld sprechen kann. In der Wirtschaft ist es vielleicht anders. Allerdings ist mir auch in meinem näheren und weiteren Umfeld keine Frau begegnet, bei der es anders gewesen wäre.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als erfolgreich empfand ich mich immer nach dem Erreichen eines größeren selbstgesteckten Zieles, also beispielsweise mit der Matura, der Promotion, der Fertigstellung eines Buches oder einer Ausstellung, an denen ich maßgeblich beteiligt war, etc. Die Tatsache, daß man mir meine heutige Funktion anvertraute, empfand ich natürlich auch als Erfolg.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Vor etwa 20 Jahren stellte sich mir die Frage, ob ich mich beruflich nicht eher der Musik zuwenden soll. Ich blieb bei der Volkskunde und glaube heute, daß dies eine wirklich gute Entscheidung war. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Zu Beginn war es ein Professor, der meine Dissertation begleitete und der den Grundstein für mein wissenschaftliches Interesse legte. In der Folge waren meine Kollegen und Vorgänger hier im Haus für mich von großer Bedeutung, wobei ich durch meinen Vorgesetzten immer sehr gefördert wurde. Erwähnen möchte ich Prof. Oldrich Sirovatka vom Brünner Akademieinstitut für Volkskunde, der mich vor allem während der Endphase meines Studiums sehr prägte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erfahre ich durch Lob und Zuwendung im Kollegenkreis. Besonders freute mich die Ernennung zur Hofrätin im Jahre 2001, die eine besondere Anerkennung seitens der Dienstbehörde bedeutete, weil dies an diesem Haus bisher nicht üblich war. Die Ernennung zur Direktorin des Hauses ist natürlich auch eine Krönung meiner Karriere und die Bestätigung meiner bisher geleisteten Arbeit. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Es gibt ein kulturpolitisches und ein gesellschaftliches Problem. Das erste hängt mit dem Status des Museums zusammen: dem Haus wird meiner Meinung nach zu wenig Anerkennung und Wertschätzung zuteil, denn bis heute wurde ihm der Status eines Bundesmuseums verweigert. Dies führt zu einer schon jahrzehntelang andauernden und demütigenden Abhängigkeit. Alle vergleichbaren europäischen Museen sind staatliche Institutionen. Das zweite Problem hängt mit den Inhalten und dem Namen des Museums zusammen - wir stehen in einer Zeit des Umbruchs, in der ein Paradigmenwechsel im Fach erfolgte, den das Museum aktiv mitvollzogen hat. Wir haben das Image der Volkstümelei längst abgelegt, doch es braucht seine Zeit, bis dies auch medial wahrgenommen wird. Welche sind die Stärken Ihres Museums? Die Stärke des Hauses besteht vor allem in seinen Sammlungen, in seinem reichhaltigen Fundus, der in 110 Jahren zusammengetragen wurde. Wir verfügen über eine grandiose und sehr gut gepflegte Bibliothek mit Literatur, die nirgendwo anders zu finden ist. Viele unserer Schaustücke haben nicht unbedingt einen hohen materiellen, aber oft einen umso höheren ideellen Wert. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Es gibt kein vergleichbares Haus mit einer so breitgefächerten Sammlung. In diesem Sinne sind wir ohne Konkurrenz. Wir stehen in engem Kontakt zu zahlreichen anderen musealen Einrichtungen, mit denen es eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit gibt. Konkurrenz gibt es im urbanen Umfeld durch die anderen Museen, vor allem durch das Historische Museum der Stadt Wien, das sich in einem ähnlichen Bereich bewegt wie wir, aber über ungleich mehr Mittel verfügt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da ich einen sehr verständnisvollen und toleranten Ehemann habe, der sich selbst zu meinen Gunsten stets sehr zurücknahm, und weil wir keine Kinder haben, konnte ich mich in jeder Richtung frei entfalten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte den Weg, den das Haus bisher ging, weitergehen. Ich hätte gerne mehr kulturpolitische Anerkennung für unser Haus und möchte eine interessante Ausstellungspolitik verfolgen, die uns gut positioniert. Weiters werde ich die Mitarbeiter mehr in Entscheidungsfindungen einbinden.