Zum Erfolg von Gabor Tepper
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich ein gewisses Sicherheitsgefühl. Diese Sicherheit ist durchaus vielschichtig - in einem sicheren Land zu leben gehört ebenso dazu, wie die finanzielle Sicherheit. Ein gutes Einkommen ist für mich aber erst in zweiter Linie ein Zeichen des Erfolges. Gesellschaftliche Anerkennung ist hingegen eine wichtige Säule des Erfolges. 80 Prozent der Tätigkeit eines Menschen geschehen im Hinblick darauf, sie für sich selbst zu machen, sie gut zu machen und dafür Anerkennung zu erfahren. Wenn ich meinen Beruf mit Freude ausübe, werde ich in meinem Fach auch gut und letztlich erfolgreich sein. Der finanzielle Erfolg ist dann eine Begleiterscheinung. Ein Mediziner investiert ja sehr viel Zeit und Geld in seine Ausbildung, das wird erst Jahre später honoriert.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich beruflich als erfolgreich, da ich positives Feedback bekomme, sowohl von Kollegen als auch von Patienten. Ich bin als Spezialist für Implantologie in einer Gemeinschaftspraxis tätig und habe das Gefühl, in einem sehr guten kollegialen Netzwerk zu arbeiten, wo gegenseitige Unterstützung an der Tagesordnung ist. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Beruflich bin ich durch meine Familie geprägt, da meine Eltern eine allgemein-zahnärztliche Praxis führten. Es war schon immer mein Wunsch, Zahnarzt zu werden. Meine Spezialisierung auf ästhetische Chirurgie und Implantate ist die logische Fortführung, da dies der Stand der Dinge in unserem Fach ist. Nach einer amerikanischen Untersuchung ist der Wunsch, kauen und essen zu können neben jenem, gehen und selbständig die Toilette benützen zu können das größte Bedürfnis älterer Menschen im Gesundheitsbereich. Das faszinierte mich, und daher befaßte ich mich intensiv mit komplexem Knochenaufbau und der Wiedergewinnung des verlorenen Kieferfortsatzes. Neben dem medizinischen Fachwissen und Können ist der hohe Einsatz von Arbeitsstunden, durchschnittlich 60 bis 80 Wochenstunden, ein wichtiger Erfolgsfaktor. Dazu kommen noch zahlreiche Wochenenden, an denen ich quer durch die Welt Kongresse besuche und Vorträge halte. Der persönliche Einsatz ist also sehr groß, das macht meines Erachtens den Hauptteil des Erfolges aus. Ebenso wichtig ist die Freude am Beruf. Nur was ich gern mache, kann ich auch gut machen.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Viele Menschen werden wahrscheinlich eitel sagen: Originalität. Aber man kann nicht jeden Tag das Rad neu erfinden. Es sollte niemand so vermessen sein, vorhandene Strukturen und Arbeitsweisen, die andere mit viel Schweiß erarbeiteten, umzustoßen und nur um der Originalität willen neu zu erfinden. Der Stand des Wissens und der Technik ist das Ergebnis jahrzehnte- und jahrhundertelanger Arbeit und Forschung. All das a priori über Bord zu werfen wäre eine Dummheit. Trotzdem muß man all das, was man tut, täglich hinterfragen. Das, was man hat, zu erhalten, ist noch keine tolle Leistung. Man muß die Ressourcen, die einem gegeben wurden, auch ausbauen. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Fachlich gesehen hatte ich sehr gute Lehrer an der Universität. Ich hatte das Glück und Privileg, bei großen und namhaften Lehrern und Vorreitern auf ihrem Gebiet zu lernen. Die Basis, die Wertevermittlung, wird aber ausschließlich im Elternhaus gelegt. Darum waren meine Eltern die prägendsten Persönlichkeiten in meinem Leben. Es war für mich nie eine Option, mein Leben zu verbummeln. Das kam nie in Frage. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Das größte Problem in meinem Fach ist die Tatsache, daß der Mensch heute länger lebt als seine Einzelteile. Wer altersbedingt seine Zähne verliert, verliert auch seinen Kieferknochen. Die Herausforderung ist also, Kiefer und damit Knochen zu regenerieren. Auf diesem Gebiet wurde zwar schon viel erreicht, trotzdem hat die Wissenschaft noch einen weiten Weg zu gehen. Das zweite Problem betrifft die gesamte Medizin: Ich und die meisten meiner Kollegen wünschen uns die selige Zeit zurück, als Ärzten jegliche Form der Werbung verboten war. Es ist für uns und die Patienten sehr schlecht, wenn mehr oder weniger seriöse Journale Rankings von den besten Zahnärzten im Preisvergleich publizieren. Diese Bewertungen können nicht objektiv sein.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter sind das Aushängeschild. Wenn das Personal am Empfang unfreundlich ist, habe ich schon verloren. Die medizinische Leistung am Patienten ist ja nur ein Teil meiner Arbeit, der wahrscheinlich größere und schwierigere Teil ist es, diese Leistung auch zu verkaufen - mit allen Konsequenzen des Schmerzes, der Kosten und der Behandlungsdauer. Daher muß der Patient positiv gestimmt zu mir kommen, und das kann nur das Personal im Vorfeld bewirken. Im Zuge meines Auslandsaufenthaltes in den USA erlebte ich Seminare, wo Mitarbeiter darauf trainiert werden, ausschließlich lächelnd zu telefonieren. Auch wenn es der Anrufer nicht sieht, er hört die Freundlichkeit. Und Freundlichkeit ist das mindeste, was man verlangen kann. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Mein voraussichtliches Pensionsantrittsalter liegt im Jahr 2030. Alles, was ich bis dahin nicht mit bestem Wissen und Gewissen mache, jede kleine Komplikation, holt mich bis dahin zehnmal ein. Daher arbeite ich mit höchster Präzision im Dienste des Patienten - ich sehe die Praxis als Existenzgrundlage für mich und meine noch nicht geborenen Kinder. Ich könnte jeden einzelnen meiner vielen tausend Patienten anhand des Röntgenbildes erkennen. Ich verbinde das Röntgenbild sofort mit dem dazugehörigen Gesicht. Das ist sicher eine meiner großen Stärken.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich hatte nicht das Glück, jung zu heiraten und habe daher auch keine Familie, die mir eine private Rückzugsmöglichkeit bietet. Mein Leben ist erfüllt von Klinik, Ordination, wissenschaftlicher Tätigkeit, Vorträgen und Kongressen. Das ist der Preis für den beruflichen Erfolg. Ich möchte in absehbarer Zeit eine Familie gründen, aber bisher hatte die Karriere eben Vorrang. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Allein schon aufgrund der Betreuung meiner Studenten und meiner Tätigkeit an der Universitätsklinik bin ich verpflichtet, mich auf dem laufenden zu halten. Ich verwende daher sehr viel Zeit für Fortbildung, auch wenn es fast unmöglich ist, die komplette Übersicht zu bewahren. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Verschlaft nicht die wichtigen Jahre! Plötzlich ist man 25 Jahre alt und hat in seinem Leben nichts bewegt. Viele meiner Schulkollegen haben ihr Leben vermasselt, indem sie zehn Jahre in den Sand gesetzt haben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine persönlichen Ziele liegen in einer Familie mit möglichst vielen Kindern. Spätestens ab dann werde ich auch meine Vortragstätigkeit und die Kongreßbesuche wesentlich einschränken. Ich glaube, daß dann dieses Bedürfnis auch automatisch erlischt. Ich habe vor, rechtzeitig mit meinem Beruf aufzuhören und die geschaffenen Ressourcen auch zu genießen. Dazu gehört natürlich Gesundheit, auf die ich schon heute sehr achte.