Zum Erfolg von Jeannine Schiller
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg verbinde ich damit, eine gewisse Stellung zu erreichen und für meinen Einsatz anerkannt zu werden. Ein Dankeschön für meine Leistungen ist für mich das schönste Kompliment. Es wäre gelogen, wenn ich nicht zugeben würde, daß ich die schönen Dinge des Lebens mag, doch bezieht sich meine Erfolgsdefinition nicht auf Materielles. Menschliche Anerkennung zählt für mich sehr viel.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe erreicht, was ich mir vorgenommen habe, auch wenn ich nicht allen Chancen folgen konnte. Da ich meine Kindheit in vielen Pensionaten verbrachte, war ich ein als Kind einer wohlhabenden Mutter zwar ein reiches, andererseits aber sehr armes, lieblos behandeltes und dadurch früh auf sich gestelltes Kind, das bald Vorstellungen von einem guten Leben entwickelte. Möglicherweise war ich schon als Kind etwas anders als die anderen. Ich habe als Mutter meinen Kindern alle Liebe und Fürsorge zukommen lassen. Ich lernte auch, daß man schlicht und einfach nicht jedem gefallen kann.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
In meinen Auftritten zugunsten der Wohltätigkeitsarbeit verhalte ich mich ehrlich, vertrauenswürdig und authentisch. Es liegt mir nicht daran, mich besser oder schlechter hinzustellen, als ich es bin. Bestimmt strahle ich eine Sicherheit aus, die andere aufhorchen läßt. Will ich im Sponsoring etwas erreichen, drücke ich mich offen und geradlinig aus - ich verfälsche Inhalte nicht. Ich bin keine Bettlerin, wenn ich Mittel auftreibe, sondern achte darauf, im Gegenzug etwas Entsprechendes anzubieten. Dabei investiere ich vorab mit höchster Sorgfalt und allergrößter Seriosität in Projekte.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Vielleicht sind meine Impulsivität und Ehrlichkeit nicht immer ein Vorteil, und das bringt ein gewisses Risiko mit sich, das ich aber eingehe, auch wenn ich mich dadurch manchmal am Abgrund bewege. Ich bin sehr sensibel und löse schwierige Probleme durchaus alleine. Eine übermenschlich starke Frau bin ich sicher nicht, auch wenn manche das meinen. Ich habe Neid kennengelernt und mußte als Projektionsfläche viel einstecken. Dennoch versuche ich, gut mit damit umzugehen und ich lasse mir meine innere Lebendigkeit und wache Neugierde nicht nehmen. Manchmal fühle ich mich in der Gesellschaft junger Menschen wohler, weil es um lebendige, aktuelle Inhalte geht, nicht um Golf oder Krankheit.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Das Vorurteil von der blonden Tussi ist mir nicht unbekannt, solche Abwertungen hört man ja oft. Modische Frauen mit Flair und einem eigenen Stil, die sich auch gerne zeigen, haben es immer noch schwer.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Natürlich ziehe ich Grenzen. Zu Hause bin ich keine Femme fatale, da bin ich mitunter auch im legeren Look und ungeschminkt anzutreffen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich habe zu jung geheiratet und meine Ausbildung kam zu kurz. Einem jungen Menschen würde ich raten, Wert auf eine gute Ausbildung zu legen und in jedem Fall Sprachkenntnisse zu erwerben. Er möge einen Weg gehen, der ihm erlaubt, seine Kreativität so einzusetzen, daß seine wirtschaftliche Existenz gesichert ist. In meinem Leben war mir meine erste Schwiegermutter eine wichtige Stütze, weil sie mir half, meine Scheu zu überwinden. Selbstsicherheit ist einfach ein wichtiger Faktor des Erfolges.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe sehr viel für Wohltätigkeitsevents getan. Ich möchte nicht mehr tausende Karten selbst verkaufen, um Mittel zur Finanzierung von Events vor der Projektdurchführung zu haben. Ich werde weiterhin aktiv sein, doch ist mir daran gelegen, das Budget vorab zur Verfügung gestellt zu bekommen. Meine Mutter ist an Krebs verstorben und mein Bruder erkrankte daran, deshalb engagiere ich mich sehr stark für die Krebshilfe. Manchmal enttäuscht es mich aber zu sehen, welch geringen Stellenwert die Stadtgemeinde Wien den Anliegen der Krebshilfe einräumt.