Zum Erfolg von Günther Roppele
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich den größten Teil der mir zur Verfügung stehenden Zeit für das, was ich tun will, einsetzen kann, bin ich erfolgreich. Ich habe seit 20 Jahren zwölf Wochen Urlaub im Jahr. Ich bin sehr neugierig und an anderen Kulturen interessiert, insofern beinhaltet meine persönliche Erfolgsdefinition ein gewisses Ausmaß an freier Zeit. Ich arbeite nicht des Geldes wegen und lege keinen Wert auf Statussymbole. Lebensqualität und Selbstbestimmung gehen mir über alles.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich betrachte mich als erfolgreich, auch wenn ich in kein gängiges Klischee falle. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Zur Ausübung der von mir gewählten Körperarbeit sind Talent, Sensibilität, ein hohes Maß an Selbstwahrnehmung, eine gewisse Demut und Training erforderlich. Ich habe Tausende von Stunden für Körperarbeit und Selbsterfahrung aufgewendet. Diese reiche Erfahrung setze ich in meinen Behandlungen ein. Ich verfüge über ein hohes Maß an Empathie. Bei einer Behandlung konzentriere ich mich zu 100 Prozent auf meinen Klienten. Es ist mir wichtig, daß mein Klient zu seiner Balance findet.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Gibt es ein Problem, gibt es immer auch eine Lösung. Ich verändere oft nur meinen Standpunkt, gehe einen Schritt nach vorn, zurück oder zur Seite, wenn es darauf ankommt. Oft identifiziere ich mich bei einem Thema mit der anderen Person, um in der Tiefe einen Konflikt besser verstehen zu können. Bei Entscheidungen hole ich, falls ich unsicher bin, gerne vorab den Rat von Vertrauten oder Mentoren ein. Ich vermeide es, in emotional aufgeladenen Situationen zu entscheiden. Lieber warte ich, bis der Wind aus den Segeln ist. Manchmal nehme ich den Blick eines wohlgesinnten Freundes ein, stehe ich vor einer schwierigen Situation. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Authentizität ist das wertvollste Gut für mich. Ich lehne es ab, Heilversprechen oder sonstige überhöhte Aussagen in Behandlungen abzugeben.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Persönliche Weiterempfehlungen sind die schönste Form der Anerkennung. Feedback zeigt mir den Weg.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Grenzen verschwimmen beinahe. Bei einer Trennung der Lebensbereiche handelt es sich bei dem Bereich Arbeit ja um eine Form der entfremdeten. Ich folge meiner Berufung, und meine Haltung entspricht einem ganzheitlichen Zugang zum Leben. Da ich auf Geld nicht viel Wert lege, bin ich gemäß schamanischer Tradition offen für den bewußten Tausch von Dingen und Leistungen. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Folge der Stimme Deines Herzens und mache zum Beruf, was Du am allerliebsten tust! Die Bereitschaft zuzuhören und die Offenheit für andere Kulturen und Blickwinkel ermöglichen eine breite Beurteilung verschiedener Lebenssituationen. Das Denken in Alternativen wird gefördert, das Verhaltensspektrum verbreitert sich. Wer verschiedene Sprachen beherrscht, trägt viele unterschiedliche kulturelle Sichten in sich und tragt zu einer vertieften Wahrnehmungsfähigkeit bei. In den USA wurden Dollarmillionäre über 30 Jahre hindurch interviewt. 93 Prozent dieser Personen taten, was sie am liebsten tun wollten, und machten ihr Hobby zum Beruf. Sie waren überdurchschnittlich glücklich im Vergleich zur normalen Bevölkerung. Sie waren auch weniger krank im Alter und genossen eine höhere Lebensqualität.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin gerade auf das Land gezogen. Kurzfristig möchte ich mit Ende des Winters 2007 einen hohen Selbstversorgungsgrad erlangen. Mittel- und langfristiges Ziel ist die Erhaltung meiner Gesundheit, um in Würde alt zu werden. Diesbezüglich möchte ich noch ein wenig mehr Disziplin gewinnen. Es gibt in unserer Gesellschaft viele ältere Menschen, die im Alter in ein Ghetto abgeschoben werden. Diesen Umstand finde ich traurig - auch, weil ältere Menschen über einen reichen Erfahrungsschatz verfügen, welcher der Gesellschaft verlorengeht. Ich arbeite an einem langfristigen Projekt, eine Art Mentoren-Pool von ca. 200 Personen, die sich Schützlinge aussuchen, um Sinnvolles weiterzugeben. Ziele des Projektes sind die Erhöhung der Lebensqualität - im speziellen von Jugendlichen und alten Menschen - und die Bewahrung des erworbenen Wissens und des Erfahrungsschatzes für kommende Generationen.
Ihr Lebensmotto?
Ich bin der Gebende, ich bin der Nehmende, ich bin das, was gegeben wird.