Zum Erfolg von Bibiane-Stéphanie Krapfenbauer-Horsky
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist ein wunderbares Gefühl, das man genießt, wenn man Ziele erreicht und auch Anerkennung dafür bekommt. Ich bin aber ein Mensch, der mit konstruktiver Kritik nicht nur umgehen kann, sondern sich manchmal sogar etwas mehr kritische Stimmen und Fragen wünscht. Ich lerne aus Kritik und erachte sie für die persönliche Entwicklung als sehr wichtig.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, durchaus. Als ich mit der Ausbildung zur Fremdenführerin begann, wollte ich in diesem Beruf etwas erreichen - und das ist mir gelungen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Karriere in der Fremdenführerbranche war nicht geplant, Glück und Zufall spielten dabei schon eine gewisse Rolle. Auch bei meiner Fremdenführerprüfung hatte ich etwas Glück, daß ich gleich beim ersten Mal durchgekommen bin. Neben der guten Vorbereitung braucht man auch eine Portion Charme, mit der ich einiges ausbügeln konnte. Später, in meinen verschiedenen Funktionen beim Verein der geprüften Wiener Fremdenführer, konnte ich durch mein Engagement und meine Ideen überzeugen. So reformierte ich unsere hauseigene Publikation von Grund auf und machte aus einer zweijährigen Festschrift ein Kulturmagazin, das inzwischen auch außerhalb des Tourismus eine hohe Akzeptanz genießt. Grundlage des Erfolges ist aber die Freude am Beruf und an der Tätigkeit. Nur wegen des Geldes oder für eine höhere Position zu arbeiten ist der falsche Weg.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ja, es ist für eine Frau wesentlich schwieriger, Karriere zu machen, speziell wenn man Kinder hat. In den meisten Fällen muß sich die Frau trotz Fulltime-Job auch um Haushalt und Kinder kümmern.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Geprägt wurde ich durch mein Elternhaus und hier speziell von meiner Mutter. Sie kam von Preßburg als Flüchtling nach Wien, war nach der Grundschule Unternehmerin und kümmerte sich sehr um die Ausbildung von Lehrlingen. Die Zukunft der Jugend lag ihr sehr am Herzen. Sie ist ein kluger und gebildeter Mensch mit sehr starken kulturellen Interessen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Es gibt von unseren Mitgliedern sehr viel Anerkennung und Lob. Natürlich gibt es zu bestimmten Themen auch andere Standpunkte und Meinungen, aber mit dieser Kritik kann ich gut umgehen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Unterschiedlich. Die meisten Menschen zollen mir durchaus Respekt und Anerkennung. Es kann mich jeder sehen, wie er will, mir ist nur wichtig, daß alle Beteiligten zufrieden sind.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Indem ich ihnen sehr viel Freiraum lasse und ihnen die Möglichkeit gebe, sich bei den Sitzungen richtig zu präsentieren und zu profilieren.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe zwei kleine Kinder, die mich sehr beanspruchen, und außerdem noch zwei Stieftöchter. Das mit meinem Arbeitstag zu vereinbaren, der häufig von früh bis spät mit Besprechungen und wichtigen Sitzungen ausgefüllt ist, ist anstrengend und schwierig. Ohne die Unterstützung meiner Mutter, meiner Schwiegermutter und einem Kindermädchen wäre das nicht zu schaffen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Unser Verein betreibt gemeinsam mit der Wirtschaftskammer eine Weiterbildungsakademie für Fremdenführer. Hier nehme ich selbst an verschiedenen Veranstaltungen teil. Außerdem habe ich mehrere Konzert- und Theaterabonnements und beschäftige mich auch privat viel mit Kunst und Kultur, was man in meinem Beruf auch als Weiterbildung sehen kann.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wer beruflich in unserer Sparte erfolgreich sein will, muß Offenheit, eine breite Allgemeinbildung, Freundlichkeit und Diplomatie mitbringen. Bei Gruppenführungen muß man individuell auf jede Gruppe eingehen und auch bei langjähriger Routine den Teilnehmern die Stadt so zeigen, als wäre es das erste Mal. Ganz allgemein möchte ich raten, konsequent seinen Weg zu gehen, auch wenn die Zeugnisse und Noten einmal nicht so toll ausfallen. Auch Sigmund Freud brauchte für sein Studium 15 Jahre, nicht weil er nichts weiterbrachte, sondern weil er sich allgemein bildete.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein oberstes Ziel im Verein ist die Zufriedenheit unserer Mitglieder und aller außenstehenden Personen, die mit uns zu tun haben. Ich möchte das Vienna Guide Service total neu aufbauen und einen Dachverband für alle Guides schaffen. Was unser Kulturmagazin betrifft, will ich diese Publikation ab 2008 noch professioneller gestalten. Langfristig kann ich mir vorstellen, als Präsidentin maximal zehn bis 15 Jahre aktiv zu sein, dann möchte ich mich neuen Aufgaben zuwenden.