Zum Erfolg von Gerlinde Mutz
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn es meiner Familie und mir gut geht, wir gesund und finanziell halbwegs abgesichert sind, sehe ich das als Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich bin zufrieden - man braucht nicht unbedingt einen Ferrari und eine Luxusyacht, um glücklich zu sein.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein Motto ist Leben und leben lassen, mit Geradlinigkeit und Ehrlichkeit erreicht man seine Ziele am ehesten. Es bringt nichts, auf andere Menschen neidisch zu sein - ist man mit seinem Leben unzufrieden, muß man es eben selbst ändern, das kann einem niemand abnehmen. Erfolg kommt auch nicht von heute auf morgen, ich stecke mir jeweils kleine, erreichbare Ziele, die ich Schritt für Schritt umsetze. Hals über Kopf und um jeden Preis funktioniert gar nichts. Im Betrieb achte ich darauf, daß sich die Gäste bei uns wohl fühlen und zufriedengestellt werden. Der Beruf macht mir große Freude, und das spüren auch die Gäste. Der Erfolg des Heurigen ist aber nicht mein Verdienst alleine, wir arbeiten Hand in Hand, und jeder trägt seinen Teil bei. Es kommt nicht auf eine Einzelperson, sondern auf das Gesamtbild an.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Für mich als Wirtin nicht. Ich muß mich nicht in einer Firma gegenüber anderen profilieren - als Angestellte in einem Unternehmen ist der Konkurrenzkampf sicher größer.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wir haben zwar hauptsächlich Stammgäste, trotzdem kommen natürlich auch immer wieder neue Gäste. So kam zum Beispiel ein netter Herr zu uns, der ganz Ostösterreich mit dem Fahrrad erkundete, um diesen Teil des Landes besser kennenzulernen. Er wurde selbstverständlich sehr freundlich bei uns aufgenommen, wir organisierten für ihn über Bekannte eine Übernachtungsmöglichkeit, und am nächsten Tag kam er wieder. Später erhielten wir einen Brief von ihm, in dem er sich für die freundliche Aufnahme und gute Bewirtung bedankte. Außerdem kündigte er an, daß er nächstes Jahr wieder kommen wird. Das ist für mich Anerkennung und Erfolg.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich selbst habe die Konzessionsprüfung für das Gastgewerbe im Mai 1999 erfolgreich und aufgrund meiner Vorkenntnisse auch problemlos abgelegt. Grundsätzlich finde ich aber, daß es in der Gastronomie viel zu einfach ist, den Befähigungsnachweis zu erlangen. Heutzutage kann jedermann ohne vorherige Berufsausbildung einen dreiwöchigen Kurs absolvieren und danach die Prüfung ablegen. Dadurch werden ständig neue Lokale eröffnet und von Leuten geführt, die vom Geschäft eigentlich fast keine Ahnung haben, was ein schlechtes Licht auf die gesamte Branche wirft. Sehr viele dieser sogenannten Gastronomen müssen nach zwei Jahren wieder zusperren, weil es nach dieser Zeit mit Finanzamt und Krankenversicherung ernst wird und plötzlich hohe Zahlungen fällig werden. Leider glauben noch immer etliche dieser neuen Selbständigen, daß sie das, was sie einnehmen, auch ausgeben können.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Wir sind ja praktisch ein Familienbetrieb und beschäftigen nur eine Mitarbeiterin. Sie soll aber genauso zufrieden sein wie ihre Chefs, dann funktioniert auch alles reibungslos. Ist die Mitarbeiterin unzufrieden und unmotiviert, färbt das auch auf das Geschäft ab. Daher wird sie von uns auch voll eingebunden, hat ein gewisses Mitspracherecht und muß nicht das Gefühl haben, nur eine Arbeitskraft zu sein.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ein Mitarbeiter muß echtes Interesse an diesem Beruf und Freude am Umgang mit Gästen haben. Wer es nur als Job zum Geldverdienen sieht, ist bei uns fehl am Platz. Die Grundeinstellung muß stimmen, alles andere ergibt sich von alleine.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Der Arkadenhof-Heurige verfügt über 80 Sitzplätze im Lokal sowie 120 Plätze im Gastgarten und ist ganzjährig geöffnet. Wir bieten Wein aus eigenem Anbau und kulinarische Spezialitäten aus der Region. Das Lokal liegt nicht in einem Durchzugsgebiet, daher sind unsere Gäste zum überwiegenden Teil Stammkunden. Eine unserer großen Stärken ist sicher das familiäre Flair und der persönliche Kontakt zu den Gästen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wenige Monate nach unserer Eröffnung sperrte in unmittelbarer Umgebung noch ein anderes Lokal auf. Wir verhalten uns seit Beginn fair zueinander. Die Gäste freuen sich über Abwechslung, und wenn wir korrekt miteinander umgehen, haben alle etwas davon. Eine gewisse Vielfalt macht die Region ja auch für neue Gäste interessant.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die beiden Bereiche sind bei uns klarerweise sehr eng miteinander verwoben. Speziell in der Anfangsphase der Selbständigkeit gab es fast kein Privatleben, weil wir uns mit Feuereifer ins Geschäft stürzten und jede Möglichkeit nutzten, um das Lokal bekannt zu machen. Im Laufe der Jahre wird dann der Wunsch nach etwas mehr Privatleben und persönlichem Freiraum stärker - und wenn es nur eine Stunde täglich ist, die ich für mich habe. Diese Zeit nehme ich mir inzwischen auch.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich besuche fallweise Kurse oder Informationsabende des Wirtschaftsbundes und der Wirtschaftskammer. Diese Angebote sind auch wirklich informativ.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mit einer gesunden Portion Hausverstand und praktischer Arbeit kommt man oft weiter als mit theoretischer, schulischer Ausbildung. Das Leben ist der beste Lehrmeister. Die Berufswahl ist ein entscheidender Schritt, daher sollten junge Leute genau überlegen, welche Richtung sie einschlagen wollen, und ob sie auch die entsprechenden Fähigkeiten mitbringen. Im Berufsleben selbst muß man zuerst eine gute Leistung erbringen und seine Arbeit genau erledigen, ehe man Forderungen stellen kann.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen!