Zur Karriere von Julia Flunger
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der AHS-Matura begann ich an der Universität Innsbruck Kunstgeschichte und Architektur zu studieren. Bald merkte ich, daß mir das Studium zu theoretisch ist, und daher machte ich parallel eine praktische Ausbildung in einer Galerie. Diese Arbeit - von Glasschneiden über Vergolden bis zu Buchhaltung - machte mir großen Spaß, die Kombination von Theorie und Praxis war ideal für mich. Dann wurde erstmals in Österreich das System eines Fachhochschulstudiums angeboten, das mich aufgrund der hohen Qualität der Aufnahmekriterien und der Vortragenden interessierte. Ich bewarb mich erfolgreich am International Management Center in Krems, da diese Ausbildung eine starke Praxisnähe versprach und der Unterricht in Englisch abgehalten wurde. So studierte ich ab 1994 Tourismus und Freizeitwirtschaft in Krems und erlebte eine sehr spannende Zeit, weil wir als erster FH-Jahrgang enorm viel Feedback leisten durften und gemeinsam mit den Lektoren die Möglichkeit hatten, das Studium zu beeinflussen. Diese Phase war für meine weitere Laufbahn sicher auch prägend, weil wir die Chance hatten, mit internationalen Referenten, auch aus der Wirtschaft, in direkten Kontext zu treten. Außerdem waren wir sehr früh gefordert, uns eine eigene Meinung zu bilden und Ziele zu setzen. 1996 machte ich mein erstes Praktikum in Thailand, wo ich ein halbjähriges Managementtraining in einer großen Hotelkette, das der Königsfamilie gehört, absolvierte. Auch das war wieder eine großartige Erfahrung, und zwar für beide Seiten. In den letzten beiden Studienjahren spezialisierte ich mich auf die Bereiche Business & Culture. Das zweite Praktikum machte ich bei einer Agentur in Wien, wo mir die Möglichkeit geboten wurde, maßgebliche Beiträge zu leisten, und wo mir der Geschäftsführer interessante Zukunftsperspektiven in Aussicht stellte. Daher trat ich auch nach meiner Sponsion 1998 bei dieser Agentur ins Berufsleben ein. In diesem klein strukturierten, vom Eigentümer geführten Unternehmen erhielt ich Einblick in alle Geschäftsbereiche - vom Kundenkontakt über die Budgetgestaltung bis hin zur Durchführung und Organisation. Ich arbeitete eigenverantwortlich, später mit zwei eigenen Mitarbeitern, und konnte mir ein tolles Gesamtbild von den Geschäftsabläufen machen. Nach drei Jahren in dieser Agentur wurde mir bewußt, daß es Zeit für den nächsten Schritt in meiner beruflichen Entwicklung war. Ich bewarb mich 2001 auf eine Anzeige des Tiroler Kristallimperiums Swarowski, das mich als gebürtige Tirolerin besonders interessierte. Dort war ich als Communication Manager für die internationale PR im Business-to-Business-Bereich verantwortlich. 2002, im Alter von 28 Jahren, kam der Punkt, an dem ich erkannte, daß ich aufgrund von Studium, Fachhochschule und Beruf eigentlich nie wirklich Zeit gehabt hatte, meine Jugend oder das studentische Leben zu genießen. Also gab ich kurz entschlossen meine Stelle bei Swarowski auf, löste mich von allen Verbindlichkeiten in Österreich und flog nach Mittelamerika. Es war ein Abenteuer auf unbestimmte Zeit, ich folgte einfach meiner inneren Stimme. Aber anstatt meine Seele längere Zeit baumeln zu lassen, begann ich in einem Reisebüro in Costa Rica zu arbeiten, und plötzlich stand dort binnen kürzester Zeit „General Manager“ auf meiner Visitenkarte. Damit war ich aber nicht glücklich, also kündigte ich, packte meinen Rucksack und bereiste ganz Mittelamerika. Nach wenigen Wochen war es aber wieder soweit, und ich schloß mit diversen mittelständischen Tourismusunternehmen Kooperationen - ich beriet die Firmen, machte kleine Marketingworkshops und erhielt als Gegenleistung Reisen oder Hotelaufenthalte. Dann ereilte mich ein Jobangebot der Albertina in Wien, das ich bereits davor zugunsten meiner privaten Auszeit abgeschlagen hatte. Diesmal sagte ich aber zu, kehrte nach Wien zurück und arbeitete dann ab Januar 2003 in der Marketingabteilung der Albertina. Die Tätigkeit gefiel mir außerordentlich gut, da sie mein ursprünglichstes Interesse, nämlich Kunst und Kunstgeschichte, mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund verband. Zu meinen Aufgaben gehörte dann auch Sponsoring, Fundraising und das Protokoll bei Staatsbesuchen. Es ist uns gelungen, die Albertina aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und auf ein solides Fundament zu stellen. Im November 2007 nahm ich schließlich ein Angebot der Österreichischen Galerie Belvedere an, wo ich seither als Leiterin Marketing und Kommunikation tätig bin.