Zum Erfolg von Franz Römer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich Ziele beziehungsweise Planungen umzusetzen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Fach setzte ich die Idee meines Vorgängers um, nämlich die Latinistik ausgehend vom antiken Latein auf das Mittelalter und die frühe Neuzeit zu erweitern. Er erweiterte bereits die Bezeichnung der Lehrkanzel auf Klassische Philologie und Mittellatein, mir gelang es in meinen Berufungsverhandlungen, in den achtziger Jahren Mittellatein als eigenes Fach durchzusetzen. Mit Hilfe guter Mitarbeiterinnen erweiterte ich das Spektrum auf die frühe Neuzeit, ein Ziel, das gelang, auch das Institut heißt heute Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die wissenschaftliche Leistung und die Begeisterung für das Fach alleine nützen nichts, wenn keine Stelle frei ist. Ich hatte das Glück günstige Umstände vorzufinden, denn es waren damals zwei Lehrkanzeln frei, eine für Gräzistik (Altgriechische Philologie), wofür es keine qualifizierte Person in Österreich gab, und eine für Latinistik, die man mit einem Österreicher, also mit mir, besetzte. Das war ein wichtiger Karriereschritt. Viel Arbeitseinsatz und Zeitaufwand setze ich bis heute ein. Die Lehre macht mir große Freude, und ich unterrichte heute noch acht Stunden pro Semester.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Nachdem ich mich einige Jahre nur der Lehre zugewandt hatte, begann ich Mitte der achtziger Jahre wieder zu publizieren und erweiterte mit Hilfe einer tüchtigen Mitarbeiterin das Spektrum des Faches auf das Neulatein.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich lernte leicht, und in der Schule interessierten mich viele Fächer, auch stand mir der Weg zu einem Studium der Rechtswissenschaften offen, doch entscheidend für die Wahl der Latinistik war mein ausgezeichneter Lateinlehrer. In Prof. Rudolf Hanslik fand ich an der Universität ein Vorbild, das mich begeisterte. Ich promovierte bei ihm sub auspiciis; heute bin ich sein Nachfolger.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
2006 mit deutlicher Mehrheit zum Dekan wiedergewählt zu werden, war eine schöne Anerkennung für mich.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Wenn man große Fakultäten verwaltet, kann man wissenschaftlich selbst nicht so aktiv sein und braucht gute Mitarbeiter.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Zeit ist sicher knapp, und meine Frau sehr tolerant und verständnisvoll. Ich entwickelte mich vom Morgen- zum Abendmenschen, da ich den Vormittag leichter meiner Familie widmen kann. Dafür verbleibe ich sehr oft bis in die Nachtstunden an der Universität, mit dem Vorteil in Ruhe und ungestört meine Arbeit erledigen zu können.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Fachlich ist es mein Ziel, die frühe Neuzeit weiter zu erforschen, auf Fakultätsebene strebe ich die Erhaltung der vorhandenen Breite, die Förderung von Spitzenkräften in möglichst vielen Bereichen und die thematische Erweiterung entsprechend internationaler Entwicklungen mit einem Schwerpunkt in den Asienwissenschaften an. Zu Beginn meines Dekanats gab es vier Lehrkanzeln, Sinologie, Japanologie, Indologie und Tibetologie; inzwischen kamen die Koranologie, Wirtschaft und Gesellschaft Ostasiens und Neuzeitliches Südasien hinzu. Das Institut für Klassische Philologie gibt es seit 1849, und ich habe die Chance, die zweitlängste Professur, die es in meinem Fach je gegeben hat, zu bekleiden. Im 19.Jhdt. gab es jemanden mit einer Amtszeit von 40 Jahren, ich kann es auf 33 bringen.