Zum Erfolg von Robert Jung
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Beruflicher Erfolg tritt dann ein, wenn ich meine persönlichen Ziele im Rahmen meiner beruflichen Aufgabenstellung erreiche. Dazu bedarf es neben der fachlichen Komponente vor allem auch „Soft-Skills“, welche meiner Ansicht nach, mit zunehmender Verantwortung immer wichtiger werden. Ich bin davon überzeugt, dass diese auch in meiner Position sehr wichtig sind, da ich für 560 Mitarbeiter in Österreich verantwortlich bin.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Nein! Es gibt sehr wenige Menschen, die ich im Sinne meiner Definition als erfolgreich bezeichnen würde. Erfolgreiche Menschen sind für mich solche, die etwas absolut Einzigartiges bewegt bzw. erschaffen haben.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wenn es gilt, Positionen im Abteilungsleiterbereich zu besetzen, gehe ich davon aus, dass die fachliche Kompetenz vorhanden ist. Weiters zählt Erfahrung und schließlich muss man sich die Frage stellen, ob der Bewerber auf Grund seiner Persönlichkeit in das bestehende Führungsteam passt und mit der Unternehmenskultur harmoniert.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich habe in meiner beruflichen Praxis verschiedenste Modelle am eigenen Leib kennengelernt und auch selbst praktiziert. Persönlich bin ich davon überzeugt, dass der Führungsstil und auch die Motivationstechnik authentisch sein und zur Person passen müssen. Ebenso ist es von Bedeutung, mit welchen Individuen die Zusammenarbeit funktioniert und auch das betriebliche Umfeld spielt dabei eine Rolle. Bei Nordsee haben wir das Glück auf sehr viele erfahrene Mitarbeiter zurückgreifen zu können und die bestehende Unternehmenskultur weiterhin zu pflegen und auch zu leben. Mein persönlicher Führungsstil passt sehr gut zu der bestehenden Struktur. In der Zentrale arbeiten 25 Mitarbeiter und mein engster Mitarbeiterkreis setzt sich aus acht Personen zusammen. Es handelt sich somit um ein überschaubares Team und daraus resultiert eine direkte und persönliche Zusammenarbeit. Besonders bei der Führung der Abteilungsleiter zählt die soziale Komponente, welche, aus meiner Sicht betrachtet, noch wichtiger ist als die fachliche Seite.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Der Mitbewerb ist bei uns ein sehr differenziertes Thema, weil wir keinen unmittelbaren Mitbewerber am Markt finden. Wir sind in Österreich Fischeinzelhändler und Fischsystemgastronom. Intern betrachtet, haben wir ein „Store-Konzept“, welches sich in Restaurants, Meeres-Buffet und Snack- bzw. Trafficstandorte gliedert. Der Unterschied ist darin zu sehen, dass in Restaurants, Hauptmahlzeiten und Snacks angeboten werden. In den Meeres-Buffets kommt noch der Einzelhandel in Form von Frischfischangeboten sowie Snacks dazu. Bei den sogenannten Snacks- bzw. Trafficstandorten handelt es sich um Standorte, die an einem Flughafen, Bahnhof, etc. befinden. Wenn wir den Einzelhandel betrachten, gibt es natürlich Mitbewerber, den Frischfisch kann man in Fachgeschäften und darüber hinaus in manchen Supermärkten bekommen. Im Bereich der Gastronomie ist es so, dass jedes Nordsee-Restaurant die unmittelbare Gastronomie der Umgebung als Mitbewerber sieht.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich vertrete die Ansicht, dass man sich lösen sollte von der Vorstellung, die beide Bereiche perfekt abzugrenzen, oder absolut harmonisch unter einen Hut bringen zu müssen. Jeder Mensch hat sein Privatleben und ist beruflich engagiert. Hier wird es immer Überschneidungen geben und das ist gut so. Wichtig ist es zu vereinbaren, aber auch abzugrenzen, wo es für die jeweilige Person und ihr Umfeld gut und vorteilhaft ist.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Vorerst sollte man einen Schritt zurückgehen und sich bewusst werden, dass es sich bei einer Berufswahl um eine sehr schwierige Entscheidung handelt. Es gibt zahlreiche Faktoren, die den jüngeren Mitmenschen beeinflussen. Somit ist es nicht einfach einen Rat abzugeben. Sehr oft stellt man fest, dass eine sehr ausgeprägte Überzeugung und klare Einstellung vorhanden ist. Meiner Ansicht nach, sollte sich der oder die betreffende bewusst werden, wo die persönlichen Interessen und möglicherweise auch Stärken zu finden sind. Bei diesem Findungsprozess sollte man vernünftige Unterstützung anbieten. Auf Grund der Tatsache, dass wir in Österreich ein sehr uniformes Schulsystem haben, gilt es sich zu fragen, was entspricht meiner Persönlichkeit und Vorstellung. Ich glaube, dass es ohne eine konkrete Entscheidung nicht funktionieren kann, denn erfolgreich wird der Mensch nur dann sein, wenn er den richtigen Weg einschlägt und tatsächlich jene Tätigkeit praktiziert, welche seiner Persönlichkeit und Begeisterung entspricht.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Aufgabe sehe ich darin, das Unternehmen konsequent und nachhaltig zu entwickeln. Wir sind seit 1899 am österreichischen Markt präsent und Tradition schlägt sich auch in unseren Managementaktivitäten nieder und dies wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Den bisher erfolgreichen Weg weiterzugehen und das Unternehmen den zukünftigen Markterfordernissen anzupassen sehe ich als meine unmittelbare Aufgabe. Somit werden wir unser Sortiment weiterhin den veränderten Konsumgewohnheiten anpassen und unsere bestehenden Standorte revitalisieren bzw. in das neue Designkonzept übernehmen.