Zum Erfolg von Florian Zwiauer
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Es ist ein philosophisches Problem. Meiner Meinung nach hängt es sehr stark damit zusammen, daß man das, was man tut, mit Freude, mit totalem Einsatz und mit Identifikation macht. Um etwas gerne zu machen, muß man es gut können, das heißt, die Vorausetzung für Erfolg ist eine fundierte Ausbildung, die nicht mit dem Studienende aufhört. Als wichtig erachte ich auch die Bereitschaft ständig zu lernen, offen für Neues zu sein und vor allem niemals konstruktive Kritik als Angriff zu sehen, sondern als eine Hilfestellung zur Weiterentwicklung.
Ihre Ziele?
Die konkreten Ziele ergeben sich aus der inneren Notwendigkeit. Ich glaube nicht an die Taktik, sich ein konkretes Ziel vorzustellen und es gleich in Angriff zu nehmen. Mein Leben funktionierte ganz anders. Ich war musikalisch interessiert, lernte Geige - dachte aber nicht im Entferntesten daran, es beruflich umzusetzen. Ich wurde auf das Podium gestellt - machte das am Anfang eher widerstrebend, weil ich Angst hatte - bin hineingewachsen und sah, daß ich es konnte. Mit dem Erfolgserlebnis kam die Freude und mit der Freude auch der Wille, sich wirklich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Durch die Festlegung auf irgendeine bestimmte Variante, die vielleicht gar nicht die richtige ist, werden viele Erfolgschancen und Möglichkeiten im Keim erstickt. Man muß doch soweit offen sein, um zu sehen, wofür man sich eignet. In unserer Zeit ist seelische Gelassenheit unendlich wichtig. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es mit einem immer mehr Wollen und immer höher hinaus wirklich funktioniert. Es bleibt die eigene Entwicklung auf der Strecke, man wird ein getriebener Mensch, der irgendwann vor der Sinnkrise steht und beim kleinsten Mißerfolg alles hinwirft. Mißerfolge muß man tolerieren - ohne Mißerfolge kann man nicht wachsen - sie gehören einfach dazu. Erfolg ist ein äußerliches Kriterium, das wenig über die Zufriedenheit und über die wirkliche Selbstverwirklichung aussagt.Was bedeutet für Sie Erfolg? Die Freude in einer Herausforderung bestanden zu haben.Woher schöpfen Sie Ihre Kraft? In Wirklichkeit, muß die Kraft aus einem selbst kommen. Es können Menschen helfen - müssen helfen, weil wir soziale Wesen sind und ganz ohne Anerkennung geht es nicht. Ich habe beobachtet, daß das Suchen nach Kraft von außen nicht funktioniert. Als Musiker hat man es leichter, hier ist eine Welt - keine heile Welt - aber doch eine Welt, die in sich noch schlüssig ist. Wo die Zerrissenheit oder die Infragestellung nicht die möglichen Antworten zudeckt. In der Kunst bewegt man sich ständig in einer an sich harmonisierenden und ausgleichenden, also auch gesundmachenden seelischen Welt.
Ihr Erfolgsrezept?
Ein konkreter Hinweis ist: Bilde dich so gut, so genau und so selbstkritisch du kannst. Suche dir die besten Lehrer, die besten Unterweiser. Halte die Ohren offen, wo immer du etwas lernen kannst. Erfreue dich deiner Tätigkeit und denke nicht ständig darüber nach, was du lieber machen möchtest, oder gerade nicht tun kannst. Das ist die schlimmste Erfolgsbremse, die es gibt. Erfolg hat etwas mit Positivismus zu tun. Vermutlich das Entscheidendste ist wirklich Freude an dem, was man tut zu entwickeln - diese strahlt nach außen aus und bringt einen weiter.
Haben Sie Vorbilder?
In meinem Beruf gibt es Giganten, die in ihrer Integrität und ihrer Ernsthaftigkeit vorbildhaft sind. Ich glaube, ohne Vorbilder und ohne Menschen die man bewundert und die man auch kennenlernen möchte, um zu erfahren, was sie ihn antreibt, was sie ausmacht - wird es nicht gehen. Ich halte Vorbilder für sehr wichtig. Ich möchte für mich meinen Violinlehrer Franz Samohyl und Herbert von Karajan nennen.Ihr Motto? Eine Erfahrung, die ich in den letzten Jahren verstärkt gemacht habe ist , es gibt nur zwei Möglichkeiten - Richard Wagner thematisierte sie in seinem Ring: Entscheide dich für die Liebe oder entscheide dich für die Macht. Wenn man sich für die Macht entscheidet, kann das viel bringen, wird einen aber innerlich unerfüllt, kalt und letztendlich unzufrieden zurücklassen. Oder man entscheidet sich für die Liebe, für die Vermittlung menschlicher Wärme, menschlicher Zuneigung und menschlicher Werte. Man hat im Leben, speziell wenn man beginnt erfolgreich zu sein, die Wahl sich mit Menschen zusammenzuschließen, deren oberstes Ziel die Macht oder die Liebe ist. Ich halte es für wichtig, sich für die Liebe zu entscheiden. Auch wenn vorerst die Macht verlockend ist und vielleicht auch im ersten Moment mehr versprechen kann. Ich glaube, daß man in meinem Beruf da ist, um zu geben und das ist eine Form von Liebe. Man bekommt auch immer wieder vorgegaukelt, daß es besser wäre, sich eine harte Schale anzueignen. Ich halte es für gefährlich und für den falschen Weg. Es erfordert große innere Kraft, um den Versuchungen zu widerstehen und die Verletzungen zu überwinden. Mein Motto ist, sich nicht eine harte Schale zuzulegen, sondern die Widersacher einfach zu ignorieren: Die Wölfe heulen, aber die Karawane zieht weiter.