Zum Erfolg von Manfred Weindl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Das Erreichen eines Zieles sehe ich als persönlichen Erfolg. Dieses Ziel kann beruflich oder privat sein, es kann klein und kurzfristig oder groß und langfristig sein - wichtig ist, daß es selbstgewählt ist und zu einem paßt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im großen und ganzen sehe ich mich als erfolgreich, auch wenn es auf manchen Gebieten aufgrund verschiedener politischer Konstellationen schwierig ist, weiterzukommen. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich wuchs in eher einfachen Verhältnissen auf, und es war notwendig, einen gewissen Fleiß zu entwickeln. In der Schule war ich durchgehend Klassenprimus, und auch das Studium absolvierte ich recht zügig. Mein Weg war nicht vorgezeichnet, ich habe aber immer an mich geglaubt und bin ihn auch gegen viel Widerstand konsequent gegangen. Daher sehe ich auch heute noch jede Herausforderung als normal an und stelle mich ihr. Im Lauf der Zeit baute ich mir ein Netzwerk an Beziehungen und Fähigkeiten auf, das ich immer wieder einsetzen kann. Dadurch wird die Erfolgswahrscheinlichkeit größer. Bei Erreichen eines Zieles darf man sich aber nicht auf die faule Haut legen und hoffen, daß ab jetzt alles von alleine funktioniert. Erfolg und Karriere sind ein ständiger Kampf, in dem man sich jeden Tag aufs Neue bewähren muß. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Es gibt nicht viele Menschen, die mit Imitation auf Dauer durchkommen. Für mich ist Originalität der einzig richtige Weg zum Erfolg. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Natürlich begegnet man im Laufe der Ausbildung oder des Berufslebens immer wieder Personen, die einem hilfreich sind oder bei denen man das Gefühl hat, er oder sie macht das richtig. Ich hatte aber keinen Mentor oder ein Vorbild, das mich über längere Zeit beeinflußte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn ich etwas Positives bewirke, erfahre ich nicht automatisch Dankbarkeit. Während meiner Zeit in der Pharmaindustrie ging es nur um Zahlen, direkte Anerkennung war eher selten. Als Arzt habe ich immerhin die unmittelbare Rückmeldung des Patienten, auch wenn er nicht immer richtig einschätzen kann, wie gut oder schlecht meine Behandlung tatsächlich war. Manche Patienten haben leider eine unrealistische Vorstellung von den Möglichkeiten unter der aufgezwungenen Massenabfertigung im Rahmen der Kassenmedizin. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Aus meiner Sicht wird die Politik innerhalb der nächsten zehn Jahre das bestehende Gesundheitssystem zerstören. Wir werden seitens der Gesundheitspolitik laufend mit neuen bürokratischen Schikanen und Komplikationen konfrontiert.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist in meinem Beruf sehr schwierig. Es erfordert ein diszipliniertes Zeitmanagement, diese beiden Lebensbereiche unter einen Hut zu bringen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Es ist nicht möglich, von meiner Generation auf die heutige zu schließen, weil die Bedingungen völlig anders sind. Früher war es meist ausreichend, gute Leistungen zu erbringen. Heute hängt sehr viel vom Zufall und von fördernden Beziehungen ab, ob man auf der Karriereleiter nach oben klettert. Viele Talente bleiben auf der Strecke, weil sie sich aus gesellschaftspolitischer Sicht nicht geschickt genug bewegen. Jungmediziner, die mit ausreichend Vitamin B ausgestattet sind, haben es heutzutage am leichtesten. Leider beginnen die Probleme schon in der Ausbildung, wo aufgrund mangelnder Plätze nicht einmal die Pflichtpraktika auf reguläre Weise absolviert werden können. All diese Faktoren sollte ein junger Mensch, der den Arztberuf ergreifen will, wohl überlegen. Es sollte niemand glauben, daß ein Medizinstudium automatisch ein tolles Leben als Arzt mit einem hohen Einkommen bedeutet. Diese Zeiten sind längst vorbei. Die Chance, in Österreich auf ethisch korrekte Weise einen gutbezahlten Job zu bekommen, ist relativ gering. Daher ist es heute wichtiger denn je, flexibel zu sein und zumindest ein bis zwei Fremdsprachen zu beherrschen.