Zum Erfolg von Eva Gunia
Was verstehen Sie unter Erfolg? Mein Beruf ist Lehrerin und der Erfolg des Lehrens ist schwer zu messen. Wichtig war mir immer, wie sich Kinder in der Schule fühlen, ob Lernen in einer ruhigen Atmosphäre geschieht und ob die Kinder die Lehrer annehmen. Mein Lehrertum hat einige Jahrzehnte gedauert. In meiner jetzigen Tätigkeit als Leiterin, die mit dem Lehren kaum etwas zu tun hat, sehe ich mich als eine Art von gehobener Sekretärin, wobei leider die Pädagogik zu kurz kommt. Es bedeutet für mich, einfach einen anderen Job auszuüben, und dies seit zweieinhalb Jahren. Obwohl ich den Kontakt zu den Kindern suche, fehlt mir oft die Zeit dazu. Meine Stärke, dies habe ich im Laufe der Jahre mitbekommen, liegt in der Organisation. Jetzt habe ich allerdings fast nur mehr mit Organisation zu tun, dies hat den Vorteil, daß man sich die Zeit besser einteilen kann.Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft? Ich glaube, diese liegt in der Kindheit begründet.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, weil ich von den Eltern und auch von Vorgesetzten positives Feedback erhalte. Ich bin durch eine gute Schule gegangen. Mein Vorgänger hat mir den Weg geebnet und ich hatte einen wunderbaren Einstieg. Das Miteinander zählt für mich sehr viel, wir haben es zuwege gebracht, daß alle Lehrer ein Team sind, Konflikte werden ausgesprochen und es wird versucht, diese gemeinsam zu lösen. Lehren lernt man in der Praxis, sicher nicht in der Ausbildung. Persönlichkeit ist eigentlich für den Job des Lehrers unabdingbar. Wenn man dies nicht hat, ist es schwierig in der Praxis.Welche Fähigkeiten und Eigenschaften waren für Ihre Tätigkeit von Bedeutung? Sicher hatten Organisationsfähigkeit und Durchsetzungsvermögen für mich erste Priorität. Man sollte Dinge durchbringen, und zwar so, daß sie jeder versteht, sie aber trotzdem keine diktatorische Maßnahme darstellen. Ich war immer zielstrebig und habe mich immer der Sache verschrieben, das heißt, ich habe Probleme immer distanziert betrachtet und zu lösen versucht. Jetzt bei den Erwachsenen, früher bei den Kindern. Wichtig ist nur, daß ich mich nicht soweit abhebe, daß ich über den Kollegen stehe, ich sehe mich auch als Teil der Kollegenschaft. Die Ausbildung an der Pädak ist sicher gut, ich habe dies in den letzten Jahren an jungen Kollegen gesehen. Trotzdem scheiden sich die Geister, denn manche Kolleginnen freuen sich auf den Einstieg in die Praxis, andere scheuen sich davor. Auch eine Lehrerin ist schließlich nichts anderes als eine Führungsperson. Wie sehen Sie die Bereiche Familie und Beruf? Ich habe versucht, diese Bereiche immer zu trennen. Natürlich gelingt dies nicht immer, besonders, wenn mein Mann sagt, daß ich wie in der Schule rede.Was war für Sie wichtiger - die Tätigkeit oder die Position? Die Tätigkeit stand immer im Vordergrund, egal wie die Position genannt wird. Wichtig ist, was ich tue. Eines gehört im Beruf immer dazu: Humor. Wichtig ist, daß Lehrer öfter am Tag lachen, dies gilt auch für die Kinder. Ein Tag, wo man nicht lacht, ist ein verlorener Tag.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Nicht durch wahlloses Lob, sondern Lob und Anerkennung für spezielle Dinge, besonders für neue Projekte. In unserem Team finden sich immer Lehrkräfte, die etwas tun, was über das übliche Maß hinausgeht - hierfür ist Lob angebracht. Man kann nicht motivieren durch Tadel und dies steht mir auch nicht zu. Dieses Verhalten geben auch die Lehrer an die Schüler weiter und dies ist mir wichtig.