Zum Erfolg von Bernd Lutz Lange
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, eine gewisse Freiheit genießen zu können. Für mich persönlich ist das schönste am Erfolg, daß ich unabhängig bin, selbst bestimmen kann, wann und wie ich arbeite, und niemanden fragen muß. Der Erfolg ist die Voraussetzung dafür, daß ich mein Leben gestalten kann, wie ich es möchte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend war, daß mein Kollege, Gunther Böhmke, mit dem ich seit mehr als 35 Jahren zusammen spiele, und ich uns in Leipzig durch die lange Zeit der „academixer“ einen Namen gemacht hatten. Zur Wende waren wir schon auf einem besonderen Level, da wir allein gearbeitet haben und als Parteilose auf der Bühne standen. Die Leute sind uns auch nach der Wende treu geblieben. Wir haben uns damals geschworen, daß wir so weitermachen, wie wir das für richtig halten, und uns nicht dem westlichen, vielleicht zynischeren Stil, anpassen; daß wir uns nicht beeinflussen lassen. So sind wir jetzt für ein, zwei Monate im voraus ausgebucht und so etwas kann man nicht planen. Das Fernsehen ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, wenn man bekannt werden möchte.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Erfolg merkt man in dieser Branche am Beifall, an der Resonanz und daran, wie einen die Leute ansprechen. Mein erstes und einziges Buch in der DDR habe ich 1986 geschrieben und das war ein Erfolg, weil es das erste Mal so einen heiteren, humoristischen Spaziergang durch Leipzig gegeben hat.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
In der Kindheit bin ich sehr durch die evangelische Freikirche geprägt worden, wo ich Geschichten aus der Bibel gehört habe. In der Jugendzeit war das etwas sehr Wichtiges, weil ich dort einen gewissen Halt fand, allerdings auch, weil ich somit schon als Jugendlicher mit dem DDR-System kollidierte. Ich erinnere mich an eine Predigt, in der der Pfarrer meinte, die wichtigsten Dinge im Leben sind Liebe, Gesundheit und Freundschaft. So bin ich den materiellen Sachen nie so hinterhergerannt. Ansonsten gibt es einen riesengroßen Freundeskreis, Leute, die mir wichtig sind.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung ist für uns die Resonanz, der Beifall. Damit sind wir eben privilegiert - wir gehen auf die Bühne, die Leute kommen freiwillig, zahlen freiwillig Geld und klatschen auch noch freiwillig.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Der Erfolg ist mit meinem Kollegen Gunther verbunden, weil es wichtig ist, daß zwei unterschiedliche Typen aufeinanderprallen, sonst wäre es langweilig. Er war der bestimmende Partner auf meinem Lebensweg. Die drei Musiker, die uns immer begleiten und unser Programm musikalisch unterstützen, sind ebenfalls wichtig.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wir pflegen absolute Offenheit und können über alles reden. Auch wenn wir unterschiedlicher Auffassung sind und schon größere Streitereien über politische Dinge hinter uns haben, war es uns wichtig, alles am Tisch zu regeln; was die „academixer“ wohl von allen anderen unterscheidet. Das schafft das kreative Klima.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir motivieren uns, weil uns diese Tätigkeit Spaß macht. Deshalb reduzieren wir auch die Zahl der Auftritte. Natürlich motiviert es auch, daß wir immer vor vollem Haus spielen und auf Monate ausverkauft sind.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich weiß nur, daß ich angesprochen werde und das Gefühl habe, daß die Leute mitbekommen, daß wir keine arroganten Typen sind. Ich rede sehr gern mit Menschen und bekomme dadurch auch immer Informationen, was sehr anregend ist. Ich denke schon, daß die Leute merken, daß ich einer von ihnen bin.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Nur ganz wenige können Kabarettist werden, dafür muß man einen Teil Veranlagung vererbt bekommen haben. Ein heiteres Wesen und eine positive Lebenseinstellung, eine gute Beobachtungsgabe – man muß wissen, wie sich Menschen bewegen, Gesten und Bewegungen kennen - sind die Voraussetzungen. Es gehört auch viel Arbeit dazu. Ich sammle unentwegt Grundstoff.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Bei mir gibt es einen Schalter, mit dem ich mich bremse. Meine Freizeit war immer fest eingeplant, das war nie ein Problem für mich.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Erst einmal möchte ich den jungen Leuten sagen, daß sie keine Angst vor Umwegen haben sollen. Sie wollen immer von Null auf 100 – aber man muß erst einmal einen Traum haben und sich darüber im klaren sein, daß es sehr lange dauern kann, bis er sich erfüllt. Wer sich die schnellen Träume erfüllt, hat in meinen Augen schlechte Karten. Wenn er an seinem großen Traum dranbleibt, wird er ihn auch erreichen können, denn es muß nicht das schnelle Geld sein. Ich habe mich Stück um Stück, Jahr um Jahr weiterbewegt. Doch zunächst muß man sich beobachten – was interessiert mich denn eigentlich wirklich?
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich arbeite gerade an einem Buch über die Phase meiner Jugendzeit. Und dann lasse ich einfach die restlichen Jahre auf mich zukommen. Ich habe keine festen Pläne. Wir werden noch eine Weile spielen und mit 60 wollen wir dann aufhören. Ich flaniere meinen Zielen entgegen.