Zum Erfolg von Andreas Kadlec
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich besteht Erfolg aus drei Faktoren: Privater Erfolg, psychologischer Erfolg (Befriedigung in der Tätigkeit, Anerkennung) und zuletzt der finanzielle Erfolg. Er steht an letzter Stelle, da das Geld von selbst kommt, wenn die beiden anderen Faktoren stimmen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Grundsätzlich ja, auch wenn es natürlich Dinge gibt, die ich rückblickend anders gemacht hätte. Ich konnte mir aber im Billa-Konzern durch meine jahrelange Tätigkeit Vertrauen aufbauen, man hört auf mich und ich habe einen sehr freien Status.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Wichtig ist es, sich selbst gut verkaufen zu können und mit Menschen gut umzugehen. Ich stelle immer zuerst einen persönlichen Kontakt und eine menschliche Gesprächsbasis her und das Geschäft erst hintan. Im Billa-Konzern, der ebenso wie ich selbst hart aber fair verhandelt, ist das sehr wichtig. Letztlich verkauft man immer zuerst sich selbst als Person und nicht ein Produkt. Deshalb bin ich auch kein Freund der Globalisierung, weil damit die zwischenmenschlichen Beziehungen auf der Strecke bleiben.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Bereits in meiner Banklaufbahn kam ich schnell auf der Karriereleiter vorwärts; ich empfand mich schon damals als erfolgreich.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Da ich die Selbständigkeit anstrebte, war der Wechsel zur Firma Kadlec die richtige Entscheidung. Bei Investkredit wäre ich heute zwar vermutlich auch im Vorstand, ich hätte dort aber nicht die Entwicklungsmöglichkeiten gehabt, die ich im Billa-Konzern habe. Um diesen Kunden beneidet mich die gesamte Schuhbranche.Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein? Erfolgreiche Konzepte zu übernehmen ist keine Schande, man sollte sie aber den jeweiligen Bedürfnissen anpassen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Hundertprozentige Leistung ist bei Billa selbstverständlich und man darf sich dafür keine extra Anerkennung erwarten, die muß man sich selbst geben.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich bin vom Typ her ein Einzelkämpfer, der wenig delegiert und davon überzeugt ist, daß nur das, was er selbst macht, auch wirklich funktioniert. Ich lasse daher kaum fremde Ideen einfließen. Das ist sicher ein Fehler und entsprechend lange sind auch meine Arbeitstage.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? An erster Stelle stehen Loyalität und Ehrlichkeit, wenn Arbeit zu tun ist, muß sie getan werden, ohne daß man dabei auf die Uhr schaut. Dafür bin ich auch großzügig bei der flexiblen Gestaltung der Arbeitszeiten. Ausbildung ist weniger wichtig, ich setze auf Learning-by-doing.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Über das Gehalt: ich brauche nur einen intelligenten Stellvertreter, die unteren Ebenen müssen Anweisungen ausführen und sie kann man nur mit Geld motivieren. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Neben den guten Verbindungen zu Billa sind wir die absolute Nummer Eins im Bereich Schuhverkauf in Supermärkten. Ich verkaufe nicht nur Schuhe, sondern ein komplettes Konzept, das Billa einen höheren Ertrag sichert.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Frau leitet im Betrieb das Lager und ich kümmere mich um die Geschäftsführung, somit überschneiden sich unsere Kompetenzen nicht. Ich versuche ab Freitag Nachmittag mein Wochenende mit meiner Familie zu verbringen und bringe meine Kinder täglich in die Schule. Das Privatleben würde ich dem Beruf nicht opfern.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Da mir Seminare und Kurse für meinen Beruf nichts bringen würden beschränke ich mich auf das tägliche Lesen von allgemeinen Wirtschaftszeitungen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Erfolg ist oft auch Glückssache. Manche haben das Zeug dazu, erfolgreich zu sein, sind aber nicht zur richtigen Zeit am richtigen Platz. Wenn man eine Chance bekommt, muß man sie ergreifen und dafür auch etwas riskieren. Man darf den Erfolg nicht nur an Geld messen, sonst verliert man die Ziele aus den Augen; Geld kommt von selbst. Man sollte sich keine unrealistischen Ziele stecken, da man sonst daran zerbricht. Andererseits darf man auch nicht zu schnell aufgeben - wenn man ein Ziel nicht erreicht, hat man es oft nur nicht genug gewollt. Erfolg hat man nur alleine, dabei hilft einem niemand. Wichtig ist, sich zu entscheiden, ob man weniger Geld haben möchte und dafür mit weniger Druck freier leben will oder ob man bereit ist, für einen höheren Verdienst mehr Druck in Kauf zu nehmen. Jeder, der sich selbständig macht, muß sich bewußt sein, daß er dadurch permanent unter Druck steht. Im Endeffekt muß man mit seinem Job glücklich sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Derzeit arbeiten wir nur für Billa in Österreich, die Zusammenarbeit wollen wir nun auch auf andere Länder ausweiten und ich möchte Billa davon überzeugen, daß man im Schuhbereich noch viel mehr erreichen kann. Ich habe auch eine Firma in Belgrad, die ich nun stärker ins Laufen bringen möchte. Mein langfristiges Ziel ist es, mich mit 50 aus dem Tagesgeschäft zurückziehen zu können, im Beratungsbereich tätig zu sein und acht Monate im Jahr nicht hier zu sein.
Ihr Lebensmotto?
Panta Rei - nie stehenbleiben, sich ständig entwickeln. Ich versuche ehrlich zu sein und mit allen Menschen hart, aber gerecht auszukommen.