Zum Erfolg von Manfred Kunert
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Prinzipiell stellt sich für jeden und jede erst einmal die Frage, ob man mit dem Erreichten zufrieden ist. Erfolg stellt sich dann ein, wenn man mit Freude und Verantwortungsbewußtsein an die Aufgaben herangeht, widrigenfalls wird Erfolg auch schnell zum Mißerfolg. Erfolg bedeutet gerne und engagiert Verantwortung zu übernehmen, wobei ich ausdrücklich festhalte, daß es mir zu keiner Zeit um eine Art Machtposition ging und auch heute nicht geht, Macht ist im Grunde nur kalt und distanzhaltend. Ich habe festgestellt, daß Verantwortung zu übernehmen jung hält, eine der besten Erfahrungen meines Lebens!
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, wobei es nicht meiner Art entspricht, diesen Erfolg sichtbar herumzutragen, ich bin eigentlich weniger Repräsentant als down to earth. Ich freue mich, wenn mir meine Mitarbeiter bestätigen, daß wir Erfolg haben, daß wir gemeinsam Erfolg haben. Es ist ein herrliches Gefühl, wenn Mitarbeiter dem Vorgesetzten spüren lassen, daß er oder sie menschlich in Ordnung und fachlich sattelfest ist. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Als Führungspersönlichkeit sollte man nie auf menschliche Wärme vergessen, die sogenannte Handschlagqualität gehört auch dazu. Ich nehme mir sehr viel Zeit, um mit meinen Mitarbeitern zu kommunizieren, dies nicht nur, wenn es um Kapitalbedarfshochrechnungen oder ähnlich diffizile Dinge geht, nein, für mich ist es selbstverständlich, auch für persönliche Probleme ein offenes Ohr zu haben. Dies ist für ein gutes Klima in einem Mitarbeiterteam von eminenter Wichtigkeit. Ich glaube, daß Mitarbeiter das Gefühl haben müssen, der Chef ist aus voller Überzeugung einer von ihnen. Ebenso zählen eine rasche Auffassungsgabe, Charisma und der persönliche Wille zur permanenten Weiterbildung zu den Musts einer Führungspersönlichkeit. An absolut erster Stelle hat aber immer die Familie zu stehen, das heißt, die wenige Zeit, die für die Familie verbleibt, muß umso intensiver genutzt werden, ohne familiären Rückhalt wird man zum Zerrissenen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Durch interne Aufsicht und Gesetzesregelungen ist der Berufsalltag wesentlich breiter und weit diffiziler geworden als früher. Die Aufgabengebiete, auf die es sich zu konzentrieren gilt, sind um ein Vielfaches umfassender geworden. Bestens qualifizierte Mitarbeiter werden immer wichtiger, die Spezialisierung in vielen Bereichen nimmt dynamisch zu, kein Vorgesetzter kann mehr alleine und nur auf sich gestellt wirklich erfolgreich agieren. Welches Problem scheint in Ihrer Branche als ungelöst? Die Finanzmärkte erleben ein Overshooting im Bereich Kontrolle und Regulierung. Die Auflagen werden zunehmend und mitunter kontraproduktiv verschärft. Das öffentliche Verständnis für die Leistungen, die wir im Bereich Financial Markets erbringen, ist leider viel zu gering. Eine Bank, die international bestehen will, ist ein Wirtschaftsunternehmen, welches weit über das klassische Kundengeschäft hinaus tätig sein muß. Um erfolgreich zu sein, muß Innovation zum Selbstverständnis werden.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Wenn man in meiner Branche jung ist, bewundert man die arrivierten, die erfolgreichen Banker, das ist völlig logisch. Ich höre Menschen gerne zu, die spannend erzählen können, die was zu sagen haben, egal ob sich die Aussagen auf mein Metier beziehen oder Bereiche wie Kunst und Kultur betreffen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Mitarbeiterführung basiert - wie schon gesagt - zu einem guten Teil auf Handschlagqualität. Wir leben heute in einer Zeit der Wissensgesellschaft in einem Umfeld voll aggressivem Wettbewerb, wo also auch bildhaft gesprochen geschossen wird. Man weiß in der Regel oft nicht, aus welcher Richtung geschossen wird, und gerade deshalb muß man in der Lage sein, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammenzuhalten, nur so kann man als Ganzes weiterhin erfolgreich bleiben. Dann sind selbstverständlich auch Erfolgselemente im Sinne von Innovation und strategischem Denken gefragt, das muß man fördern, das muß man fordern. Man darf auch die Stimmungsmacher in einem Team nicht aus den Augen verlieren, sowohl positive als auch negative Gefühlsimplantate durch Dritte können die restlichen Mitarbeiter in einen Zustand versetzen, der den ursprünglichen Zielen zuwiderläuft. Man darf selbst Mitarbeitern, die in gewissen Aspekten absolut recht haben, nicht immer rechtgeben, wenn sie dabei nur ihre isolierte Betrachtung sehen und auf das gemeinsame Ganze vergessen. Ebenso gilt es, ein Gleichgewicht zwischen den Himmelsstürmern und den eher zurückhaltenden Leistungsträgern zu finden, es ist wichtig, im Gleichklang zu operieren. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir haben unser Unternehmen selbst gestaltet, auf- und ausgebaut, waren nie wirklich von Dritten abhängig. Wir erlebten ein gewaltiges Wachstum, allerdings immer in einem Umfeld absoluter Kontrolle, in nur zehn Jahren haben wir unsere Bilanzsumme versechsfacht. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Man darf sich nicht anmaßen, daß man selber alles besser weiß, alles besser kann. Ohne einen Blick nach links und rechts zu werfen, geht es nicht. Ich treffe mich regelmäßig mit Kollegen, die in einer ähnlichen Funktion tätig sind, aus den mir dann kommunizierten Problemen und auch Erfolgen kann man sehr viel lernen. Wer in der Isolation lebt, wird aus meiner Sicht auch alleine bleiben. Ich lege großen Wert darauf, mit Menschen, die sich ihre Menschlichkeit bewahrt haben, zu kommunizieren. Es gibt leider auch Führungspersönlichkeiten, die einen sogenannten kalten Händedruck haben. Persönlichkeiten, die einen warmen, einen festen Händedruck haben, sind keine Egozentriker, sie sind auf ihre Mitarbeiter stolz und kommunizieren dies auch bei jeder passenden Gelegenheit.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Man kann Beruf und Privatleben nicht oder nur sehr schwer trennen. Man muß sowohl positive als auch negative berufliche Ereignisse erst einmal verarbeitet haben, ehe man sich der Familie widmet, d.h. daß man diese Ereignisse nicht nach Hause mitnehmen sollte. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich glaube, daß dies auch eine Frage der Hierarchiestufe ist. Persönlich lerne ich, wenn ich mit meinen Mitarbeitern kommuniziere, beim selber Lesen geht zuviel Zeit verloren. Wir haben in unserem Unternehmen Spezialisten auf allen Fachgebieten, wenn man also als Führungskraft integrativ tätig ist und sich auch nicht scheut zu fragen, was diese Spezialisten zu sagen haben, ist das ein Teil der eigenen Weiterbildung. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Meine Kernempfehlung an die oberen Führungsetagen der Zukunft lautet, einmal stehenzubleiben und sich selbst quasi zu bewerten, wie hat man sich entwickelt, wie hat man sich verändert, und ob man persönlich auf die Veränderungen und Entwicklungen stolz sein kann. Dadurch nimmt man sich auch die Zeit, über ein temporäres Fremdbild die eigene Karriere zu analysieren. Wichtig ist, daß man feststellt, ob der Karriereschritt richtig war, und ob man gerade dies auch wirklich wollte. Es gehört Mut dazu, zuzugeben, was man wirklich kann und was nicht.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich werde bis zu meinem letzten Arbeitstag nicht zurückstecken. Ich will meinen Platz geordnet übergeben. Noch ist einige Zeit bis zum Abschied vom Berufsleben. Ich fühle mich noch immer sehr fit und genieße es, in einem jungen Metier zu arbeiten.
Ihr Lebensmotto?
Leidenschaft, Liebe zur Tätigkeit, eiserner Wille und dabei ehrlich bleiben.