Zum Erfolg von Martin R. Geiger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, Spaß an der Tätigkeit zu haben: nur dann strahlt man etwas aus, durch das man Erfolg hat.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, mein Beruf macht mir Spaß, und ich habe es relativ jung geschafft, diese Position zu erreichen. Mit 29 Jahren war ich einer der jüngsten promovierten Anwälte mit der Zusatzqualifikation LL.M. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Grundvoraussetzung ist die fachliche Qualifikation - durch einen zügigen Studienabschluß, gute Noten und Zusatzqualifikationen aufzufallen ist der erste Schritt. In der von mir bewußt gewählten internationalen Wirtschaftsanwaltskanzlei in Wien wurde ich aufgrund meiner Qualifikationen aufgenommen. Im Vorstellungsgespräch zählen dann soziale Kompetenz, Kommunikationsstärke und Offenheit. Ich verfüge über soziale Anpassungsfähigkeit an mein Gegenüber, bin in der Lage, die Materie einfach zu vermitteln und damit den Managern Entscheidungsgrundlagen zu liefern. Als Anwalt muß man zudem extrovertiert und belastbar sein.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Bereits in meiner Schul- und Studienzeit gehörte ich immer zu den Besten, wußte aber nicht, ob man das auch so in der beruflichen Praxis umsetzen kann. Beruflich empfand ich mich erstmals ein halbes Jahr nach meinem Einstieg ins Berufsleben als erfolgreich, da zu diesem Zeitpunkt die ersten Projekte abgeschlossen waren und ich positives Feedback erhielt.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Entscheidende Schritte waren, mein Postgraduate Studium im Ausland zu absolvieren und nach Wien zu gehen. Meine Berufsentscheidung traf ich bereits mit 14 Jahren, da Kommunikation immer schon meine Stärke war und ich diese dafür einsetzen wollte, andere Menschen und deren Interessen zu vertreten. Im Zuge des Studiums begann mein Interesse für Wirtschaftsrecht. Aus heutiger Sicht weiß ich, daß die Tätigkeit in der ersten Kanzlei bereits wegweisend war für eine sehr solide und aussichtsreiche Karriere. Heute bin ich Partner der weltweit zweitgrößten Anwaltskanzlei DLA Piper. Natürlich haben auch kleinere Rechtsanwaltskanzleien ganz spezifische Vorteile, doch letztendlich ist es eine persönliche Entscheidung, in welchem Rahmen der Arbeitsstil eines Rechtsanwaltes am besten zur Geltung kommt. Mir wurde im Zuge meiner bisherigen Karriere bewußt, daß ich in einer international integrierten und ausgerichteten Wirtschaftsanwaltskanzlei tätig sein will. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Originalität halte ich im Rahmen des Möglichen für zielführender. In der Wirtschaftsjuristerei ist Kreativität bei der Vertragsverfassung und Problemlösung wesentlich. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich möchte keine einzelnen Personen hervorheben, bin aber immer wieder Menschen begegnet, die mich als Mentoren förderten, und deren positive Eigenschaften ich zum Vorbild nahm.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Seit ich Partner bin, sehe ich sehr deutlich, wie wichtig die Mitarbeiter für den Erfolg eines Projektes sind. Die tägliche Zusammenarbeit ist oft deutlich intensiver als in anderen Branchen, da brauche ich als Leader viel soziales Gespür. Ich muß mich absolut auf meine Mitarbeiter verlassen können und auch menschlich von ihnen überzeugt sein. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Studiendauer und Noten sind bei der derzeitigen Juristenschwemme eine wichtige Basis, die aber nur dann für uns wertvoll ist, wenn sie mit hoher Sozialkompetenz und unternehmerischem Denken gepaart ist. Auslandserfahrungen - egal in welcher Form - beweisen, daß jemand den Mut hat, losgelöst von bestehenden Strukturen etwas eigenständig zu beginnen, und daß er über den Tellerrand schauen kann. Auch besondere Interessen, sei es in Sport, Musik, Kultur, etc., die eine Persönlichkeit bereichern, sind gerne gesehen. Solche Anwälte kommen auch bei den Klienten besser an. Da in unserem Metier eine hohe Dienstleistungsorientierung gefragt ist, werden die ohnehin schon sehr guten Kandidaten nochmals auf ihre soziale Kompetenz und Kundenorientierung hin geprüft.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
In der Branche wird generell nicht viel gelobt oder motiviert. Die hohe Belastung, die in dem Beruf herrscht, wo vieles über Nacht gehen muß, läßt viele auf Lob verzichten. Der Druck wird oft nach unten weitergegeben. Einen Mix aus konstruktiver Kritik und Lob halte ich für motivierend, und ich habe mir vorgenommen, diesen stärker als branchenüblich einzusetzen. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir unterscheiden uns von manch anderen Großkanzleien in einem zentralen Punkt: Wir wollen unsere Klienten nicht nur in einzelnen high profile Transaktionen beraten und vertreten, sondern ständige vertrauensvolle Partner unserer Klienten sein und sie in allen wirtschaftsjuristischen Fragestellungen das ganze Jahr über in ihrem gesamten wirtschaftlichen Alltag begleiten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist ein klassisches Stammtischthema unter Wirtschaftsanwälten. Wie man das vereinbaren kann, hängt subjektiv davon ab, wieviel oder wie wenig Freizeit jemand benötigt. Als Anwalt ist man auch Unternehmer und verbringt daher mehr Zeit im Beruf als üblich. Neben meiner 60-Stunden-Arbeitswoche finde ich trotzdem noch Zeit für Hobbys und Freizeit, auch wenn ich mir dafür oft spätabends Zeit nehmen muß. Gänzlich trennen läßt sich der Beruf vom Privatleben nicht, Mandanten sind fallweise auch Freunde, wobei gerade das auch Spaß machen kann. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Wöchentlich wende ich ca. zwei Stunden für fachspezifische Weiterbildung (die Hälfte davon Seminare) auf. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Mein Rat lautet, vor harter Arbeit keine Angst zu haben. Viele Jugendliche scheuen meines Erachtens die Anstrengung. Die diversen Lifestylemagazine sind nicht unbedingt die allerbesten Erfolgsratgeber.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
In der flachen Hierarchie eines partnerschaftlich organisierten Beratungsunternehmens gibt es nur mehr wenige Stufen, die ich noch erklimmen könnte. Ich bin jetzt in der Position, Klienten selbst in die Kanzlei einzubringen und langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen. Das muß über Jahrzehnte hindurch geschickt gemanagt werden. Dafür werde ich mich mit ganzer Kraft einsetzen, und ich bin überzeugt, daß noch viel Erfolg und Freude dabei vor mir liegen. Die Übernahme fachlicher und/oder organisatorischer Führungsfunktionen innerhalb meines Unternehmens in späteren Jahren kann ich mir aber durchaus auch vorstellen.
Ihr Lebensmotto?
Das Leben ist eine komplexe Sache, und daher könnte ich nicht mit einem Motto alleine auskommen. Freude am Beruf erachte ich als zentral, auch für ein erfülltes Privatleben. Ich möchte in einer freundlichen Atmosphäre auch eine gesunde moralisch-ethische Grundhaltung in die Gesellschaft hineintragen.