Zum Erfolg von Ludwig Muxel
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Persönlicher Erfolg ist für mich erst dann gegeben, wenn er – um das Wort zu strapazieren – wirklich nachhaltig ist. Eine Spitzensaison zu verzeichnen und Cash-Cow-Mentalität an den Tag zu legen, ist für mich noch lange kein Erfolg, vielmehr liegt er darin, das Dorf erfolgreich zu führen, und zwar so, daß nicht nur diese Generation, sondern auch die kommenden davon profitieren. Daher liegt es mir am Herzen, den Status von Lech als qualitativ hochwertigen Tourismusort langfristig zu erhalten. Für mich liegt Erfolg darin, einen wesentlichen Beitrag dazu leisten zu können, diese unvergleichliche Landschaft und Natur nicht zu zerstören und dennoch hohe Wertschöpfung zu ermöglichen. Persönlicher Erfolg liegt aber auch darin, Beruf und Familienleben in Einklang zu bringen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition bin ich am Weg zum Erfolg, wenn ich das bisher Erreichte betrachte, kann ich mich aber eigentlich schon heute als erfolgreich bezeichnen, weil es mir in den zehn Jahren meiner Amtszeit gelungen ist, das Werk meiner Vorgänger fortzuführen und vieles zu erreichen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Eines meiner wesentlichsten Erfolgsrezepte liegt darin, daß ich mich selbst nie zu wichtig nehme. In meinem Leben ist es von großer Bedeutung, daß ich Dinge, die mir wichtig sind, niemals aus den Augen verliere; auch nicht dann, wenn ich vor Hindernissen stehe. Auch wenn ein Ziel kurzfristig unerreichbar wird, gebe ich mittel- bis langfristig so lange nicht auf, bis ich es erreicht habe. Ein Hindernis ist für mich noch lange keine Blockade und bedeutet für mich nur eines: daß ich es nämlich entweder überspringen, oder umgehen muß. Wenn es in meiner politischen Tätigkeit unmöglich scheint, ans Ziel zu kommen, muß ich eben einen anderen Weg zu meinem Ziel finden. Ich denke sehr visionär und habe immer versucht, über den Tellerrand zu schauen. Schon in meiner Tätigkeit in der Bank habe ich dazu beigetragen, eine sehr kleine Filiale zu einer Regionalbank, ja sogar zur zweitgrößten Wertpapierbank zu führen, wobei ich eine meiner wesentlichen Stärken darin sehe, daß ich langfristig denke und zielorientiert handle.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
In meiner Funktion als Bürgermeister stehe ich oft vor völlig unvorhergesehenen Problemen und manchmal sogar Katastrophen. Dabei gilt es, den Hausverstand einzusetzen, Nerven zu bewahren und nach einer kurzen Schrecksekunde festzulegen, was in diesem Moment wichtig ist, um eine Lösung zu finden.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich hatte als Bankdirektor einen der besten und krisensichersten Jobs in Lech, betrachte es aber als eine meiner wichtigsten Entscheidungen, mich als Bürgermeister zu beworben zu haben. Ich arbeitete damals 38,5 Stunden in der Woche - heute sind es doppelt so viel, während ich weniger verdiene und nicht einmal sozial abgesichert bin, weil ich in meinen alten Beruf nicht zurückkehren kann. Trotzdem bin ich rückblickend sehr glücklich über meine Entscheidung. Ich möchte, wenn ich einmal alt bin, auf mein Leben zurückblicken und mir sagen können, daß ich vieles erreicht und bewegt habe, und meine Tätigkeit als Bürgermeister erlaubt mir, das wirklich zu tun, und nicht nur gute Bilanzen für eine Bank erreicht zu haben.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Für mich ist klar, meinen eigenen Weg zu gehen. Ich habe sehr klare Vorstellungen, was ich für dieses Dorf erreichen will und orientiere mich dabei nicht an Kollegen oder anderen Orten. Ich freue mich, wenn diese erfolgreich sind, möchte aber für Lech einen völlig eigenständigen und ganz anderen Weg beschreiten, was mir auch gelingt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Als Bürgermeister bekommt man selten Lob und umso öfter Kritik zu hören, weil sich die große Mehrheit der Einwohner nicht äußert, wenn sie zufrieden ist. Sehr hohe Anerkennung für die Entwicklung von Lech höre ich jedoch von den zahlreichen langjährigen Stammgästen, die immer wieder aussprechen, wie beeindruckt sie über das Erreichte sind. Generell kommen aber immer wieder auch Bürger auf mich zu, die Lob aussprechen – und dieses freut mich natürlich besonders.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich bemühe mich um einen sehr kollegialen Umgang und um Verständnis für die Anliegen meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In der Gemeinde gibt es sehr flache Strukturen und ich sehe mich, obwohl ich natürlich der Vorgesetzte bin, nicht als Vertreter der Legislative, während die Exekutive in den Händen der Mitarbeiter liegt, sondern betrachte die Angestellten und mich im Prinzip als Team. Sehr wichtig sind Lob und Anerkennung, daher versuche ich, wenngleich noch nicht im erforderlichen Ausmaß, positives Feedback auszusprechen, um meine Wertschätzung jedes einzelnen auszudrücken.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Meine Vorgänger erkannten schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, daß man Lech zum Qualitätstourismus führen muß und verschliefen für kurze Zeit sogar die Entwicklung, was im nachhinein betrachtet äußerst positiv war, weil damit der Massentourismus ausblieb. Die Stärke von Lech besteht darin, daß das Dorf nicht nur ein Tourismusort mit Weltruf ist, sondern auch Lebensraum von allerhöchster Qualität. In Lech zu leben ist in allen vier Jahreszeiten einmalig, nicht nur im Winter. Lech war beispielsweise Pionier in der Pistenbegrünung und hat sich schon vor 30 Jahren, als braune Pisten allerorts ein normaler Anblick waren, um die Schonung der Umwelt bemüht. Zum zweiten haben wir einen sehr strengen Bebauungsplan, der verhindert, daß auch in Zukunft große Hotelblocks entstehen und Bettenburgen heranwachsen können, die das Ende des schönen Ortsbildes bedeuten würden. Die Limitierung der Schifahrer auf 14.000 pro Tag bedeutet nicht nur mehr Platz für die Gäste, sondern auch die Erhaltung der Grünräume.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Tätigkeit eines Bürgermeisters ist ein Fulltimejob, der wenig freie Wochenenden zuläßt, und es gibt für mich oft wochenlang keinen freien Abend. Dennoch ist es mir ungemein wichtig, gern nach Hause zu gehen. Es ist mir wichtig, meine Kinder vor schädlichen Einflüssen zu schützen - damit meine ich vor allem die Drogenproblematik - und eine gute Ehe zu führen. Meine Frau leitet ein Vierstern-Hotel und ist selbst beruflich sehr intensiv engagiert, aber es gelingt uns dennoch, nicht nebeneinander her zu leben, sondern uns einer intakten und glücklichen Ehe zu erfreuen.