Zum Erfolg von Andrew Wiesinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich vor allem Lebensqualität, daß ich ein angenehmes Leben führen und immer meine Angestellten und Lieferanten pünktlich bezahlen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich fühlte mich erfolgreich, als ich die Firma übernahm, obwohl wir durch das Haas-Haus-Debakel in Schulden geraten waren. Wir waren früher durch einen Fünfjahresvertrag im Haas-Haus gebunden, von dem wir nicht mehr zurücktreten konnten. Durch diese Verpflichtung hatten sich sehr viele Schulden angehäuft, wir gingen jedoch nicht in Konkurs und haben uns heute wirtschaftlich erholt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
In dieser Zeit der finanziellen Schwierigkeiten habe ich sehr viel gelernt. Meine Frau verließ mich in dieser Zeit, und ich konzentrierte mich daher ganz auf das Geschäft. Das war 1996, als meine Welt sich vollständig veränderte, durch die Scheidung, die finanziellen Belastungen und daraus resultierende gesundheitliche Schwierigkeiten. Ich bin heute sehr stolz darauf, daß ich mich davon nicht überwältigen ließ und mich wieder emporarbeiten konnte.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Den alltäglichen Herausforderungen begegne ich durch meine Liebe zum Beruf und zu meinem Geschäft, ich beginne jeden Tag mit Freude, daß ich mein Geschäft wieder vollständig im Griff habe.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Richtig erfolgreich gearbeitet habe ich erst in den letzten drei Jahren. Ich konnte erfahren, daß sich meine Anstrengungen und Bemühungen sowie die viele Arbeit gelohnt hatten. Ich hatte immer das Bild im Kopf, daß ich meine Ziele erreichen kann und muß. Ich entdeckte die Liebe zu meinem Beruf neu, denn vorher hatte ich nur den finanziellen Aspekt im Blickfeld, langsam konnte ich mich umorientieren, ich legte immer mehr Wert auf das Wohlergehen meiner Angestellten und meiner Familie, meine eigenen Bedürfnisse rückten nach und nach an die letzte Stelle, und so halte ich es heute noch. Erst müssen alle anderen ihr Geld bekommen und befriedigt werden, erst dann komme ich an die Reihe.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Diese Situation ergab sich in einem Bankgespräch, wo man mich nicht ernst nahm und geringschätzig behandelte. Nachdem ich eindeutig meinen Standpunkt erklärt hatte und schon aufgeben wollte, setzten wir uns wieder an einen Tisch. Diese Bank erledigt heute noch meine Geschäfte zu meiner vollsten Zufriedenheit.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
In beruflicher Hinsicht ist sicherlich mein Vater das große Vorbild, er ist in dieser Branche als Schneidermeister ein Fachmann und hatte schon Zeit seines Lebens in der Textilbranche zu tun. Er kennt sowohl Produktion als auch Verkauf. Ich wurde von ihm sehr streng eingeführt und unterwiesen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein Problem in meiner Branche sehe ich im vollständigen Abverkauf. Den Ausverkauf bis auf Null habe ich noch nie zuwege gebracht. Den absolut richtigen Einkauf zustande zu bringen, ist gar nicht möglich. Man kann noch so sichere Analysen erstellen, genau nach Verbrauch einzukaufen, ist nicht zu erreichen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich nehme an, man sieht mich bei den Kunden und Mitarbeitern nur in einem positiven Licht.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne gute Mitarbeiter wäre der Erfolg meines Geschäftes in Frage gestellt. Im Verkauf müssen sich die Mitarbeiter ihren Erfolg selbst erarbeiten. Ich kann ihnen den Weg vorbereiten, aber verkaufen müssen sie selbst können.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere sie vor allem durch ein gutes Betriebsklima, mit den meisten meiner Verkäufer bin ich per Du und pflege ein eher freundschaftliches Verhältnis. Gute Verkaufserfolge schlagen sich auch in der Höhe der Provision nieder.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Stärken unseres Unternehmens liegen in der Flexibilität, da wir Änderungen sofort vornehmen können und auf alle Wünsche der Kunden eingehen. Wir bieten vollen Service und fachmännische Bedienung. Der Kunde wird von den Socken bis zum Mantel und bis zur Kasse von ein und demselben Verkäufer betreut. Unsere Kunden werden als Freunde bedient, die gegenseitige Achtung ist unser Markenzeichen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mit den neuen Ladenöffnungszeiten wird das Privatleben etwas schwieriger. Meine beiden Söhne habe ich nur alle zwei Wochen in meiner Obhut, da jetzt aber die Samstags-Öffnungszeiten rigoros erweitert werden, fällt der Samstag für Familiepflege oft aus. Die langen Donnerstage sind auch nicht gerade förderlich für ein Privatleben.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Durchschnittlich verwende ich eine Woche jährlich für berufsbedingte Weiterbildung. Ich besuche Kurse zur Persönlichkeitsweiterbildung und Personalführung.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ein zukünftiger Unternehmer muß sich beizeiten an Sparsamkeit gewöhnen, er muß immer Mensch bleiben, Ruhe bewahren und viel Geduld zur Erreichung seiner Ziele aufbringen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin ganz zufrieden mit dem, was ich bis jetzt erreicht habe. Wenn ich meinen Erfolg noch erweitern und durch höhere Qualität in meiner Ware noch intensivieren kann, so daß sich mein Kundenkreis vergrößert, wäre ich sehr glücklich.