Zum Erfolg von Hemma Sassmann
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn etwas gelingt, wofür man hart gearbeitet hat, ist man erfolgreich. Erfolg hat sehr viel damit zu tun, daß etwas eintritt, das man nicht erwartet oder erhofft hat und hängt eng damit zusammen, sich zu etwas zu überwinden und etwas gegen Widerstände zu realisieren, das man vor seinem geistigen Auge die ganze Zeit über sieht und anvisiert, um anschließend staunend vor dem Resultat zu stehen und sich sagen zu können, daß es genau den eigenen Vorstellungen entspricht.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn Erfolg darin liegt, mit dem eigenen Leben aufgrund des Erreichten in den verschiedenen Bereichen zufrieden zu sein, bin ich einigermaßen, aber nicht restlos erfolgreich. Der Mensch kommt, wenn er endgültige Zufriedenheit erreicht, also saturiert ist, zum Stillstand, und Erfolg liegt zum guten Teil darin, immer noch Herausforderungen zu sehen und Entwicklungspotential zu erkennen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend für meinen Erfolg war mein Elternhaus, das mir - im übertragenen Sinn - ein unglaubliches Maß an Erbmasse mitgegeben hat: ein wahres Unmaß an geistiger und sozialer Bildung prägte mich ebenso wie die Tatsache, daß ich früh bestimmte Parameter lernte und dabei ein Höchstmaß an Toleranz erfuhr. Mein erfolgreicher Lebensweg ist in meiner Kindheit und Erziehung verwurzelt, und ich bin mir dessen bewußt, daß ich damit sehr großes Glück hatte. Ich bin mit einer enorm positiven Lebenseinstellung aufgewachsen, die ich mir auch in schwierigen Situationen bewahren konnte; ich bin niemals verzweifelt, sondern versuche auch negativen Erfahrungen positive Aspekte abzugewinnen und immer in die Zukunft zu schauen. Wesentlich für meinen Erfolg war auch, in wichtigen Abschnitten meines Lebens Menschen zu begegnen, die mich förderten.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Panik ist äußerst kontraproduktiv. Angesichts großer Herausforderungen halte ich mich an das Bewußtsein, daß es nicht das Leben ist, das Stop sagt, sondern man selbst. Wenn ich vor einem Problem stehe, setze ich mich damit auseinander und löse es, ohne den Mut zu verlieren.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es gab einige Situationen, in denen ich wichtige Entscheidungen fällte. Sie bestanden eigentlich trotz des Kampfes, den ich jeweils mit mir ausfocht, immer darin, ausgetretene Pfade zu verlassen und Bequemlichkeit gegen Herausforderungen zu tauschen.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Wahrscheinlich beantwortet ein Großteil der Befragten diese Frage damit, selbst zur Originalität zu tendieren, so auch ich. Allerdings gibt es sowohl Dinge als auch Menschen, die zum Vorbild werden; und sich an solchen zu orientieren, halte ich nicht für schlecht.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Es gab in entscheidenden Momenten meines Lebens Menschen oder Mentoren, die mir halfen, weiterzukommen. Mein Vater war mir durch soziale Kompetenz und seine Form der Menschenführung ein echtes Vorbild.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Wir leben wie jedes Unternehmen und jede Organisation von unseren Mitarbeitern, und gerade in einer kreativ orientierten Branche ist Menschlichkeit ein entscheidender Faktor des erfolgreichen Umgangs mit Mitarbeitern. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich erhalte Unmengen an Bewerbungen von jungen Menschen, die über mehrere akademische Titel und hervorragende Berufserfahrungen verfügen, im persönlichen Gespräch aber oft erschreckend mutlos wirken, weil sie sich nicht trauen, ihre Persönlichkeit in den Vordergrund zu stellen. Es ist mir ein Anliegen, echte Persönlichkeiten zu entdecken, Menschen, die das Potential in sich tragen, durch ihr Charisma, ihre Vielfältigkeit und ihre Buntheit aus dem grauen Heer der Akademiker hervorzustechen, das unsere Universitäten leider Gottes und aus für mich völlig unverständlichen Gründen produziert - Absolventen, die in ihrer Diktion und ihrem Verhalten wie geklont wirken. Ich möchte mit Menschen zusammenarbeiten, die mögliche Ausbildungsdefizite durch Charakter ausgleichen; mit Individuen, die Interesse und Begeisterung zeigen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Der Teamgeist hat bei Ogilvy & Mather einen enorm hohen Stellenwert. Ich betrachte mich als prima inter pares, also als diejenige, die vorne steht, Entscheidungen fällt und Verantwortung trägt, immer aber unter der Prämisse, meine Mitarbeiter in alles einzubeziehen. Ich glaube weiters an das Prinzip der verantwortungsvollen Freiheit - ich betrachte mich nicht als Hofhund, der an seinem Platz sitzt, knurrt und bellt, sondern achte meine Mitarbeiter als freie, selbständige Menschen, die mit ihrer Arbeit zum Erfolg des Unternehmens beitragen.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Ogilvy & Mather hat sich dem holistischen Denken verschrieben und verfolgt die unternehmensinterne 360-Grad-Philosophie. Das gesamtheitliche Arbeiten an einer Marke, also die Annäherung an das Thema von allen Seiten, ist die entscheidende Stärke dieses Unternehmens. Wir arbeiten in interdisziplinären Teams und vereinen alle Kommunikationsarten in einem Haus, wovon alle Beteiligten in hohem Maße profitieren.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin als Persönlichkeit authentisch und daher im Berufsleben kein anderer Mensch als im privaten. Wichtig ist für mich, daß ich mich in beiden Bereichen wohl fühle.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Basis des Erfolges sind das Wissen, die Ausbildung und das Talent, das man im jeweiligen Bereich benötigt. Vor allem wird, wer ewig mit seinen Fähigkeiten hadert, bald wirklich Mißerfolg erleiden, und zwar beruflich wie auch privat - ein gesundes Selbstbewußtsein und eine gute Einschätzung der eigenen Möglichkeiten spielen beim Erfolg eine tragende Rolle. Ich denke weiters, daß ein ausgeglichenes Privatleben ein wichtiger Faktor des beruflichen Erfolges ist: wer in sich gefestigt ist, läßt sich beruflich nicht so schnell aus der Bahn werfen. Einem jungen Menschen würde ich außerdem raten, immer weiterzulernen und das Interesse an verschiedenen Bereichen nicht zu verlieren, weil das menschliche Gehirn durch permanente Beschäftigung leistungsfähig bleibt, faszinierenderweise bis ins hohe Alter, während es unbenutzt verkümmert. Beruflich bzw. fachlich ist man heutzutage nahezu verpflichtet, jede Chance, die sich einem hinsichtlich Weiterbildung bietet, zu nützen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich halte Lebensplanung für ein sehr dummes Wort. Natürlich habe ich - sehr visionäre - Ziele, denen ich mich in Etappen nähere, weil es wichtig ist, große Ziele zu haben und die Zwischenziele bei Bedarf zu korrigieren. Ich persönlich bin aber jedenfalls kein Mensch, der starr an einer Sache festhält und ihr stur nachläuft, sondern überprüfe meine Etappenziele immer wieder, um sie ändern zu können. Ich denke, daß man vieles im Leben nicht planen kann: die Dinge können sich - zum Guten oder zum Schlechten - ändern und es zählt die Fähigkeit, mit der Situation umzugehen. Mein Ziel liegt daher darin, flexibel zu bleiben, um niemals enttäuscht zu sein, wenn ich auf dem ursprünglich geplanten Weg nicht vorankomme. Es gibt in meinem Leben persönliche/private, soziale und berufliche/wirtschaftliche Ziele.
Ihr Lebensmotto?
Sag niemals nie - bis auf manchmal.