Zum Erfolg von Werner Gottlieb
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg setzt sich für mich zusammen aus entsprechender Funktion, Einflußbereich, Raum für Gestaltung und entsprechendem Einkommen; Zeit für eigene Interessen zu haben, gehört auch dazu.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Durchaus, da ich aus relativ bescheidenen Verhältnissen stamme und somit keine optimalen Startvoraussetzungen hatte.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich lernte in relativ jungen Jahren gut zu kommunizieren, hatte das Glück auch oft mit den richtigen Leuten zusammenzutreffen und konnte aus dem einjährigen Aufenthalt in den USA während meiner Gymnasialzeit sehr viel profitieren. Ich lernte damals, die Dinge nicht zu sehr zu komplizieren.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
So ab dem zweiten oder drittem Jahr in der SGP. Ich hatte das Glück in der Anfangsphase des Umwelttechnik-Geschäftes einzusteigen. Anfänglich waren wir eine 40-Mann Truppe die aus dem Apparatebau hervorging, acht Jahre später konnte hier SGP mit modernsten Technologien bereits zweieinhalb Milliarden Schilling umsetzen. Eine dieser Technologien konnte ich selbst aufbauen. Nicht zuletzt durch die Einstellung des damaligen Vorstandes Dr. Klaus Woltron war diese Entwicklung möglich; er ließ den Leuten weitestgehenden Freiraum. Wir rüsteten zum Beispiel alle Kraftwerksanlagen in Österreich mit Entstickungsanlagen aus und exportierten nach Deutschland, Schweden und in die Schweiz was in dieser Zeit nicht gerade einfach war.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Herr Dr. Hermann Rabitsch war bei SGP immer mein direkter Vorgesetzter. Er konnte mich gut motivieren und die für mich besten Einsatzgebiete finden.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In der Zeit bei SGP fand ich laufend Anerkennung, was nicht zuletzt an den schnellen und sichtbaren Erfolgen lag. In meiner heutigen Position bei RWE ist die Anerkennung weniger sichtbar, da unsere Konzernzentrale in Frankfurt ist und ich keinen täglichen Kontakt mit meinen Vorgesetzten pflegen kann. Periodisch und in längeren Zeitabständen habe ich diese Verbindung, dann werden im Zeitraffer die wichtigsten Themen abgehakt und ich bekomme die nötige Anerkennung.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Unsere Erzeugnisse sind sehr aufwendig und technisch kompliziert. Wir haben relativ wenig Freiraum für die Lösungen der Kundenwünsche. Der Kunde gibt in einer Detailausschreibung sehr oft die Technik vor, daher können wir oft nicht die besten Lösungen implementieren. Dabei spielen auch die Wettbewerbsbestimmungen in der EU eine Rolle.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich werde leider auch manchmal als arrogant angesehen, aber die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, schätzen mich sehr positiv ein. Ich habe meine Kompetenzen im Projektmanagement und Technologie und denke, daß ich mit meinen Mitarbeitern gut umgehen kann. Die Beurteilung wie mich meine gegenwärtigen Kunden sehen fällt mit schwerer, weil diese ja in Gestalt von Detailausschreibungen auftreten und ich persönlich mit Kunden nur dann in Kontakt trete, wenn Schwierigkeiten auftreten.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter spielen die wesentliche Rolle, es sind letztlich nicht die Produkte, sondern die Mitarbeiter, die Lösungen herbeiführen, die uns vom Wettbewerb abheben.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir haben gute, kreative Techniker und eine sehr motivierte Mannschaft, hinter uns steht ein Konzern, der uns in jeder Hinsicht, auch beim Export, unterstützt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das Privatleben kommt eindeutig zu kurz. Mein Beruf füllt mich so aus, daß ich nach Beendigung der Tagesarbeit die beruflichen Aufgaben nicht so leicht aus dem Kopf bekomme. Ich bin aber dabei, mich diesbezüglich verbessern.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Einem jungen Menschen rate ich, unbedingt einen Auslandsaufenthalt anzustreben, aber auch wieder zurückzukommen. Viele Spitzenkräfte bleiben leider oft im Ausland. Die ideologischen Werte von Beruf und Leben dürfen nie verloren gehen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Wir wollen wachsen, wir sind nun das Kompetenzzentrum für die Tunneltechnik innerhalb des Konzerns, und wir wollen in den nächsten Jahren in wesentlichem Maße in den Export gehen.