Zur Karriere von Walter Ludwig Liehmann
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Meine Familie hatte bereits 1908 Boote am Attersee liegen, so war mein Weg schon irgendwie vorprogrammiert. Mein älterer Bruder führte diese alte Familientradition weiter, und auch ich segelte schon im Alter von sieben Jahren alleine am Attersee, so entschied ich mich, in die Fußstapfen meines Großvaters und Bruders zu treten und besuchte die HTL der Fachrichtung Maschinenbau. Während meiner Schulzeit betrieb ich Regatta-Segelei und lernte dadurch auch die richtigen Leute für meine weitere Ausbildung im Bereich Boot- und Yachtbau kennen. Ich landete in einer sehr gediegenen Yachtwerft in Bremen, die vor allem hochpreisige Einzelanfertigungen herstellte. Während meiner Tätigkeit als Maschinen- und Bootsbauer konnte ich auch im Bereich Konstruktion für die Werft tätig werden und lernte dadurch internationale Spitzenkonstrukteure kennen. Danach übernahm ich die Leitung einer Werft in Lübeck. Im Zuge dieser Tätigkeit lernte ich einen Hanseaten kennen, der im Begriff war, eine Segelschule auf Elba zu gründen. Ich übernahm in der Folge den Aufbau der Segelschule, und es gelang mir, trotz der ungewohnten Lehrtätigkeit, auch gegen so prominente Mitbewerber wie den wohl renommiertesten Schulbetrieb Deutschlands, den Hansa-Hochsee-Sportverband zu bestehen. Neben meiner Tätigkeit als (jüngster) Schulleiter engagierte ich mich als Konstrukteur für innovative Bootsformen und hydrodynamische Effekte. Es konnte sogar ein Patent in meinem Namen angemeldet werden. Aus dieser Segelschule wurde durch ein von mir erstelltes Konzept der Segelclub Elba und durch gutes Marketing gelang es, diesen Club richtig zu etablieren und zu positionieren. Wir stellten absolutes Spitzenmaterial zur Verfügung und waren damals die teuerste deutsche Segelschule mit größtem Erfolg. Diese fünf Jahre waren für mich eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit. Ich beendete diese Tätigkeit und folgte einem Angebot des größten europäischen Wassersportunternehmens, Happy Sailing, das einen Mitarbeiter suchte, der das Unternehmen nach außen präsentieren sollte. Zuerst stellte man mir einen Zweimaster zur Verfügung, und ich segelte zu den in ganz Europa vertretenen Stützpunkten des Unternehmens und führte vor Ort Controlling-Tätigkeiten durch. Nach einem Jahr bekam ich das Flaggschiff Mariano unter mein Kommando, ein altes, in England erbautes Boot. Mit diesem Boot kreuzte ich mit zahlenden VIPs in den verschiedenen Gewässern. Diese Phase dauerte drei Jahre, in denen ich auch einige neue Stationen für das Unternehmen aufbaute, zum Beispiel den Senegal Club Nautic. Darüber hinaus segelte ich für das Unternehmen von Station zu Station, um nach dem Rechten zu sehen. Spannend wurde es, wenn ich während einer Winterreise mit Gästen an Bord, bei schwerem Wetter am Atlantik selbst 14 Kilo an Gewicht einbüßen mußte. Die Kontrolltätigkeit wurde immer intensiver, sie umfaßte bald auch andere Jobs, wie Vertretung auf Bootsmessen, Verhandlungen mit Werften und technische Beratung. Ganz und gar nicht nach meinem Geschmack mußte ich schließlich auf gänzlich unromantische Flugreisen umsteigen! Es war an der Zeit, nach 25 Jahren Auslandsaufenthalt, wieder an den Attersee zu denken, zumal mein Sohn inzwischen schulpflichtig wurde. Zuerst versuchte ich noch im Auftrag unseres Tourismuspartners in meiner Branche am Attersee Fuß zu fassen, aber es war trotz erheblichen Engagements und meiner Reputation nicht möglich einen derart großen Brocken mit dem heimischen Fremdenverkehr in Einklang zu bringen. Dann traf ich durch Zufall in Rovinje, Kroatien, den damaligen und sehr bekannten Chef der Werft Haitzinger, der eine Segelschule am Attersee besaß und mir anbot, diese zu leiten. Obwohl es für mich ein Rückschritt war, nahm ich an. Ich baute diese Schule förmlich neu auf und engagierte mich anfänglich auch im regionalen Tourismusgeschäft, um neuen Ideen und Innovationen zum Durchbruch zu verhelfen. Schließlich konnte ich diese Segelschule erweitern und machte mich selbständig. Unsere Zielgruppen sind vor allem sportive Gäste aller Altersgruppen, aber wir sind mit unserem Equipment und mit unseren Booten auch spezialisiert auf hochwertige Regatten. Wir besitzen ein original amerikanisches Rettungsboot sowie Seefunkausstattung. Insgesamt sind wir wahrscheinlich die innovativste Segelschule Österreichs und mit der angeschlossenen Vertragswerft (Haitzinger) sind wir in der Lage bestes Material zu garantieren.