Zum Erfolg von Heimo Royer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Persönlicher Erfolg bedeutet für mich Wohlbefinden in allen Lebensbereichen. Dazu zählt, im Berufsleben meine Ziele zu erreichen, eine glückliche Familie zu haben und gesund zu sein.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Mein größter Erfolg besteht darin, daß ich glücklich verheiratet bin und drei wunderbare Kinder habe. Ich war vor 21 Jahren zum erstenmal als Hoteldirektor erfolgreich und bin es heute immer noch, da ich seit Jahren einen prosperierenden Betrieb mit 100 Mitarbeitern leite.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich war unmittelbar nach Abschluß der Hotelfachschule immer für jeweils vier bis fünf Monate in verschiedenen Bereichen (als Rezeptionist in der Schweiz, als Kellner am Schiff und so weiter) tätig, um in kürzester Zeit so viel Erfahrung wie möglich zu sammeln, anstatt mir eine Anstellung für die nächsten fünf Jahre zu suchen. Die Ansicht, daß jemand, der viele Jobwechsel hinter sich hat, keine Loyalität gegenüber dem jeweiligen Unternehmen beweist, ist Schnee von vorgestern, diese Einstellung hatte ich schon in jungen Jahren. Bei meinem Erfolg spielte aber sicher vor allem Glück eine große Rolle: Ich wanderte 1983 nach Südafrika aus und war als interner Auditor in der dortigen Niederlassung der größten Hotelanlage der Welt tätig, ehe ich kurze Zeit später nach Namibia wechselte, wo ich als Frontoffice-Manager im größten Hotel dieses Landes arbeitete. Der stellvertretende Direktor befand sich zu dieser Zeit gerade auf einem Managementkurs in Europa, und der Direktor vertraute mir voll und ganz, weil er meine Kompetenz erkannte und selbst eher ein phlegmatischer Mensch war. Als im selben Jahr die UNO-Generalkonferenz unter Perez de Cuellar stattfinden sollte, übergab er mir die volle Verantwortung dafür, die ich annahm. Diese Herausforderung war eine sehr große, doch ich nahm sie ohne Angst an, da ich 10.000 Kilometer von meiner Heimat entfernt war und mich nicht davor fürchten mußte, meinen Ruf zu riskieren. Da ich zudem immer schon bestrebt war, meine Arbeit bestmöglich zu erledigen, brachte ich diese Veranstaltung sehr gut über die Bühne, und dadurch wurde die Konkurrenz auf mich aufmerksam, die mir die Leitung eines Hotels anbot. Dieses Hotel ist das einzige in Namibia, das direkt am Strand gelegen ist, und da es ein Kindheitstraum von mir war, einmal am Meer zu leben und mir bewußt war, daß ich eine solche Chance nur einmal im Leben bekommen würde, sagte ich, ohne das Hotel vorher je gesehen zu haben, sofort zu. In Südafrika - damals noch geprägt von der Apartheid - lernte ich, daß es sehr wichtig ist, mit Mitarbeitern behutsam umzugehen, was bis heute einer der entscheidenden Faktoren meines Erfolges ist. Ausschlaggebend für meinen Erfolg ist zudem mein Bestreben, mich ständig fortzubilden und zu informieren.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich habe noch nie den geschäftlichen Erfolg eines Betriebes ausschließlich auf mich bezogen, weil ich weiß, daß er von den Mitarbeitern und der Mitarbeiterführung abhängig ist - jeder, der etwas anderes behauptet, ist ein Phantast. Was ich in Südafrika lernte, habe ich bis zum heutigen Tag verfeinert, denn der beste Manager ist ohne entsprechende Mitarbeiter nichts wert. Die höchste Kunst besteht darin, ein Team zu formen und zu führen. In meinem Betrieb sind etliche Mitarbeiter tätig, die auf ihrem Gebiet fachlich viel besser sind als ich, und das bin ich sofort bereit zuzugeben. Ich bin nicht derjenige, der sich aufspielt und alles besser weiß, sondern gehe zu meinen Leuten und frage sie nach ihren Ideen und Meinungen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Mindestens so wichtig wie fachliche Qualifikation ist für mich Integrations- bzw. Teamfähigkeit. Die soziale Komponente spielt für mich eine tragende Rolle, denn wer nicht die Fähigkeit besitzt, im Team zu arbeiten, Entscheidungen zu treffen und diese zu begründen, Verantwortung zu übernehmen und Loyalität zu zeigen, kann auch nicht zum Erfolg dieses Unternehmens beitragen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich übertrage meinen Mitarbeitern sehr viel Verantwortung und gebe ihnen entsprechende Freiräume, wobei sie aber wissen, daß ich immer hinter ihnen stehe; als derjenige, der im Endeffekt die Verantwortung trägt. Ich muß für Mißerfolge genauso einstehen, wie ich als erster mit Erfolgen konfrontiert werde, aber wenn meine Mitarbeiter mein Pouvoir haben, Dinge zu entscheiden, stehe ich in jedem Fall dazu.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir bieten die drei Bereiche Sport, Familie und Seminar an, die sich normalerweise nicht allzu gut vereinbaren lassen, aufgrund unserer Betriebsgröße allerdings sehr erfolgreich nebeneinander bestehen. Es ist eine Herausforderung, so wie im letzten Jahr 250 Veranstaltungen zu betreuen und gleichzeitig Urlaubsgäste zu haben, aber da wir über acht Seminarräume und 400 Betten verfügen, schaffen wir es, alle Anforderungen zu erfüllen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein geschäftlicher Erfolg ist mit einer großen Zahl an Überstunden und einem hohen Maß an Mehrleistung verbunden, deshalb kann ich nur erfolgreich sein, weil meine Familie mein Engagement mitträgt. Die wenigsten Frauen würden jemanden heiraten, den sie nur sporadisch sehen, aber mein Beruf verlangt nun einmal überdurchschnittliches Engagement, und da ich meine Frau kennenlernte, als ich bereits Hoteldirektor war, wußte sie, was auf sie zukommt. Auch meine Kinder akzeptieren, daß sie ihren Vater selten sehen. Würde ich von Seiten meiner Familie Druck verspüren, könnte ich in diesem Gewerbe nicht erfolgreich sein.