Zum Erfolg von Emilie Brandl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ein persönliche Erfolg ist für mich, daß die Kinder gerne in die Schule gehen und sie auf einem hohen Niveau abschließen. Unsere Kinder bitten mich oftmals, länger in der Schule bleiben zu dürfen, um Hausaufgaben machen zu können oder mit mir zu sprechen. Zudem habe ich absolut kein Problem mit den Eltern, was ich ebenfalls als persönlichem Erfolg sehe.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin mir gegenüber sehr kritisch. Das Wort erfolgreich will ich für mich nicht so gerne aussprechen, aber ich denke, daß ich den Anforderungen gewachsen bin und fühle mich bei meiner Arbeit sehr wohl.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich habe die Schule der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Es ist mir wichtig, daß jeder zu mir kommen kann, um Probleme so rasch wie möglich zu lösen. Ich hatte das Glück, in einem sehr intakten Elternhaus aufzuwachsen, und meine Eltern gaben uns folgende Weisheit mit, an die ich mich auch gehalten habe: Nie das Schlechteste, nie das Beste, aber in der Mitte sehr gut sein.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin dafür verantwortlich, daß alles funktioniert und sehe das Management einer Schule wie das einer Firma.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Es gibt viele Momente, in denen man sich bestätigt fühlt. So ein Erfolgserlebnis hatte ich vor kurzem, nachdem jedes Kind an der Schule schwimmen lernte. Mir ist es sehr wichtig, Gefahrenquellen ausschalten zu können, und dazu gehört auch, daß jedes Kind schwimmen kann.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Für mich gibt es das Wort Imitation nicht. Ich bin authentisch und will niemanden imitieren. Natürlich kann man aus bestehenden Ideen einige Stückchen seiner eigenen Person anpassen, aber das ist keine Imitation, sondern ein Lernprozeß.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Obwohl für mich die Schule nicht immer angenehm war, wollte ich Lehrerin werden. Ein großes Vorbild war mein Vater, und als er starb, war das natürlich besonders tragisch für mich. Ihm zuliebe habe ich es aber geschafft, denn er war zu Lebzeiten stolz auf mich und meinem Werdegang.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Positive Rückmeldungen der Kinder und Eltern sind für mich die schönste Anerkennung. Wunderschön ist auch, wenn mich Kinder, die die Volksschule schon verlassen haben, immer wieder besuchen. Private Anerkennung habe ich anhand der Organisation eines Adventfestes für Pensionisten erfahren. Die Teilnehmer waren dermaßen begeistert, daß die nächste Organisation wahrscheinlich wieder auf mich fallen wird.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Was mich sehr traurig stimmt, sind die Einsparungsmaßnahmen, sie wirken sich auf die Kinder nicht positiv aus. Wenn der Lehrer bereit ist, aus Eigeninitiative heraus mehr zu machen, sollte man das anerkennen. Lehrer sind immer wieder Zielpunkt diverser Angriffe, was für mich eine große Herausforderung bedeutet. Mir ist es einfach wichtig, daß sich die Kinder wohl fühlen, und nach diesem Kriterium arbeite ich auch. Die Lehrer werden verstärkt für die Kindererziehung herangezogen, und hier sehe ich ebenfalls ein großes Problem. Statt Stunden zu streichen, müßten welche für den sozialen Ausgleich geschaffen werden.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich werde sehr positiv gesehen, weil ich auf jeden Menschen offen zugehe.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich verstehe mich mit meiner Mitarbeiterin ganz ausgezeichnet, und nur gemeinsam können wir unser Konzept erfolgreich umsetzen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ein positives Arbeitsklima fördert die Motivation von selbst. Ich lobe oder kritisiere und gebe bei Bedarf auch gerne Hilfestellung. Meine eigene hochmotivierte Einstellung zur Schule reißt automatisch meine Mitarbeiterin mit.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich denke, daß sie mich als geradlinige Person sieht.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich selbst unterrichte u.a. Spracherziehung und gebe kostenlose Nachhilfe, weil es mir wichtig ist, den Kindern eine Möglichkeit zu geben, dem herkömmlichen Unterricht folgen zu können. Es ist wichtig, keinen Druck auszuüben und trotzdem Leistung zu verlangen. Bei uns gibt es keine Pausenglocke. Die Schüler können ohne Hektik Begonnenes zu Ende führen und in Ruhe die Pause genießen. Eingeführt habe ich zudem auch die Apfelpause. Seit Jahren essen wir gemeinsam jeden Tag geschnittene Äpfel, die wir auch gemeinsam zubereiten. Das ist nicht nur ein für jeden Schüler lieb gewordenes Ritual, sondern ich kann auch feststellen, daß Erkältungserkrankungen nur noch selten auftreten und die Kinder vitaler sind.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gelingt mir gut, die beiden Bereiche zu vereinbaren. Am Vormittag steht die Schule im Mittelpunkt, nachmittags gönne ich mir einige private Stunden und abends widme ich meine ganze Kraft wieder der Schule.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich bilde mich in jeder Form sehr intensiv fort. Derzeit besuche ich einen zweisemestrigen Informatikkurs an der PÄDAK in Krems, weil ich der Meinung bin, daß früher oder später der Informatikunterricht auch in die Volksschule Einzug halten wird.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Immer nach vorne schauen und nicht zurück. Habe ein Ziel vor Augen, strebe es an, erreiche es und halte dein Niveau.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich werde alles versuchen, damit unsere Volksschule nicht einklassig wird und nicht alle vier Stufen in einer Klasse unterrichtet werden müssen.
Ihr Lebensmotto?
Probleme sind dazu da, um sie zu lösen. Wichtig für mich ist auch die Geradlinigkeit, und für mich zählt, daß der erste Gedanke meist der beste ist.