Zum Erfolg von Walter Hanisch
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Mir bedeutet Erfolg eigentlich nicht sehr viel. In der Jugend stand er für mich an oberster Stelle, zu dieser Zeit wollte ich unser Unternehmen so gestalten, wie ich es mir vorgestellt hatte. Als ich mein Unternehmen meinen Sohn übergab, bedeutete mir der Erfolg eigentlich nichts mehr.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich als erfolgreich, aber nicht immer. Ich hatte das Glück, daß mein Vater mir zwar immer half, wenn ich ihn benötigte, mir jedoch grundsätzlich freie Hand ließ. Heute gehe ich selbst so mit meinem Sohn um, der seine Vorstellungen umsetzen kann. Alles, was ich je angestrebt habe, konnte ich auch erreichen, daher bin ich mit meinem Lebensweg eigentlich sehr zufrieden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Eigentlich wollte ich, da ich sehr gerne mit Kindern arbeite, Lehrer werden. Ich war Jungschargruppenführer und jahrelang mit Jugendgruppen unterwegs. Ich betreute mit Kollegen 70 bis 80 Kinder in Jugendlagern und lernte dadurch sehr viel über den Umgang mit Menschen. Heutzutage ist die Arbeit in der Sozialbranche viel schwieriger geworden, da viele Jugendliche die Erzieher nicht mehr als Respektspersonen ansehen. Mein ursprünglicher Berufswunsch zerschlug sich, da ich nicht mehr weiter zur Schule gehen wollte. Mein Lehrherr zwang mich, samstags zu arbeiten, da ich oft die Berufsschule schwänzte - das war für mich ein sehr wichtiger Lerneffekt, denn mir wurde bewußt, daß ich gerne arbeite, und das auch am Samstag. Seit dieser Zeit liebe ich meinen Beruf und übe ihn mit vollstem Herzen aus. Trotz meines mäßigen Lernwillens schloß ich die Berufsschule mit gutem Erfolg ab, weil ich mich für meinen Beruf sehr interessierte und mir klar war, daß mein Berufswissen meine Existenz sichern würde. In der Folge steckte ich mir immer klare Ziele, die ich als konsequenter Mensch auch alle erreichen konnte. Natürlich mußte ich auch durch schwierige Zeiten gehen, war jedoch nie ein Mensch, der aufgab. Ich muß auch sagen, daß ich das Glück des wirtschaftlichen Aufstieg Österreichs erlebte und wir zu dieser Zeit so viel Arbeit hatten, daß wir sie kaum bewältigen konnten. Dadurch konnte ich, obwohl ich immer ein sehr spendierfreudiger Mensch war, Rücklagen bilden, die meiner Familie und meinem Unternehmen zugute kamen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich konnte mir schon in sehr jungen Jahren Winterurlaube leisten, die damals 20.000 Schilling kosteten. Da ich mir eigentlich alles leisten konnte, was ich wollte, fühlte ich mich schon sehr früh erfolgreich. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche ungelöst? Was mich in unserer Branche stört, ist das Gehabe der Innung und der Kammer. Ich bin Zwangsmitglied und kann mich nicht dagegen wehren. Für mich haben diese Institutionen noch nie etwas getan, und ich glaube, daß es auch in den anderen Branchen nicht anders aussieht. Ich bin der Überzeugung, daß man diese Zwangsmitgliedschaft abschaffen sollte, wäre jedoch selbstverständlich bereit, dafür zu bezahlen, daß mir von diesen Instanzen Hilfe zukommt. In unserem Beruf geht der Trend zum Raumausstatter, da kann man nichts dagegen unternehmen. Eines muß den Kunden aber immer klar sein: Ein Raumausstatter ist nicht automatisch auch ein Tapezierermeister. Sehr schwierig ist manchmal auch die Zusammenarbeit mit Architekten. Die guten wissen, daß sie mit einem Meister seines Faches zusammenarbeiten, die Schlechten wissen unsere Kompetenz nicht zu schätzen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
In meinem Betrieb herrscht ein sehr strenges Regime. Ich verlange von meinen Mitarbeitern Höchstleistungen und spreche Lob bzw. Tadel aus. Ich bin jedoch kein nachtragender Mensch, sondern sage immer sofort, was ich von einer Sache halte. Wenn jemand unseren Beruf erlernen möchte, bin ich bereit, Wissen weiterzugeben, der Mitarbeiter muß jedoch von sich aus motiviert sein, seine Arbeit bestmöglich durchzuführen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Großteils kennen wir die Leute, mit denen wir zusammenarbeiten. Ich muß wissen, wie ein Mensch ist und wie er arbeitet, dann kann ich auch sagen, ob eine Zusammenarbeit sinnvoll erscheint. Ein Mensch ist für mich erst dann ein solcher für mich, wenn er verläßlich, ordentlich und ehrlich agiert.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Als Handwerksbetrieb sind wir im Innenausbau tätig und in der Lage, alle Arbeiten durchzuführen. Wir übernehmen Polstermöbel Neuanfertigungen und Reparaturen aller Art, Bodenlegerarbeiten, Dekorationen, Vorhangservice, Sonnenschutz, Jalousien und alle Spalierarbeiten. Außerdem können wir polstern und haben Fachpersonal aus allen Baunebengewerben zur Verfügung. Ich persönlich verfüge zudem über die Befähigung als Malermeister.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es ist sehr schwierig für mich, einem fremden Mensch etwas zu empfehlen. Ich kann nur darauf hinweisen, was auf meiner persönlichen Lebensbahn gut war: Ich war ehrlich, hatte klare Ziele, arbeitete Tag und Nacht und genoß mein Leben.