Zum Erfolg von Oskar Eder
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Die Bedeutung von Erfolg ändert sich im Laufe der Jahre. Wenn man jung ist, möchte man ein Auto haben, ein Haus, finanzielle Sicherheit. Aus heutiger Sicht bedeutet Erfolg für mich, morgen zu arbeiten aufhören zu können und trotzdem so weiterzuleben, wie ich will. Je älter ich werde, umso mehr gelange ich zu der Ansicht, daß der finanzielle Erfolg nicht das Wichtigste im Leben ist. Seit 1995 sitzt meine Frau nach einem Autounfall im Rollstuhl, und das verändert natürlich auch das Bewußtsein.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Alter von 25 Jahren hatte ich ein eigenes Geschäft, mit 30 ein Haus, heute, mit 50, ist es zwar nicht so, daß ich nicht mehr arbeiten muß, aber sonst habe ich meine Ziele erreicht.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend ist die Liebe zum Beruf, auch heute schneide ich noch gerne Haare. Gut für das Geschäft ist sicher auch, daß ich Obmann des Musikvereins Amstetten bin, er hat 700 Mitglieder, und viele davon kommen zu mir ins Geschäft. Früher war ich in der Jugendarbeit, bei den Pfadfindern, tätig, auch da sind viele zu mir Haareschneiden gekommen. Mundpropaganda ist etwas sehr Wichtiges in meiner Branche.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Als junger Mensch sucht man die Herausforderungen, nach 30 Jahren Praxis sieht man vieles nicht mehr als solche, weil mehr Routine und Alltag einkehren.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Die eigene Person betreffend spielt sicher die Originalität eine wesentliche Rolle, denn jeder ist eine eigene Persönlichkeit. Wenn man die Frage auf die Tätigkeit bezieht, z.B. ein Seminar besucht und dann das Erlernte umsetzt, dann imitiert man eigentlich schon, wobei natürlich jeder auch eine eigene Note hat und diese immer in die Arbeit einfließt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Gesellin während der Lehrzeit hat mich fachlich und sozial, die Persönlichkeit betreffend, geprägt. In meinem Beruf ist das Persönliche genau so wichtig wie das Fachliche.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Der Kollektivvertrag für die Mitarbeiter ist sehr hart. Es gibt in unserem Beruf doch sehr viel Stehzeiten, bezahlt wird aber nicht nach Stunden, sondern mit einem Fixgehalt. Die Mitarbeiter kommen sehr teuer, und es ist nicht einfach für kleine Unternehmen, den Betrieb rentabel zu führen. Eine zweite Sache ist, daß die Firmen, die uns mit Produkten beliefern, auch den Großhandel bedienen. Beworben werden diese Produkte für die Heimanwendung, und so gesehen werben die Herstellerfirmen genaugenommen gegen uns.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne gute Mitarbeiter bleibt man auf der Strecke, sie spielen daher eine große Rolle.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Die Mitarbeiter ständig zu motivieren ist sehr schwierig, noch dazu, wenn man selbst als Chef kaum motiviert wird. Seminare und Prämien motivieren kurz- aber nicht langfristig.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir haben ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis, das von unserer Kundschaft geschätzt wird.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das gelingt mir weniger gut, die beiden Bereiche vermischen sich sehr.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Fortbildung?
Ich informiere mich täglich über das Internet, lese regelmäßig Fachzeitschriften, und alle zwei bis drei Monate besuche ich Seminare, alleine oder mit meinen Mitarbeitern. In Summe verwende ich für Fortbildung sicher eine Stunde pro Tag.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Für meine Branche würde ich raten, schon recht bald den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen. Wenn man jung ist, ist man meistens noch ungebunden und hat den Mut zum Risiko. Mit Investitionen und Privatausgaben sollte man zu Beginn vorsichtig sein. Bei der Kammer gibt es Beratungsmöglichkeiten für Jungunternehmer, und es ist sehr sinnvoll, diese in Anspruch zu nehmen, z.B. eine Marktanalyse eines in Frage kommenden Gebietes machen zu lassen. Am erfolgreichsten ist man dann, wenn die Bereitschaft da ist, viel zu arbeiteten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Zuletzt haben immer mehr administrative Arbeiten Zeit in Anspruch genommen, ich möchte wieder mehr zu den Wurzeln zurück und mehr am Kunden arbeiten. Ich tätowiere sehr gerne, auch dafür möchte ich mir in Zukunft mehr Zeit nehmen. In sieben Jahren würde ich gerne nur mehr zwei Tage pro Woche arbeiten.