Zum Erfolg von Nhut La Hong
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich ein Glücksgefühl, das ich durch zielstrebige Arbeit und persönlichen Einsatz erreichen kann. Wichtig ist dabei, daß man sich nie zurücklehnt und sich auf seinem Erfolg ausruht, da er dann sehr schnell wieder verschwindet. Erfolg muß am Leben erhalten werden und im besten Fall größer werden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich befinde mich auf dem Weg zum Erfolg.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Alles, was ich bisher erreichen konnte, führe ich auf meine konsequente und ausdauernde Arbeit zurück. Erfolg beginnt im Kopf. Man entwirft etwas, und je mehr Training oder Übung und Erfahrung mehr hat, desto leichter fallen einem die Dinge. Mich trug stets eine Vision, die ich verwirklichen wollte.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich fühlte mich erstmals erfolgreich, als ich im Jahr 2003 gleich zwei Fashion Awards gewann und mit Freude realisierte, daß sich immer mehr Menschen für meine Modelle interessierten.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
In meine Designs fließt immer wieder meine Kultur mit ein, und ich greife Stilmittel der asiatischen Tradition auf. Doch übernehme ich sie nicht einfach, sondern verschmelze sie mit der europäischen Kultur und mit meinem persönlichen Empfinden, wodurch wieder etwas ganz Neues entsteht.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Daß ich keine Vorbilder hatte, liegt an dem Umstand, daß ich nie adäquate finden konnte. Natürlich lasse ich mich von meiner Umwelt inspirieren, aber ich imitiere niemanden.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung für meine Arbeit hat einen Sinn: Sie dient mir als Bestätigung dafür, daß ich mich auf dem richtigen Weg befinde.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Neue Mitarbeiter werden gründlich eingeschult. Sie lernen meine Arbeitsmethoden kennen, damit sie danach ein hohes Maß an Selbständigkeit erreichen.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Während der Arbeitszeit bin ich ein strenger Chef, danach pflege ich einen lockereren Umgang mit meinen Mitarbeitern.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich orientiere mich stark an den Wünschen der Kunden, weil mir viel daran liegt, daß meine Entwürfe meinen Kunden gefallen. Ich habe ein sehr feines Gefühl dafür, was eine Frau tragen will und wie sie sich präsentieren möchte. Meine Arbeit ist kein Selbstzweck - ich betrachte ich mich als Dienstleistungsunternehmen, und die Zufriedenheit der Kunden hat Priorität. Ich bin für meine Kunden außerdem rund um die Uhr da. Was meinen Stil betrifft, habe ich mich auf Wendekleider spezialisiert, die beidseitig getragen werden können und mittlerweile zu meinem Markenzeichen wurden.
Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Mitbewerber sind keine störende Konkurrenz, sondern eine Bereicherung für die gesamte Branche.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Seit meiner beruflichen Selbständigkeit ist meine Freizeit karg. Oft verwende ich auch meine Freizeit, um zu nähen. Entspannung finde ich manchmal bei gesellschaftlichen Events, zu denen ich eingeladen werde. Dort nehme ich mir Zeit für das Essen und für eine gemütliche Unterhaltung. Ich bin zur Zeit Single und denke, das ist besser so, weil es für einen Partner nicht leicht wäre, mit mir zu leben, da ich so viel arbeite. Ich verstehe heute, daß viele Eheprobleme ihren Ursprung darin haben, daß einer der beiden Partner nicht genug Zeit für die Beziehung aufbringen kann. Natürlich brauche ich persönliche Momente, in denen ich vollkommen abschalten kann, um mich zu regenerieren.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Mehr Zeit für Fortbildung wäre schön. Momentan geht sich das neben meiner Arbeit nicht aus.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Am Anfang lohnt es sich, gründlich zu überlegen, was man wirklich tun möchte. In meiner Branche ist es weiters wichtig, nicht für sich selbst, sondern für die Kunden zu arbeiten. Viele Künstler richten sich leider zu wenig nach den Wünschen ihrer Klienten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Natürlich muß ich mich als Künstler immer noch etablieren. Mein nächstes Ziel ist ein öffentliches Schaufenster, durch das ich meine Verkäufe steigern möchte. Zur Zeit arbeite ich an einer neuen Kollektion, habe seit dem Opernball viele Anfragen aus dem Ausland und bin sehr mit organisatorischen Tätigkeiten beschäftigt, obwohl ich sehr viel mehr Energie in den Kreativbereich stecken sollte. Künstlerförderung ist ein ernstes Thema, denn es kann der Wirtschaft sehr nützlich sein. Doch den Wert der Förderung künstlerischer Arbeit müssen Wirtschaftskammer und sonstige staatliche Institutionen noch zu sehen lernen.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen.