Zum Erfolg von Georg Heckmann
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg ein hohes Maß an Selbstverwirklichung und Zufriedenheit mit der Arbeitsaufgabe. Ich könnte nicht ins Büro gehen bzw. einer Tätigkeit nachgehen, die mich nicht oder nicht mehr herausfordert. Eigenmotivation kann man am Besten aus seiner Aufgabenstellung schöpfen. Zum Erfolg zählt natürlich auch ein gewisses Maß an Anerkennung, von den Mitarbeitern und Kollegen beispielsweise. Dies finde ich wichtiger als finanzielle Bestätigung oder Positionen im Gesellschaftsleben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Aufgrund meines beruflichen Werdeganges und dessen was ich erreicht habe sehe ich mich durchaus als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die Basis war eine gute Ausbildung, die Matura ein Niveau in der Allgemeinbildung vermittelt, das man später kaum mehr irgendwo erhalten kann, das ich aber als Grundlage für die Kultur sehe. Das nächste Fundament war das Studium, das mir Selbstverantwortung und Durchhaltevermögen abverlangte und den Reifeprozeß abrundete. Wesentliche Faktoren sind auch Eigenorganisation und der Mut, sich an neue Aufgaben zu wagen. Für mich war eine neue Herausforderung nie eine Bedrohung, sondern immer eine Chance. Meine jeweiligen Wechsel aus einer gesicherten Position in das Ungewisse einer neuen Aufgabe - zum Beispiel mein freiwilliges Ausscheiden aus einer gesicherten Position in der Verstaatlichten oder mit 45 Jahren der Weg ins Ausland - waren für mich immer Herausforderungen. Dabei kam mir stets auch meine soziale Kompetenz – der richtige Umgang mit Menschen im weitesten Sinn - zugute.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Direkt vielleicht mein Freund und Mentor Heinz Rittenschober, der derzeitige Personaldirektor der voestalpine AG, der mich über einige Stationen meines Berufslebens begleitete. Ein großes Vorbild war natürlich unser leider verunglückter Generaldirektor Peter Strahammer, der es wunderbar verstand, seine fachliche Kompetenz, die niemand anzweifelte, mit einer hohen sozialen Kompetenz, Menschlichkeit, Einfachheit und Volksverbundenheit zu verbinden. Das Ergebnis war eine Art Charisma, das nur wirkliche Führungskräfte auszeichnet.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Es gibt eine ganze Reihe von Themen, die in der Stahlindustrie ungelöst sind, die drückendsten sind im Moment vielleicht der Stahlboom in China und die damit zusammenhängende weltweite Rohstoffverknappung. Mich interessiert auch, wohin der Weg in der Stahlindustrie in den mittel- und osteuropäischen Ländern führt, auch in jenen, die noch nicht zur EU gehören. Viele stahlerzeugende Firmen sind vor kurzem privatisiert und von ausländischen Konzernen gekauft worden, der Restrukturierungsprozeß ist hier voll im Gange.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Von den Mitarbeitern erhalte ich regelmäßiges Feedback, zudem finden jährliche Mitarbeitergespräche statt. Dabei ist das Echo ein durchaus gutes, ich werde zum Beispiel als kompetent, sozial und entscheidungsfreudig gesehen. Meine Mitarbeiter sagen auch, daß ich das Team zusammenhalte und nach außen schütze. Mein Vorgesetzter ist mit mir zufrieden und läßt mich ungern gehen. Auch unsere Kunden sehen mich positiv, sonst wäre es mir nicht gelungen die meisten unserer Verträge auf eine mehrjährige Laufzeit umzustellen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Für den Verkauf werden derzeit vorwiegend Akademiker und/oder Fachhochschüler aufgenommen, wenn möglich mit Berufserfahrung und hoher Mobilität, da ein Wechsel innerhalb des Hauses bzw. ein Auslandsaufenthalt möglich sein muß. Dazu führen wir Bewerbungsgespräche, wo mögliche Kandidaten ausgewählt und zu einem meistens einmal jährlich stattfindenden Assessment Center eingeladen werden. Die schließlich ausgewählten Personen - meist vier bis sechs - durchlaufen anschließend ein neunmonatiges Trainee-Programm durch sämtliche Stationen des Hauses. Anschließend werden sie einer Abteilung zugeteilt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir versuchen, unsere Mitarbeiter durch ein hohes Maß an Selbständigkeit in ihrer Tätigkeit und einen interessanten Arbeitsinhalt zu motivieren. Dazu pflegen wir einen partizipativen Führungsstil und haben eine äußerst flache Hierarchie. Wir statten unsere MitarbeiterInnen auch mit modernstem Equipment aus, geben ihnen damit einen großen Freiraum und viel Verantwortung. Weiters bemühen wir uns alle MitarbeiterInnen regelmäßig und umfassend weiterzubilden.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Die voestalpine AG unterteilt sich in vier Divisionen, wobei die voestalpine Stahl die Leitgesellschaft der Division Flachprodukte ist. Der Vorstand der voestalpine Stahl besteht aus vier Mitgliedern für die Bereiche Verkauf, Technik/Produktion, Finanzen/Personal und Generaldirektion. Der Verkauf wiederum gliedert sich in drei Branchen: Automobil (meine Branche), Hausgeräte/Handel und Bau mit jeweils von einem Branchenleiter an der Spitze. Dazu kommen im Verkauf dann noch die Bereiche Marketing und Kundenservice und Logistik. Trotz der Größe der Firma ist unsere Hierarchie sehr flach.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir holen mit Hilfe eines externen Institutes alle zwei Jahre die Meinung unserer Kunden ein. Daraus errechnet sich ein Kundenbindungsindex, wobei dieser von 2002 auf 2004 von 89 auf 91 gestiegen ist, das heißt unsere Kunden sind höchst zufrieden. Weitere Stärken sind Qualität, Flexibilität und die Innovationsfähigkeit.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine ebenfalls berufstätige Frau und ich managen die Freizeit bewußt, was heute leichter möglich ist, da unser Sohn schon erwachsen ist und nicht mehr zuhause wohnt. Nach einer erst vor kurzem beendeter zweimonatiger krankheitsbedingter Abwesenheit aber auch durch den bevorstehenden beruflichen Wechsel hat sich meine Sicht der Dinge im Vergleich zu früher nochmals etwas verändert.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mein derzeitiger Chef pflegt immer zu sagen: „Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben!“ was soviel heißt wie man sollte sich nicht zuviel fürchten oder übervorsichtig sein. Jede Generation hat ihre eigenen Herausforderungen, jede Krise bietet auch wieder eine Chance.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Als designierter Personalchef einer Gruppe mit weltweit fast 23.000 MitarbeiterInnen stehe vor einer große berufliche Veränderung. Ich wünsche mir, daß ich viel von meiner beruflichen Erfahrung aber auch meiner Lebenserfahrung in diesen neuen Job einbringen kann.
Ihr Lebensmotto?
Auch als Nichtlateiner: Carpe diem - Nütze den Tag!