Zum Erfolg von Winfred Kunze
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich kann nicht allein erfolgreich sein, daher bedeutet Erfolg die Zufriedenheit in Partnerschaften.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich hatte nicht nur Erfolge, sondern auch Rückschläge zu verkraften. Wenn ich am Ende meines Lebens sagen kann, 51 Prozent meiner Entscheidungen - und damit die Mehrheit - richtig getroffen zu haben, werde ich mich als erfolgreich betrachten.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich kann nicht nur andere motivieren, sondern halte auch die Werte Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und partnerschaftliches Miteinander hoch. Ich möchte immer, daß andere darauf vertrauen können, daß ich mein Wort halte.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als ich 1986 bei G+J zum kaufmännischen Leiter - eine Position, die ich bewußt angestrebt habe - avancierte, war das für mich nicht nur ein Erfolgserlebnis, sondern auch ein großer Vertrauensbeweis.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Bei Entscheidungen höre ich mir alle Meinungen an. Gibt es dabei unterschiedliche Resultate, treffe ich die Entscheidung auf Basis meiner Meinung. Wenn andere bessere Argumente haben, dann akzeptiere ich diese und stehe dann auch zu dieser Entscheidung.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Das erste kaufmännische Rüstzeug erhielt ich von meinem Vater, der selbständiger Kaufmann war. Später war John Jahr prägend für meinen Werdegang.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die Meinung, ab einer gewissen Position sei die Position selbst bereits Anerkennung genug, ist ein Trugschluß. Ich freue mich immer noch über Anerkennung, die ich glücklicherweise auch erfahre. Mir fällt es noch leichter, auch selbst Anerkennung auszusprechen. Ich versetze mich dabei in die Position anderer, um zu sehen, ob eine Anerkennung in der Situation angebracht oder motivierend ist. Das ist sicher auch eine meiner Stärken.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich denke, mein Umfeld weiß, daß ich ehrlich bin und - wann immer es nötig ist - ein offenes Ohr habe.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter sind essentiell für den Erfolg, unabhängig davon, welche Position sie innehaben. Deshalb pflege ich kein hierarchisches Denken, sondern behandle jeden gleichwertig auf der Basis partnerschaftlichen Denkens.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich habe klare Vorstellungen, wie eine Position zu besetzen ist, und suche danach die Mitarbeiter aus, wobei ich Wert auf Intelligenz (nicht Ausbildung), Gewandtheit und etwas Lockerheit lege. Wenn ein Bewerber auf kritische Fragen beim Bewerbungsgespräch schon unsicher reagiert, dann ist er der falsche Mann, denn dann wird er beim Kunden auch nicht sachlich argumentieren können.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere nie mit Geld, auch wenn die meisten Mitarbeiter glauben, daß man sie mit Geld motivieren könnte. Ich motiviere durch Anerkennung der Leistung und Erweiterung der Aufgabengebiete und Kompetenzen sowie die Übergabe von Eigenständigkeiten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Lebensgefährtin arbeitete viele Jahre mit mir zusammen, aber seit ich in Wien arbeite, sehen wir uns nur an den Wochenenden. Wir konnten Beruf und Privatleben aber auch schon früher gut trennen. Wenn ich aus dem Büro gehe, kann ich sofort abschalten.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist ständiges Lernen. Man sollte auch bereit sein, in seiner Karriere stehenzubleiben, um sich andere Wege anzusehen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ausbildung ist ein enorm wichtiger Punkt. Dabei geht es nicht so sehr darum, welche Wissensinhalte man nach dem Studium tatsächlich brauchen kann, sondern um das dort vermittelte analytische Denkvermögen und darum, zu lernen, eigenständig Probleme zu lösen. Aufgrund des Verdrängungswettbewerbs in der Arbeitswelt hat man ohne entsprechende Ausbildung immer geringere Chancen. Weitere wichtige Kriterien sind Mobilität, ständige Weiterbildung und Offenheit - auch gegenüber der Meinung älterer Menschen. Jugendlicher Elan gepaart mit der Erfahrung der vorigen Generation kann ein guter Erfolgsfaktor sein. Jeder Vertriebs- oder Marketingmann sollte auch einmal in der Position des Controllers gewesen sein, damit er den Umgang mit Finanzen lernt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte auch noch in einigen Jahren dieselbe Zufriedenheit mit meinem Umfeld verspüren wie heute und insgesamt auf eine schöne Zeit zurückblicken können.
Ihr Lebensmotto?
Ich denke in jeder Situation positiv und lebe nach dem Motto Der Weg ist das Ziel!