Zum Erfolg von Günter Würtinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg zu definieren, fällt mir nicht leicht. Für den einen mag Erfolg darin liegen, ein Millionenimperium aufzubauen, Erfolg kann für mich aber auch bedeuten, meinen Sohn zum Lachen zu bringen. Erfolg ist für mich generell, meine Ziele zu erreichen, wobei in unserem Unternehmen ein gut funktionierendes Team, das wie ein Uhrwerk ineinander greift, notwendig ist.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich persönlich sehe mich nicht bewußt als erfolgreich, weil ich nach dem Erreichen eines Zieles sofort das nächste anstrebe und mir gar keine Zeit lasse, mich auf meinen Lorbeeren auszuruhen. Ich möchte nicht sagen, daß ich Angst habe, aber daß es nach einem Erfolgserlebnis sehr schnell wieder in die andere Richtung gehen kann, habe ich bei anderen schon des öfteren miterlebt. In dieser Hinsicht bin ich ein Getriebener, der immer nach vorne schaut und versucht, es noch besser zu machen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend ist für mich der richtige Umgang mit Menschen. Man sollte nie die Gesichter auf dem Weg nach oben vergessen, denn man könnte ihnen auf dem Weg nach unten wieder begegnen. Das ist eine Charaktersache, es darf keine Rolle spielen, ob ich ein Angestellter oder Millionär bin.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich versuche abzuwägen, wo ein Projekt hinführen könnte, was es für mich und das Unternehmen bedeuten würde. Wenn ich mich schließlich dafür entscheide, muß allerdings auch eine konsequente Umsetzung mit der Unterstützung des gesamten Teams folgen. Halbe Sachen bringen nichts, sondern kosten nur. Das mußte ich auch erst lernen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eine Schlüsselentscheidung war zweifellos, das eigene Unternehmen für eine gewisse Zeit zu verlassen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Verstellen bringt nichts. Ich habe in Deutschland glücklicherweise die Erfahrung gemacht, daß ich als österreichisches Original geschätzt wurde. Wenn ich jemand nicht so gut zu Gesicht stehe, ist das auch kein Grund für mich, mich zu verstellen. Ich möchte authentisch bleiben und muß auch nicht gleich jeden heiraten. In jedem Fall bin ich zumindest darauf bedacht, eine höfliche und korrekte Gesprächsebene zu finden.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Zunächst mein Senior, das ist klar. Im Laufe der Zeit natürlich auch viele andere Berufs- und Geschäftskollegen. Ich glaube, das Wichtigste ist, dem anderen zuzuhören. Viele Menschen hören sich selbst am liebsten zu.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In den letzten drei Jahren bei Oakley habe ich sehr viel Anerkennung durch Kollegen und Vorgesetzte erhalten. Als Chef kann man Anerkennung nicht selbstverständlich erwarten. Am meisten freut mich jedoch die Anerkennung meiner Mitarbeiter.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich spreche ungern von Problemen, sondern lieber von Herausforderungen, wobei ich froh bin, daß es sie gibt, da ich ohne sie nichts mehr zu tun hätte.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Wir sind ein teamorientiertes Unternehmen, in dem die Mitarbeiter die Hauptrolle spielen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Unsere Mitarbeiter müssen sich mit dem Unternehmen identifizieren und gerne bei uns arbeiten. Nachdem man das im voraus nie genau weiß, sind Personalentscheidungen auch Gefühlssache. Schön ist, wenn die Mitarbeiter stolz sind, in unserem Unternehmen tätig zu sein.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Nicht so sehr über das Finanzielle. Wir versuchen, den Mitarbeitern einen schönen Arbeitsplatz zu bieten, zu dem sie jeden Tag gerne kommen. Natürlich schenken wir unseren Mitarbeitern hin und wieder Kleidung, aber Motivation entsteht im wesentlichen vor allem durch persönliche Gespräche und die Förderung der eigenen stärken.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Fragen Sie die Mitarbeiter, ich glaube aber schon eher als Kumpeltyp und weniger als Chef gesehen zu werden.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich sehe unsere Mitbewerber durchaus als Bereicherung, weil ich von ihnen profitieren kann. Das gilt für Positives, aber ich kann auch aus den Fehlern der anderen lernen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe eine verständnisvolle Partnerin und trenne Beruf und Privatleben zumindest räumlich, indem ich die Wochenenden meist in München verbringe, wo ich immer noch einen Freundeskreis habe.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Mein Ziel bezüglich Fortbildung ist, im Zeitrahmen von jeweils zwei Monaten ein Fachbuch durchzuarbeiten. Auch darin manifestiert sich mein Drang zur ständigen Weiterentwicklung.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wahrscheinlich hört jeder im Laufe seiner Schulzeit den Rat: Lern viel, weil was du lernst, kann dir niemand mehr wegnehmen, oder: Du lernst nicht für die Schule, sondern für das Leben. Das versteht natürlich in diesem Alter niemand. Aber es ist so. Ich rate also auch nichts anderes, weil die Ausbildung das Fundament für den Erfolg ist. Zusätzlich sollte man versuchen - wenn das irgendwie möglich ist - seinen Horizont durch Auslandsaufenthalte zu erweitern und vielleicht eine zusätzliche Sprache lernen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mit unseren Marken den deutschen Markt von Österreich aus mitbetreuen, nicht - wie traditionellerweise üblich - umgekehrt. Ich denke, mir das nötige Wissen in den letzten drei Jahren angeeignet zu haben und mute mir diese Aufgabe zu. Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung, Einführung und Etablierung eines eigenen Labels, um ein gewisses Maß an Unabhängigkeit zu erreichen. Das Projekt Fun Factory Germany hat zur Zeit natürlich Priorität.
Ihr Lebensmotto?
Beruflich: Go big or go home. Privat lasse ich die Zügel gerne etwas schleifen.