Zur Karriere von Heide Schmidt
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Die Stationen meines Werdegangs waren im Bereich Ausbildung: 1966 Matura 1971 Promotion zum Doktor der Rechte, 1976 Sponsion zum Mag. rer. soz. oec., im beruflichen Bereich: 1971 Gerichtsjahr am Straf-Landesgericht in Wien und Bezirksgericht Innere Stadt, 1972-1977 legistische Tätigkeit im Bundesministerium für Unterricht und Kunst, 1977-1983 Sekretärin und Leiterin des Geschäftsbereiches von Volksanwalt Zeillinger bzw. von 1983 – 1988 von Volksanwalt Josseck, im parteipolitischen Bereich: 1988-1990 Generalsekretärin der FPÖ 1990-1993 Bundesparteiobmannstellvertreterin, 1992 Bundespräsidentschaftskandidatin, Feber 1993 Austritt aus der FPÖ und Gründung des Liberalen Forum, seither bin ich Bundessprecherin des Liberalen Forum, 1998 kandidierte ich abermals für die Bundespräsidentschaft. Meine parlamentarischen Tätigkeiten waren: 1987-1990 Mitglied des Bundesrates, 1989-1990 Klubobfrau im Bundesrat, Seit Nov. 1990 Abgeordnete zum Nationalrat und Justizsprecherin, Nov. 1990-Nov. 1994 Dritte Präsidentin des Nationalrates, Seit Nov. 1994 Klubobfrau, Justiz- und Kultursprecherin des Liberalen Forum. Im "karrieretechnischen" Sinn war die wichtigste Station die Volksanwaltschaft! Es ist jene Zeit gewesen, die meine Motivation geschaffen hat, mich aktiv in der Politik zu engagieren. Sie ist 1979 als neue Institution gegründet worden und das war, glaube ich das erste Mal in der 2. Republik, das ein solches Neuland für eine parlamentarische Institution betreten wurde, weil es zwar dafür in anderen Ländern Vorbilder gab, aber es in Österreich bis dahin nicht die Chance gab etwas Eigenständiges, nämlich diese Kombination einer Beschwerdeinstitution mit einer Kontrollinstitution, aufzubauen. Die Aufbauarbeit war natürlich an sich interessant, aber auch die Vielfalt der Aufgaben und der Art der sozialen Kontakte war dort, wie wahrscheinlich sonst nur in der Politik gegeben. Es zeigte sich auch, dass die Ursache für die meisten Beschwerden, die einlangten, in der Regel direkt oder indirekt auf die Politik zurückzuführen waren. Sei es über den Umweg der Bildungssituation oder der sozialen Situation, dass der einzelne in seinen Chancen einfach beschränkt ist, auf jeden Fall ist diese jeweilige Situation von der Politik entweder beeinflusst oder sogar veranlasst. Und das veranlasste mich, auch durch den Kontakt mit dem Parlament und der Kenntnis des Umgangs mit den Dingen, mich gleich für jenen Bereich zu entscheiden, wo ich auch die Möglichkeit des Versuchs habe, Dinge zu verändern und meine Erfahrung umzusetzen. Ich komme aus der Verwaltung, aus dem Unterrichtsministerium, also von einer Stelle wo Gesetze gemacht werden, ich habe dann die Auswirkung von Gesetzen erlebt und bin jetzt an jener Stelle angelangt, wo sie beschlossen werden. Ein für mich sehr homogener und auch reizvoller Werdegang. Hatten Sie immer schon diesen Wunsch? Nein, niemals wäre mir das eingefallen, ich wollte immer Anwältin werden, aber diese neue Institution der Volksanwaltschaft reizte mich und ich habe mich beworben ohne zu wissen, welche Art von Position besetzt werden sollte. Ich erfuhr dann erst, dass es sich um eine Spitzenposition, nämlich Leiterin eines noch aufzubauenden Geschäftsbereichs, handelte. Ging die Initiative zum Wechsel in die Politik von Ihnen aus? Nein, ich war ja in der FPÖ damals kein besonders aktives Mitglied. 1979-1987 habe ich ja in dem periodisch alle drei Wochen gesendeten Fernsehbeitrag, „Ein Fall für den Volksanwalt“ mitgewirkt, habe dadurch natürlich einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben und wurde dadurch natürlich auch interessant für die Politik. Konkret ist Erwin Hirnschall an mich herangetreten im Namen der Wiener Partei, ob ich als erste Bundesrätin die FPÖ vertreten will, nicht zuletzt auch wegen meiner Eignung zum Einzelkämpfer. Meine Initiative bestand lediglich darin, dass ich mich auf die Gemeinderatsliste an einer nicht wählbaren Stelle setzen ließ, um meine erste Bereitschaft etwas zu tun, zu bekunden. 1987 haben die Freiheitlichen bei der Wahl unheimlich gewonnen und konnten somit erstmals einen Vertreter in den Bundesrat entsenden. Noch in der Wahlnacht fragte mich Hirnschall also, ob ich aufgrund meiner Kenntnisse in der Verwaltung und des parlamentarischen Procederes, Lust hätte die erste Bundesrätin zu werden. Ich sagte zu, weil es für mich auch eine Möglichkeit war mich in diesem Umfeld zu testen, ohne etwas aufgeben zu müssen. Dann entwickelte sich alles rasant. Sehr bald fragte mich Dr. Haider, ob ich Generalsekretärin werden möchte. Das ist leicht erklärbar, er hat ja sehr oft öffentlichkeitswirksame Persönlichkeiten für eine Tätigkeit angesprochen. Bei mir erschien damals eine Untersuchung im Profil nach der ich einen Bekanntheitsgrad von 76% erreicht hätte und das war neben meiner Leistung im Bundesrat mein Kapital. Da habe ich weit länger überlegt, weil ich immer eine sehr distanzierte Haltung zu Jörg Haider hatte, deswegen war mir auch wichtig, dass ich bei meinem Einstieg von Erwin Hirnschall vorgeschlagen wurde. Meine Zustimmung erfolgte dann doch, zum Einen weil ich aufgefordert wurde für die Liberalen innerhalb der Partei etwas zu tun und zum Anderen, dass mein Selbstverständnis dieser Funktion nicht der verlängerte Arm zu sein war, sondern als eigenständiges Organ nicht nur ausführend, sondern ebenfalls, aktiv zu sein. Ich stand also vor der Gelegenheit die lange geforderte Beteiligung der Liberalen in der FPÖ-Spitze zu verwirklichen und nahm diese wahr, nicht zuletzt auch um zu sehen, wie das funktionierte. Anfangs hat es auch funktioniert, allerdings wurde der Spielraum immer enger und gipfelte in meiner Erkenntnis meine Standpunkte in so geringem Maße einbringen zu können, dass ich eben eine neue Partei mitbegründete.