Zum Erfolg von Ingrid Konrad
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Mir ist ganz wichtig, daß meine Privatsphäre in Harmonie ist, denn sie bedingt Erfolg mit. Erfolg fühle ich, wenn ich mit meinen Mitarbeitern meine Werke ansehe und anläßlich dieser Besuche erfahre, daß ich bei früheren Auftraggebern nach wie vor herzlich willkommen bin, denn diese Freude drückt die Zufriedenheit mit meinem Engagement aus.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition bin ich erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Mutter war Akademikerin, und einer der Vorteile des östlichen Systems war jedenfalls, daß Frauen berufstätig sein mußten und daher mit beruflicher Selbständigkeit vertraut waren. Das war wichtiges Rückgrat. Ich realisierte, daß ich in meiner Anfangszeit in Österreich nicht wählerisch bei der Berufsentscheidung sein durfte, auch wenn mich eigentlich das Studium Bühnenbild gereizt hätte. Als Künstlerin kann ich meine Ideen überzeugt vertreten, dennoch ist mir genauso wichtig, einen guten Zugang zu Menschen zu finden. Das Multidisziplinäre, das im Berufsbild der Architektin liegt, ist für mich nach wie vor sehr spannend. In Gemeinschaft mit Partnern eine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft zu gründen, war ein weiterer, sehr wichtiger Schritt.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
In Österreich hörte ich über Umwege, also indirekt, öfter, daß es aufgrund meines Geschlechtes Zweifel über die Ausübung meiner Tätigkeit gab und daß eine Frau als Architektin auf Baustellen falsch sei. Meine Vorstellungen wurden kritischer hinterfragt, und so mußte ich sicher oft beweisen, daß ich meinen Beruf ebenso gut ausüben kann wie ein männlicher Kollege. Tritt man den Beweis an, läuft man wiederum Gefahr, als Emanze abgewertet zu werden. Als Frau muß man den Schmäh auf den Baustellen einfach aushalten. Hin und wieder wurde ich auf der anderen Seite aber schon auch bevorzugt, weil ich eine Frau bin.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein früher Chef auf der TU, Universitätsprofessor Ralph Gälzer, fesselte mich mit seiner Redekunst. Viele Architekten, die interdisziplinär denken, wurden für mich Vorbilder, z.B. Sir Norman Foster oder Daniel Libeskind.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Schon als „frische“ Architektin in der Slowakei nach dem Erzielen des dritten Platzes bei einem Wettbewerb erkannte ich, wie wichtig Wettbewerbe für Architekten sind, um sich beruflich frei zu entfalten. Später, in Österreich, mußte ich arbeiten, um zu überleben und sehe die Teilnahme an Wettbewerben - die mit enormen Aufwand verbunden ist - als eine leider nicht so einfach leistbare Freizeittätigkeit. Dennoch ist der Grad der konzeptionellen Entfaltung ein kreativitätsfördernder Akt der Wohltat.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Empfehlungen meiner zufriedenen BauherrInnen waren immer meine besten Referenzen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich beobachte die Szene der Architekten und denke, daß heutzutage unter jüngeren Architekten schon ein grundsätzlich guter Geist des Miteinanders vorherrscht, daß ich für sehr wichtig halte.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Mann hat viel Verständnis für meine berufliche Aktivität. Wir unterstützen uns gegenseitig, und dieser Zusammenhalt gibt mir viel Energie. Nun haben wir für uns, da unsere Wohnung nach unserem Verlassen der Slowakei beschlagnahmt wurde, ein Landhaus als Domizil der Erholung in unserem Heimatland gefunden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Architektur erfordert mehrdimensionale Kreativität und setzt ein hohes Maß an Verständnis für die Menschen und ihre Bedürfnisse voraus. Man muß zu seinen Ideen stehen, nur so kann man sie überzeugend präsentieren. Studienanfängern diese Erfordernisse anschaulich nahe zu bringen, trägt bei, herauszufinden, ob die Architektur für sie das richtige Berufsfeld ist.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte noch viele interessante Bauvorhaben realisieren und davon auch im wahrsten Sinne des Wortes leben zu können.
Ihr Lebensmotto?
Handle so, daß du den Anderen nicht das antust, was du selber nicht willst, daß dir die Anderen antun. Unnötige Reibereien stören ein gutes Miteinander, daß eigentlich im täglichen Leben einen weiterbringen kann.