Zum Erfolg von Ingeborg Linster
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich die Gewißheit, selbständige Entscheidungen treffen zu können und die Freiheit, nicht jeden Auftrag annehmen zu müssen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Es war mir lange nicht bewußt, aber ja: nachdem wir in einer Position sind, wählen zu können, was wir machen wollen, sehe ich uns als sehr erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend waren sicherlich mein persönliches Engagement und die Bereitschaft, länger als acht Stunden am Tag zu arbeiten, sowie Wille und Ausdauer.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Mit der Zeit immer gelassener. Die Erfahrung hat mir gezeigt, daß manche Probleme gar keine sind und sich oft von alleine lösen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ja. Besonders in der Anfangszeit waren Firmenpartner oder Mieter etwas skeptisch, was meine Fachkenntnis anbelangt. Da kam es schon öfters vor, daß mein Mann sicherheitshalber auch noch um seine Meinung gefragt wurde.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ab dem 30. Oktober 1992, der Eröffnung unseres Einkaufszentrums. Nach vier langen Jahren der bürokratischen Hürden und der finanziellen Belastung hatte ich damals endlich das Gefühl: das wird richtig gut.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eigentlich in jeder. Meine erfolgreichste Entscheidung bestand aber bestimmt darin, meinen Mann zu heiraten.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Wir beobachten Erfolgreiche, kopieren sie aber nicht eins zu eins, weil das nicht funktioniert. Das Prinzip des Erfolges kann man jedoch sehr wohl für sich anwenden. Das tun wir, und es funktioniert.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Von meinen Eltern habe ich gelernt, selbständig zu sein und kaufmännisch zu denken.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Dazu ein Ausspruch eines SPAR-Mitarbeiters aus der Zentrale: Wird wohl die Frau Linster nicht schon wieder recht haben?
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Gesetzgebung in Österreich unterstützt den Mieter bei weitem stärker als den Vermieter, weil man davon ausgeht, daß der Mieter schwächer ist. Das stimmt doch überhaupt nicht. Man muß sich eine Vorstellung davon machen, mit welchem finanziellen Aufwand es verbunden ist, eine Wohnung zur Verfügung zu stellen. Dann zahlt der Mieter nicht, und man kann kaum etwas dagegen tun.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich habe das Gefühl, als freundlich und hilfsbereit gesehen zu werden, und wir werden von unseren starken Partnern wie SPAR oder BP als absolut gleichwertiger Partner behandelt. Das empfinde ich als großen Erfolg.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere größte Stärke ist, daß wir in der Lage sind, Entscheidungen sehr schnell zu treffen. Wir sind flexibel und genießen einen ausgezeichneten Ruf. Das schafft Vertrauen bei allen Partnern, nicht zuletzt bei Banken, und führt zum Erfolg.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir setzen auf Eigentum, daher gibt es für uns eigentlich keine Konkurrenz.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Aufgrund unserer Selbständigkeit können wir unser Privatleben sehr gut einteilen, damit unsere beiden Söhne nicht zu kurz kommen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich lerne täglich und höre nie damit auf.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es gibt immer eine Lösung. Vielleicht nicht gleich, aber es gibt eine. Schätzt das Vorhandene und bewahrt es. Aus Erfahrung kann ich sagen: Wenn ein bestimmtes Vermögen vorhanden ist, und man nicht geneigt ist, es zu verschleudern, vermehrt es sich automatisch.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Die Firma soll mindestens 100 Jahre bestehen, und die Übergabe soll möglichst harmonisch verlaufen. Wir denken nicht kurzfristig, sondern in Generationen. Deshalb möchten wir einen Weg finden, das Vorhandene im Sinne unserer Nachfahren langfristig zu bewahren.
Ihr Lebensmotto?
Bewahre dir die Kunst, dich auch über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen.