Zum Erfolg von Dagmar Zwettler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich bin ein eher materieller Typ. Wenn ich am Abend in die Geldtasche sehe und sie ist voll, bin ich zufrieden. Ich habe einen einjährigen Sohn, er hat jetzt zu gehen begonnen, das erachte ich als seinen Erfolg, nicht als meinen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich als Teil unseres Erfolges, wir sind ein Familienbetrieb und arbeiten als Team.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Unseren Familienbetrieb schätzen auch unsere Gäste, wir haben daher viele Stammgäste. Es leben vier Generationen in unserem Haus, und wir arbeiten gemeinsam. Das ist nicht immer ganz einfach, aber es funktioniert.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Zuerst zurückhaltend, dann ziehe ich mich zurück und überlege mir, wie ich die Probleme lösen kann.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Als junger Mensch orientiert man sich an anderen, versucht vielleicht auch, sie zu imitieren. Inzwischen bin ich gefestigt und sage mir: Ich bin, wer ich bin, und stehe dazu. Es ist ein gewisser Reifeprozeß, bis man seine eigene Originalität entwickelt und auch hundertprozentig dazu stehen kann. Auch das Gasthaus betreffend orientiert man sich natürlich an Bewährtem. Aber auch dabei ist es wichtig, eine eigene Linie, eine eigene Originalität zu finden und zu entwickeln. In einem Betrieb in der Nähe von Graz, wo ich Praxis absolviert habe, konnte ich sehr viel lernen und persönliche Orientierungspunkte finden.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Natürlich mein Elternhaus, da wir eben einen Familienbetrieb führen, weiters meine Cousine und ihr Mann, Gudrun und Ernst Kronhauser. Sie führen den Betrieb, in dem ich meine Praxis absolvierte. Bei ihnen habe ich viel gelernt.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Schade finde ich in meiner Branche, daß man die anderen nicht als Mitbewerber, sondern als Konkurrenten sieht. Das Kirchturmdenken ist in meiner Branche sehr verbreitet, man hält nicht - wie in anderen Branchen - zusammen. Etwa ein gemeinsamer Streik, bei dem alle miteinander an einer Sache beteiligt sind, wäre bei uns undenkbar. Wir halten das in unserem Betrieb jedoch anders, wir arbeiten mit anderen Gasthäusern zusammen und machen dabei gute Erfahrungen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Sie spielen eine große Rolle, denn wir arbeiten im Team, und jeder hat seine Aufgabe bestmöglich zu erfüllen. Wir können nur im Team erfolgreich sein, und jeder hat dabei seine individuellen Aufgaben.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir haben auch mit den Mitarbeitern ein sehr familiäres Verhältnis, sie sind Teil der Großfamilie. Wir arbeiten und essen gemeinsam, und dabei tauscht man sich auch aus.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich bin sehr kritisch, was unser Haus betrifft, es dürfte aber vieles stimmen, sonst würde es nicht so gut laufen. Das Familienbewußtsein ist sicher eine unserer Stärken, das mögen auch unsere Gäste. Die Qualität und das Preis-/Leistungsverhältnis müssen natürlich ebenfalls stimmen, sonst würde der Erfolg ausbleiben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
In meiner Branche ist das schwierig zu vereinbaren. Wenn man allein und ungebunden ist, ist das ein geringeres Problem. Mit Partner und Kind ist es schon schwieriger, denn meinem Kind gegenüber habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn wenig Zeit bleibt. Mein Freund ist in einer Branche tätig, in der er am Wochenende frei hat, da gibt es manchmal Reibungspunkte. Ich versuche ständig, meinen Tagesablauf noch besser zu organisieren, damit mehr Zeit für das Privatleben bleibt.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Fortbildung halte ich für sehr wichtig, ich versuche möglichst viele Kurse, z.B. am Wifi zu besuchen, beispielsweise Weinseminare und Kurse, die in der Branche nützlich sind.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Oft weiß man in dem Alter, in dem man den Beruf wählt, noch nicht genau, wo die persönlichen Stärken liegen. Sollte man sich für die Gastronomie entscheiden, muß einem bewußt sein, daß es ein sehr zeitaufwendiger Beruf mit anderen Arbeitszeiten als in vielen anderen Branchen ist. Vor einer Entscheidung empfehle ich, in einem Betrieb zu schnuppern, dann weiß man ein wenig mehr. Sollte man sich nicht richtig entschieden haben, steht noch immer der zweite Bildungsweg offen. Man darf sich keinesfalls in einen Beruf hineindrängen lassen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte einige meiner Ideen umsetzen und betriebliche Dinge verändern. Mein Leben möchte ich so organisieren, daß weder Beruf noch Privatleben darunter leiden.