Zum Erfolg von Ellen Pflegerl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich setze Erfolg nicht unbedingt damit gleich, viel Geld zu verdienen. Erfolg besteht für mich darin, einen Beruf, mit dem ich mich identifizieren kann und der mir Freude bereitet, ausüben zu können sowie mein Wissen, das ich mir Laufe der Jahrzehnte aneignete, positiv einsetzen zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, heute erlebe ich mich als erfolgreich. Jahrelang war das nicht möglich, da ich mich nach der Geburt meiner Tochter bewußt für meine Familie entschieden hatte. Heute jedoch fühle ich mich jeden Morgen, wenn ich meine Kanzlei aufsperre, erfolgreich und bin glücklich darüber, daß mein Erfolg nicht auf Kosten meiner Tochter zustande kam.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich verfüge über eine enorme Disziplin und bin sehr ehrgeizig. Es gehört zu meiner Identität, jene Ziele, die ich mir setze, auch zu erreichen.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Im Bereich Familien- und Eherecht ist es eher üblich, von Frauen beraten zu werden. In wirtschaftlich orientierten Bereichen ist die Skepsis gegenüber Frauen jedoch sehr stark spürbar. Die Rahmenbedingungen sind für Frauen im Beruf weitaus schwieriger als für Männer. Zusätzlich zu meinem Beruf ist es nötig, mich um alle familienorganisatorischen Belange und Erledigungen zu kümmern und die Kinderbetreuung zu gewährleisten.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als wirklich erfolgreich empfinde ich mich erst, seit ich meine Kanzlei führe. Es bedeutet mir viel, beruflich auf eigenen Beinen zu stehen.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Chef bei der Länderbank trug damals wesentlich zur Stärkung meines Selbstbewußtseins bei. Er ließ mir enormen Gestaltungsfreiraum in meiner Arbeit und gab mir stets positives und konstruktives Feedback.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Viele Klienten haben das Gefühl, an ihrem Fall selbst nicht ausreichend mitwirken und mitbestimmen zu können. Es herrscht auch zu wenig Kostentransparenz. Diese Problem betrifft einen Großteil der Anwälte. Hier ist es wichtig, über diese Dinge immer wieder zu sprechen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich bin ein Mensch, der nach Möglichkeit Kompromisse finden möchte, und das ist vor allem bei außergerichtlichen Einigungen eine meiner großen Stärken. Ich lebe diese Kompromißbereitschaft jedoch genauso mit meiner Familie und meinen Freunden.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Ich arbeite in einem One-Woman-Betrieb. Individuelle Betreuung ist mir enorm wichtig. Ich arbeite allein, vereinbare meine Termine selbst und bin dadurch sehr flexibel.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Heute ist das kein Problem mehr. Meine Tochter ist 14 Jahre alt. Ihr Betreuung ist tagsüber gewährleistet. Mein Mann und ich achten darauf, am Wochenende frei zu haben. Für mich selbst und meine Hobbys bleibt allerdings kaum Zeit.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Für meine Fortbildung absolviere ich derzeit rund drei Seminare pro Jahr.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Es ist unheimlich wichtig, eine Berufsausbildung zu absolvieren, die einem Spaß macht und sich nicht danach zu richten, wie die Aussichtsmöglichkeiten und Chancen stehen. Wenn man etwas mit Freude und Leidenschaft tut, dann schafft man es und verkraftet auch Durststrecken. Hätte ich auf Ratschläge anderer gehört, die mir Chancenlosigkeit in meinem Metier prophezeiten, hätte ich niemals mit dieser Ausbildung begonnen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte meine Kanzlei erfolgreich weiterführen und ihre einfache Struktur erhalten.
Ihr Lebensmotto?
Immer vorwärts schauen und dabei die Vergangenheit vor Augen haben.