Zum Erfolg von Siegfried Karl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich ganz einfach die Tatsache, daß ich Spaß an der Arbeit habe.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich mache genau das, was ich immer machen wollte, obwohl ich mein Studium nicht abgeschlossen habe, und daher sehe ich mich als sehr erfolgreich.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend für meinen Erfolg ist der Spaß, den ich an meiner Arbeit habe. Ich bin nur deshalb erfolgreich, weil ich gern arbeite und von meiner Tätigkeit überzeugt bin.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Herausforderungen begegne ich grundsätzlich sehr ruhig und gelassen. Was meine Persönlichkeitsstruktur betrifft, bin ich ein Problemlöser, kein Problemwälzer. Ich schaue mir Dinge sehr genau an, aber ohne dabei über die möglichen Gründe zu sinnieren, um raschestmöglich eine Lösung zu finden. Als Selbständiger muß man ständig Probleme lösen; würde man beginnen, mit dem Schicksal zu hadern, könnte man nicht lange bestehen. Das einzige, was mich an den Ursachen eines Problems zu interessieren hat, ist die Frage, ob es auf einem Individual- oder einem Systemfehler beruht. Wesentlich ist für mich auch die permanente und zwanglose Kommunikation innerhalb des Unternehmens.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Meine erfolgreichste Entscheidung bestand bis dato darin, diese Firma zu gründen.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Mich stört das Wort Originalität in diesem Zusammenhang. Individualität ist notwendig, um zum Erfolg zu gelangen. Man braucht kein Original zu kreieren, muß aber seine persönliche Handschrift entwickeln. Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, daß Kreativität und Individualität durch hierarchische Strukturen verhindert werden, die daher abzulehnen sind.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich habe keine klassischen Vorbilder, aber es gibt Geschichten, die mich begeistern. Beeindruckt bin ich von jedem Menschen, der eine Idee hat und sich damit erfolgreich selbständig macht. Als prägend erlebte ich Dr. Franz Mittendorfer, einen sehr guten Freund, der mich deshalb fasziniert, weil er trotz seines großen Erfolges mit beiden Beinen am Boden steht und Mensch geblieben ist.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Für mich zählt am ehesten die Menschlichkeit. Ich bevorzuge Menschen, die Familie haben oder zumindest planen, eine Familie zu gründen, weil ich der Ansicht bin, daß man vor allem mit Kindern und durch Kinder lernt. Meine Philosophie ist es, daß jeder Mensch vollkommen zur Welt kommt und dann beginnt, seine Ansichten zu schubladisieren - wer Kinder hat, wird diesem Prozeß nicht so leicht zum Opfer fallen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere durch Aufgabenstellungen, die Spaß machen, durch das Übertragen von Verantwortung und schließlich durch Kommunikation. Es gibt in unserem Unternehmen kein Projekt, das nicht durch alle Hände gegangen wäre, und ich schätze den Diskurs mit meinen Partnern. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Unsere Stärken sind Kommunikation und Neugier. Unser Unternehmen zeichnet sich dadurch aus, daß wir unseren Kunden sehr genau sagen können, was aus Marktsicht notwendig ist, um erfolgreich zu agieren. Im Gegensatz zu reinen Unternehmensberatern haben wir uns eine gewisse Grundnaivität bewahrt und verstehen es nicht nur, die Zahlen zu lesen, sondern auch, langfristige Marketingstrategien aufzuzeigen. Dabei bewegen wir uns in einer ungemein spannenden Zeit der Umwälzungen - mit klassischen Instrumenten wird man künftig kaum mehr arbeiten können, um am Markt zu bestehen. Wir leben im Zeitalter der Informationsgesellschaft, und viele Unternehmen vergessen, daß der Kunde heute tatsächlich mit Informationen umgehen kann - man kann ihn nicht mehr für dumm verkaufen. Wie man an den Beispielen Billa und Spar sieht, bleibt einem als Unternehmer, sofern man nur über den Preis wirbt, außerdem am Ende kein Spielraum mehr. Das Zauberwort heißt Kundenbeziehungen, und zwar im emotionalen Sinn. Jedes Produkt muß eine Geschichte erzählen, das beweist unser Tourismusprojekt, das dieses Jahr finalisiert werden soll - ein Feriendorf in Zell am Ziller, wo es Hausnummern, Türschilder und Briefkästen geben wird und die Gäste eine Zweitwohnsitzbescheinigung in Österreich bekommen. Indem eine Community geschaffen wird, kann ich in der Folge mit den Kunden permanent kommunizieren; ich verkaufe ihnen keinen Urlaub, sondern eine Geschichte, Emotionen, Zusatzleistungen.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Für Fortbildung im Sinne von Lesen und der Beschäftigung mit Neuem verwende ich sehr viel Zeit, an klassischen Weiterbildungsmaßnahmen wie etwa Seminaren bin ich hingegen weniger interessiert.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich selbst verfolge in der Erziehung meiner Kinder das Ziel, ihnen zu vermitteln, was gut oder schlecht ist; was sich gehört und was nicht, und zwar nicht nur im Umgang mit anderen, sondern auch sich selbst gegenüber. Ein junger Mensch soll herausfinden, was ihm gut tut, viele Dinge ausprobieren, die ihm Spaß machen, und sich nicht in eine Schablone pressen lassen. Man wird nur in einem Bereich erfolgreich, den man liebt - wer etwas studiert, weil ihn seine Eltern dazu zwingen oder die Verdienstmöglichkeiten angeblich gut sind, wird kaum reüssieren. Und wenn es eines gibt, das man im Leben begreifen muß, dann das: man ist gleich viel wert wie jeder andere Mensch - unabhängig davon, ob der ein Generaldirektor ist oder ein Bauarbeiter. In der Kommunikation mit anderen muß man immer auf Augenhöhe bleiben, niemand ist mehr - oder weniger - wert als man selbst.