Zur Karriere von Peter Herzgsell
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Volksschule besuchte ich die Sporthauptschule. Ich wollte beruflich immer etwas im Bereich Sport machen, also entweder Sportreporter oder Sportler werden. Nach erfolgreichem Abschluß der Sporthauptschule besuchte ich das Sportgymnasium. Ich bestand zwar die schriftliche Matura, aber die mündliche Matura nicht beim ersten Mal und wollte die Prüfung nachholen, doch dann bekam ich durch meinen Bruder ein Jobangebot, nämlich eine Spedition in Bad Reichenhall zu übernehmen. Damals hatte ich eigentlich geplant, nach erfolgreichem Ablegen der Matura in Wien Französisch und Sport zu studieren und Sportlehrer zu werden, doch nach reiflicher Überlegung nahm ich das Jobangebot an und wurde Geschäftsführer dieser Spedition, obwohl ich keinerlei Erfahrung auf diesem Gebiet hatte. Diese Tätigkeit stellte für mich eine große Herausforderung dar, doch ich führte den Betrieb sehr erfolgreich, beschäftigte nach einem Jahr bereits fünf Angestellte und besaß drei LKW. Mein Kundenstock bestand damals vor allem aus älteren, ziemlich reichen Leuten. Viele Schauspieler zählten zu meinen Kunden, für die ich ihre häufigen Übersiedlungen organisierte. Schließlich verlegte ich mein Büro aus Platzgründen nach Freilassing. Mein neues Büro befand sich bei einer Tankstelle, wo täglich derselbe Herr anhielt, und bald fand ich heraus, daß er der Chef der Firma Schwarzmüller Anhänger war. Ich kam mit ihm ins Gespräch, und er fragte mich schließlich, ob ich an einem größeren Projekt Interesse hätte, nämlich ein Übersiedlungsunternehmen mit kleineren LKW in Österreich aufzubauen. Ich fand diese Idee sehr gut und kündigte daher bei der Spedition, für die ich bisher gearbeitet hatte. Mein Chef wurde sehr böse deswegen und drohte mir damit, mich zu verklagen, weil er meinte, ich als Geschäftsführer könne nicht so einfach kündigen. Doch natürlich hatte er mit seinen Drohungen keinen Erfolg. Gemeinsam mit der Firma Schwarzmüller eröffnete ich ein Büro in Salzburg und stellte sofort zehn Mitarbeiter ein, obwohl wir noch gar keine Aufträge hatten. Weiters kauften wir einige kleine LKW, druckten Kataloge und schalteten Inserate in Zeitungen. Unsere beiden Sekretärinnen nahmen Kontakt mit sämtlichen Speditionen der Umgebung auf. Auf diese Weise wurden unsere Aufträge schnell mehr. Wir spezialisierten uns auf Sonderfahrten, die innerhalb kurzer Zeit erledigt werden mußten. Ich erfuhr, daß die Firma Sony täglich Sonderfahrten benötigte, und so machte ich dem Unternehmen ein Angebot. Immer wieder kontaktierte ich die Firma, und nach einem Jahr bekam ich von Sony endlich einen Auftrag für eine Probefahrt nach England. Nachdem ich diese Fahrt erfolgreich erledigt hatte, bekam ich tatsächlich einen Vertrag für regelmäßige Aufträge. Wir konnte die Kosten für diese Fahrten optimieren, indem wir nicht mit LKW, sondern mit PKW fuhren. Nach zwei Jahren, im Jahr 1993, wurde ich von Sony endlich für alle Sonderfahrten eingesetzt. In diesem Jahr kaufte ich die Firma Schwarzmüller und war nun alleiniger Inhaber. Wir waren immer die Erstlieferanten der neuen CDs, die bei Sony erschienen. Doch dann, sofort nach dem EU-Beitritt Österreichs, kündigte Sony uns den Vertrag, weil es nun möglich war, die Waren per Flugzeug innerhalb von 24 Stunden zu verschicken, da es keine Zollkontrollen mehr gab, die früher viel Zeit in Anspruch genommen hatten. Ich war dazu gezwungen, die Firma sofort aufzulösen. Ich mußte mir natürlich schnell einen Job suchen und kam so zu einem Unternehmen, das Energydrinks herstellte. Ich wurde dort Hausleiter und bekam einen luxuriösen Dienstwagen, 25.000 Schilling netto und zehn Prozent des Umsatzes als Lohn. Das war eigentlich ein gutes Gehalt, doch für mich war es dennoch nicht genug, da ich Kredite abzuzahlen hatte. Ich belieferte damals Discos und Hotels mit den Energydrinks und stellte mit der Zeit fest, daß in allen Hotels sämtliche Ecken und Kanten abgeschlagen waren, weil die Gäste mit ihren Koffern daran stießen. So kam mir eine Idee: Der Onkel meiner Frau hat eine Messingfabrik in Kroatien. Ich besuchte ihn und ließ mir drei verschiedene Kantenschoner aus Metall herstellen, von denen ich in Österreich in kurzer Zeit 1.000 Stück verkaufte. Wegen des großen Erfolges gründete ich im Jahr 1997 die Firma MC Design. Auch heute noch machen wir mit den Kantenschonern 50 Prozent unseres Umsatzes, und ich zahlte im Laufe der Zeit alle meine Schulden zurück.