Zum Erfolg von Johann Reinthaler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, glücklich und zufrieden zu sein, eine Familie zu haben, ein schönes Leben zu führen und Beruf und Privatleben vereinbaren zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich in vielerlei Hinsicht als erfolgreich, denn ich habe ein wunderbares Familienleben, das mir sehr wichtig ist, und somit habe privat alles erreicht, was ich mir gewünscht habe. Beruflich bin ich auf dem Weg zum Erfolg.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin sehr ausdauernd und konsequent. Meine Ziele, die immer sehr hoch sind, erreiche ich in Etappen. Es ist mir beispielsweise gelungen, dieses Lokal nach sieben Jahren der Verhandlungen mit dem Vorbesitzer zu erwerben und nahm mir unmittelbar danach vor, es zu vergrößern. Dazu mußte ich eine 1,10m dicke Wand in ein Nachbarhaus durchbrechen lassen, was die Zustimmung beider Hauseigentümer und die Einhaltung hoher behördlicher Auflagen notwendig machte. Dieses Vorhaben gelang mir nach drei Jahren. Wieder zwei Jahre später konnte ich einen weiteren Raum anfügen. Mein Ziel besteht heute darin, dieses Lokal bis zum Graben auszudehnen. Eine treibende Kraft für meinen Erfolg war außerdem meine wunderbare, kluge Frau, die immer hinter mir steht und mich unterstützt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich fühlte mich erfolgreich, nachdem mir der Durchbruch in das Nachbarhaus gelungen war. Ich wollte dieses Lokal schon seit meinem zwölften Lebensjahr zurückkaufen, weil ich merkte, wie sehr mein Vater unter dem Verkauf litt. Um es wirtschaftlich sinnvoll führen zu können, war es aber unumgänglich, es stark zu vergrößern.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eine meiner wichtigsten Entscheidungen bestand darin, hartnäckig zu bleiben und hinsichtlich des Durchbruchs nicht aufzugeben.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Es spielt beides eine bestimmte Rolle. Natürlich kann man etwas, das erfolgreich funktioniert, nicht eins zu eins für sich verwenden, man kann aber sehr wohl Bestehendes in origineller Weise auf die eigenen Bedürfnisse und Gegebenheiten adaptieren, um erfolgreich zu sein.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich wurde sehr stark von meinem Vater geprägt. Eine weitere wesentliche Persönlichkeit in meinem Leben ist einer meiner besten Freunde, Ali Rahman, selbst Gastronom und Geschäftsführer von Pizza Bizi, den ich für einen der besten Gastronomen Wiens halte. Er ist nicht nur sehr risikofreudig, sondern hat ein unglaubliches Gespür für die Wünsche und Bedürfnisse seiner Gäste und seiner Mitarbeiter, mit denen er vorbildlich umgeht. Ich habe von diesem Menschen sehr viel gelernt und betrachte ihn als einzigartiges Vorbild.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre Anerkennung von meiner Familie und von meinen Freunden. Letztere träumen selbst davon, sich selbständig zu machen und bewundern meinen erfolgreichen Weg aber vor allem die Tatsache, daß es mir problemlos gelingt, Beruf und Privatleben in dieser Branche zu vereinbaren.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich empfinde es nicht als problematisch, einen Koch oder einen Servicemitarbeiter zu finden, sehr wohl aber, eine Küchenhilfe zu finden - so banal das auch klingt. Da es für diese Mitarbeiter keine definierte Berufsgruppe gibt, meldet sich für solche Stellen jeder, der schon einmal im Supermarkt Regale eingeschlichtet hat, obwohl die Anforderungen je nach Lokal unterschiedlich hoch sind.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Das wichtigste Kriterium ist für mich Sympathie. Fachliche Qualifikation spielt natürlich ebenfalls eine Rolle, und ich nehme am liebsten Mitarbeiter auf, die zuvor lange in einem Betrieb gearbeitet haben, weil das von Loyalität zeugt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich bezahle eindeutig mehr als im Kollektivvertrag vorgesehen, weil ich der Überzeugung bin, daß man von seiner Tätigkeit gut leben können muß, um Freude daran zu haben. Ich möchte, daß eine Mitarbeiterin, die zwei Kinder ernähren muß, auch noch gut angezogen sein kann und imstande ist, auf Urlaub zu fahren. Wer nämlich zuwenig verdient, ist irgendwann frustriert und wird keine guten Leistungen erbringen. Ich motiviere meine Mitarbeiter zusätzlich durch eine Viertagewoche und einen dreieinhalbwöchigen Betriebsurlaub im Sommer.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir bieten Hausmannskost zu einem vernünftigen Preis, den man in der Umgebung kaum findet. Ich konzentriere mich nicht auf eine bestimmte Klientel, sondern spreche alle Gästeschichten - Angestellte, Touristen und natürlich Einheimische -, die rasch, gut und zu vernünftigen Preisen essen gehen wollen, an.
Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Meine einzige Konkurrenz ist höchstens meine eigene Schwester, ansonsten kenne ich keinen Konkurrenten, vor dem ich mich fürchten müßte, weil ich von ganz anderen Gastronomieformen umgeben bin, die keinen Mitbewerb darstellen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gelingt mir ausgesprochen gut, die beiden Bereiche zu vereinbaren, weil ich um 18 Uhr den Betrieb verlasse und mir das Wochenende frei halte. Da ich mich auf meine Mitarbeiter verlassen kann, bin ich mit meinen Gedanken auch nicht im Lokal, sobald ich dieses verlassen habe.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich kann nur jedem jungen Menschen raten, sich selbständig zu machen und selbständig zu werden. Wir haben in Österreich eine viel zu niedrige Selbständigenqote, und ich bin der Überzeugung, daß viel mehr junge Menschen sich diesen Schritt trauen sollten. Es werden immer Betriebe wieder zusperren müssen, aber die Chance, sich zu verwirklichen, gut zu verdienen und echt unabhängig zu sein, ist als selbständiger Unternehmer am höchsten. Natürlich ist es wichtig, sich gut vorzubereiten, Nischen auszuloten und genau herauszufinden, ob man mit dem, was man machen möchte, eine Chance hat, und man braucht mindestens 50 Prozent Eigenkapital, weil das Unternehmen für die Banken keine Sicherheit darstellt, aber Hartnäckigkeit und Ausdauer lohnen sich.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, mein Lokal bis zum Graben auszudehnen.