Zum Erfolg von Ilse Beer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg setzt harte Arbeit voraus und liegt wohl in einer gewissen Form der Zufriedenheit.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Eigentlich war ja mein Mann erfolgreich. Er hat in mir aber auch einfach die richtige Frau gefunden. Die Tätigkeit entsprach durchaus auch meinen Neigungen, und in diesem Sinne kann ich mich als erfolgreich bezeichnen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend waren Fleiß, Ausdauer, das Bemühen, innovativ zu sein, unser Bestreben, Netzwerke zu knüpfen, Kontakte zu Politikern herzustellen und in den Ausbau des Betriebes zu investieren. Ich bemühe mich, immer das Beste zu geben, freundlich zu sein und den Mitarbeitern Fürsorge angedeihen zu lassen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ja. Ich hatte eine sehr dominante Schwiegermutter und einen ebenso dominanten Ehemann. Ich wurde in Entscheidungen nicht immer mit einbezogen. Man muß als Frau wohl noch besser und noch kompetenter sein als Männer, um auf die gleiche Stufe zu gelangen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Eigentlich ab dem Moment, als ich verheiratet war. Es steckt viel Kraft und Arbeit in dem Haus, so wie es heute dasteht.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich denke, daß ich ein bißchen das weibliche Element einbringen konnte, das darin besteht, auf Ordnung und Sauberkeit zu achten.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ganz sicher mein Mann, der mir ein Vorbild war.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Vor einiger Zeit erhielten wir durch den Bürgermeister die Ehrenurkunde für Verdienste um die Gemeinde, und dabei wurde mir ebenfalls Anerkennung ausgesprochen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Vor allem die Gesetzgebung. Viele Gesetze sind einfach hinderlich. Wir haben langjährige Erfahrung auf diesem Gebiet, wissen, wie unsere Bewohner handeln und wo sie in Gefahr sind. Das Gesetz aber gibt ihnen eine Verfügungsgewalt, die oft ihrem wahren Zustand nicht entspricht. Wir können einen gefährdeten Bewohner beispielsweise nicht daran hindern, ins Kaffeehaus zu gehen und sich zu betrinken, oder sich auch einer Verletzungsgefahr auszusetzen. Leider werden wir bei der Gesetzgebung nicht mit einbezogen. Das Gesetz reagiert erst, wenn es zu spät ist oder wenn ein Unfall eingetreten ist, für dessen Verhinderung haben wir jedoch keine Handhabe.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich denke, als graue Eminenz gesehen zu werden und als sehr umsichtig zu gelten, als jene, die Sorge trägt für das Gebäude und den menschlichen Ablauf. Ich merke auch, daß ich gerne gesehen bin, wenn ich in den Betrieb gehe. Die Mitarbeiter freuen sich, mich zu sehen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen eine sehr große Rolle. Sie müssen den Chef akzeptieren und seinen Anweisungen folgen. Ein Problem dabei ist, daß es nicht genug ausgebildetes Pflegepersonal in Österreich gibt. Wir haben Mitarbeiter aus 14 Nationen, die teilweise sogar besser ausgebildet sind als Österreicher. Teilweise bilden wir unsere Mitarbeiter auch selbst aus, in der Hoffnung, daß sie dann eine gewisse Loyalität uns gegenüber zeigen, was leider nicht immer der Fall ist.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
In erster Linie geht es um die Qualifikation, das Alter spielt keine Rolle. Ein neuer Mitarbeiter muß sich in den Betrieb einfügen können, und manchmal kann es da aufgrund der vielen Nationalitäten zu Problemen kommen, das muß man natürlich berücksichtigen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch Ermutigung, Freundlichkeit, aber auch durch das Gehalt. Zum Geburtstag bekommen sie einen Blumenstrauß, und wir machen Betriebsausflüge. Durch die große Anzahl an Mitarbeitern wird es natürlich schwieriger, jeden einzelnen zu motivieren.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich denke nicht, daß sie sich vor mir verstecken.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind innovativ und bieten eine umfassende Betreuung auf hohem Niveau. Wir bemühen uns auch im Bereich der Verpflegung eine besonders hohe Qualität anzubieten, das ist eine Art Familientradition.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Im privaten Bereich sind wir eigentlich ohne Konkurrenz.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es herrschte eigentlich immer ein fließender Übergang zwischen den beiden Bereichen, denn wir wohnten früher auch im Haus, so daß der Betrieb immer präsent war.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich würde gerne den Rat aussprechen, den Betrieb nicht zu vergrößern, allerdings sind sich meine Söhne bewußt, daß es aufgrund der Wirtschaftslage notwendig ist, zu modernisieren und auszubauen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Wir wünschen uns, daß der Betrieb auf einer gesunden Basis weitergeführt werden kann.