Zum Erfolg von Hermine Christine Arwanitakis-Skorbier
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Um erfolgreich sein zu können, ist für mich eine innere Balance und Zufriedenheit notwendig. Erst wenn ich dies verspüre, kann ich mich für etwas begeistern. Das bedeutet, die Basis ist, in Einklang mit mir selber zu sein. Die Gefühlsebene muß hier mit der kognitiven Ausrichtung, mit den ethischen Werten und dem Triebhaften im Menschen übereinstimmen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, es ist mit sehr viel Mühe, Disziplin, Verzicht und mit einer Metamorphose des eigenen Ich geschehen. Ich muß mich ständig meiner eigenen Veränderung stellen, wo ich nicht stehenbleiben, ängstlich werden und den Mut verlieren darf, sonst würde ich wieder in alte Verhaltensmuster hineinfallen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Ausbildungen haben mir immer Freude bereitet. Gerade die Psychologie ist eine Gratwanderung zwischen Geistes- und Naturwissenschaft. Ich habe das Studium mit Überzeugung absolviert, eine gehörige Portion Durchhaltevermögen war aber notwendig, um alle Ausbildungen durchzustehen. Das Gebiet der Psychoanalyse stellt für mich auch ein Kunstwerk dar. Ich sehe den Menschen nicht als krank an, sondern die Psychotherapie zielt auf psychische Veränderung ab und schließt von Beginn an den Heilungserfolg mit ein.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ja, wir Frauen sind sehr lange von einer gewissen Männerdominanz bestimmt worden, auch auf der Universität. Heute weiß ich aber, daß Männer und Frauen nur verschieden mit Gefühlssachen umgehen. Die Kränkung der Frauen resultiert aus dem geschichtlichen Hintergrund, ich muß zu meinem Frausein stehen, darf die physischen Voraussetzungen nicht vergessen und muß die Verschiedenheit der Geschlechter anerkennen. Hilfreich bei alledem ist, wenn man seine eigenen Grenzen kennt und zu ihnen steht. Rivalität in einer Partnerschaft ist etwas sehr Anstrengendes und schadet nur.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Für mich ist in grundsätzlichen Dingen Originalität vorzuziehen. Imitation wäre wahrscheinlich der leichtere Weg, bringt mich aber schlußendlich nicht weiter, weil ich da etwas Fremdes übernehme, das ich für mich erst modifizieren muß - was mit unnötiger Energie verbunden ist. Wenn ich immer nur nach den anderen schiele, kreiere ich mein Eigenes zu wenig, was aber nicht heißt, daß man nicht auch Dinge von außen nehmen und mit seiner eigenen Handschrift zu etwas Neuem formen darf. Ich gebe auch gerne etwas von mir weiter.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Mann hat mich dabei sehr unterstützt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Beruflich bin ich erfolgreich, weil ich normal und natürlich geblieben bin. Ich kann mich auf meine Klienten wunderbar einstellen und komme ihnen, wenn nötig, auch finanziell entgegen. Es ist mir möglich, mich völlig auf den Patienten einzulassen und vorurteilsfrei mit ihm umzugehen. Ferner muß ich nicht überall dabei sein und vergeude meine Zeit nicht mit Dingen, die mir nichts geben oder mich nicht weiterbringen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Als meine Kinder klein waren, übte ich keinen Beruf aus, worüber ich sehr froh bin. Ansonsten habe ich immer versucht, Berufliches und Privates miteinander zu verflechten. Heute noch bin ich fast uneingeschränkt für meine Kinder da. Außerdem meine ich, daß alles eine Sache der Planung und Einteilung ist. Allzu viel plane ich jedoch nicht, weil ich aus Erfahrung weiß, daß sich viele Dinge von alleine lösen. Wenn ich wertschätzend und bewußt bin, so passieren selbst Absagen an Klienten im guten Einvernehmen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich möchte den jungen Menschen das tiefe Verstehen für den Mensch an sich weitergeben. Ich warne vor Rivalität, Konkurrenz oder großer Eifersucht, sondern plädiere für gegenseitiges Annehmen und die Liebe, die ja viele Gesichter haben kann, weiterzutragen. Wenn wir das schaffen, werden wir keine Kriege und keine Kämpfe mehr haben. Das Elternhaus prägt ganz wesentlich die Entwicklung eines Kindes. Vermehrt muß hier das Bewußtsein entstehen, wie wichtig die ersten Kindheitsjahre für die Entwicklung eines Menschen sind. Zeit und Geduld den Kindern gegenüber sind hier von äußerster Wichtigkeit. Diesbezüglich Verlorenes läßt sich zwar nicht nachholen, doch mit einer guten Psychotherapie korrigieren. Liebevolle Beziehungserfahrungen mit anderen Menschen wirken heilend - nicht unbedingt muß es ein Therapeut sein, der unterstützend wirkt.
Ihr Lebensmotto?
Liebe unter den Menschen.