Zum Erfolg von Julie Vlcek
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich persönlich hing der Begriff Erfolg immer schon mit der Berufsausübung zusammen. Ich wurde zu einem selbständigen Menschen erzogen, und erfolgreich zu sein, heißt für mich, selbständig, frei und kreativ meiner Berufung folgen zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Nicht unbedingt immer, denn es gibt Hochs und Tiefs. Ich fühle mich wie jemand, der ins kalte Wasser springen mußte, ohne das Wasser zu kennen. Im Verhältnis zu den Schwierigkeiten, die mir auf meinem Weg begegneten und zu den Ansprüchen, die ich im Sinne meiner Kunden erfüllen möchte, bin ich aber doch erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Begegnungen mit Menschen, die schon länger in diesem Geschäft sind und die mich ermutigt haben, waren für meinen Weg sehr wichtig. Ich habe eine gute Ausbildung und wußte stets, was ich wollte. Es war mir immer sehr wichtig, meine Linie zu halten, in diesem Geist erzog ich auch meinen Sohn.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
In meinem Beruf kann ich sagen, daß das nicht der Fall ist. Wenn man etwas kann, was andere nicht können, ist es egal, ob man ein Mann oder eine Frau ist.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Die Tatsache, daß ich es geschafft habe, mich in Österreich zu etablieren, ist vielleicht schon ein Erfolg.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Erfolgreich war ganz sicher meine Flucht nach Österreich. Das war keine leichte Entscheidung, und es ist bis zum heutigen Tag nicht immer leicht, aber ich bin dadurch ein anderer Mensch geworden.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Es ist eindeutig die Originalität, die zählt, und zwar auch im menschlichen Bereich.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Die Restaurateurin im Schlesischen Museum in Troppau (Opava), Herta Orlik, von der ich sehr viel lernen durfte, war unglaublich vielseitig. Ich habe von ihr auch gelernt, immer wieder neue Methoden auszuprobieren. Ich war ja Kunsthistorikerin, also von der Ausbildung eher Theoretikerin, aber dennoch verspürte ich immer den Wunsch, auch mit meinen Händen zu arbeiten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In der Tschechei erhielt ich zum Beispiel im Denkmalpflegeamt verschiedene Auszeichnungen, aber im Grunde bedeutete mir das nicht sehr viel. Daß mir die Kunden folgen, auch wenn ich meine Übersiedlungsadresse gar nicht bekannt gebe, das erfahre ich schon auch als Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Man ist gezwungen, sich zu verkaufen, und das muß ich bis zu meinem letzten Tag lernen. Manche Kunden wollen einfach alles, schnell, billig und gut, und da muß man als Unternehmer lernen, sich zu wehren oder auf den Auftrag zu verzichten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Meine Spezialisierung auf Aufgaben, die sonst nirgends angeboten werden. Es braucht viel Geduld, diese Lücken zu finden und zu schließen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich habe keine Probleme mit der Konkurrenz. Ich schicke auch Kunden zu Kollegen, wenn es notwendig ist. Zuweilen sehe ich aber auch Arbeiten meiner Mitbewerber, wenn ich Dinge zu restaurieren bekomme, die schon durch andere Hände gegangen sind, und die ich dann erst recht wieder herstellen muß.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich habe keine Zeit für Kurse und Seminare, die auch nicht sehr viel bringen. Die Fortbildung geht eigentlich mit der Berufsausübung automatisch einher.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man muß seiner Linie treu bleiben, auch wenn das manchmal schwierig ist.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte gesund bleiben, die Harmonie in meinem Leben wieder herstellen und genügend Freizeit haben. Auch ist mein Sohn offenbar recht begabt, und vielleicht wird er einmal in meine Fußstapfen treten, aber ich möchte ihn keinesfalls dazu zwingen.