Zum Erfolg von Annemarie Weber
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich freue mich, wenn Kunden glücklich nach Hause gehen und gerne wieder kommen. Das ist für mich Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe mein Ziel, mich selbstständig zu machen, verwirklicht, und meine Kunden sind mit mir zufrieden, also sehe ich mich schon als erfolgreich. Allerdings wirkt sich die Verschlechterung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage auf das Friseurgewerbe insgesamt aus.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Neben meiner Freundlichkeit waren vor allem auch die Öffnungszeiten ausschlaggebend für meinen Erfolg. Wir haben am Dienstag geschlossen und nicht, wie die meisten Mitbewerber, montags, und sind von acht Uhr morgens bis halb acht Uhr abends für unsere Kunden da. Ich liebe meinen Beruf, arbeite mit vollem Einsatz und bin auch sehr zielstrebig. Durch meine Zusatzqualifikationen und die zahlreichen Weiterbildungsmaßnahmen, an denen ich immer wieder teilnehme, können sich die Kunden in meinem Frisiersalon rundum verwöhnen lassen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Als Frau kann man sogar wesentlich mehr erreichen als ein Mann. Natürlich werden Frauen oft diskriminiert, doch wir können mehr Ehrgeiz entwickeln als so mancher Mann und uns dann auch durchsetzen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ein großes Hochgefühl empfand ich, als ich die Meisterprüfung abgelegt hatte. Dadurch empfand ich eine gewisse Selbstbestätigung.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Daß ich mich selbstständig gemacht habe, war sicher eine erfolgreiche Entscheidung, die ich bis zum heutigen Tag nicht bereut habe.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Das war ganz bestimmt meine Mutter. Sie war ein sehr großzügiger Mensch und versuchte stets, das Beste für uns Kinder zu erreichen. Ich wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, doch meine Mutter legte großen Wert darauf, daß wir ehrliche Menschen werden und einen anständigen Charakter entwickeln. Bereits früh lernte ich, bei der Arbeit mit anzupacken. Auch die Zielstrebigkeit meiner Mutter hat mich sehr geprägt. Mein ehemaliger Chef, Herr Gunther Preismer, war mir auch ein Vorbild. Ich konnte mit meinen Problemen jederzeit zu ihm kommen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erhalte ich vor allem von meinen Kunden, wenn sie zufrieden sind und zu Stammkunden werden. Allerdings gibt es auch immer wieder Neider.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Ausbildung der Lehrlinge ist sehr problematisch, da sie sehr kostspielig ist. Sicher erhält der Lehrling keinen hohen Monatslohn, doch er verbringt doch zehn Wochen pro Jahr in der Schule, fünf Wochen lang hat er Urlaub, und wenn er erkrankt, gibt es zusätzliche Ausfälle. Meine Vorstellung wäre, daß Lehrlinge bis zur Beendigung ihrer Ausbildung bei den Eltern mitversichert sind, wie das ja auch bei jedem Schüler der Fall ist. Dadurch wären die Unternehmen entlastet, und es gäbe auch mehr Ausbildungsplätze.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich denke, ich werde als sehr ehrgeiziger und ehrlicher Mensch gesehen, und die Anliegen meiner Kunden sind mir sehr wichtig.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Den Mitbewerb sehe ich durchaus als positiv, denn er belebt den Markt. Ich habe damit auch keine Probleme, denn wenn bei mir Qualität und Preis stimmen, werden mir auch die Kunden treu bleiben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Durch meine Selbstständigkeit und die langen Öffnungszeiten ist das natürlich sehr schwierig, sodaß viele Arbeiten erst spätabends erledigt werden können. Ich habe jedoch den Vorteil, daß ich im selben Haus wohne und arbeite und daher keinen weiten Weg zum Arbeitsplatz zurücklegen muß. Wenn weniger zu tun ist, kann ich auch einmal kurz das Geschäft verlassen und mich um den Haushalt kümmern. Meine Tochter ist als kleines Kind schon öfter zu mir in den Salon gekommen, um in meiner Nähe zu sein, doch sie hat nie darunter gelitten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die Jugendlichen sollten etwas mehr Strebsamkeit entwickeln und erkennen, daß es wichtig ist, überhaupt einen Job zu haben, wenn es auch nicht von Anfang an der Traumjob ist. Auch sollten die jungen Menschen wieder mehr miteinander kommunizieren und sich nicht so stark von den Medien und der Werbung blenden lassen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte meine Arbeit so gut weitermachen wie bisher, gesund bleiben und eines Tages die Pension genießen können. Wenn möglich, möchte ich beruflich ein bißchen kürzer treten, um zum Beispiel einmal unbelastet auf Urlaub zu fahren.