Zum Erfolg von Gerhard Kletter
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich Anerkennung auf meinem Arbeitsgebiet, sowohl seitens der Patienten, denen ich helfen konnte, als auch seitens eines Auditoriums bei meinen Vorträgen. Als Erfolg empfinde ich, daß ich nach den geschilderten Schwierigkeiten einen Neustart schaffte, und ebenso, daß meine Bücher erfolgreich sind.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, wenn es auch einmal einen massiven Einbruch gab, so gelang es mir gewissermaßen zweimal, erfolgreich zu sein.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich denke, in erster Linie waren persönliches Engagement und Fleiß wesentliche Faktoren. Natürlich kann man zuweilen Dinge auch mit Hilfe eines Netzwerkes erreichen, doch wenn man sich dann in der betreffenden Position nicht bewährt, dann bleibt der Erfolg auch aus. Wenn man das macht, was einen wirklich interessiert, wird man wohl früher oder später Erfolg haben.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Erfolgreich fühlte ich mich eigentlich schon als Student. In meiner Studienzeit arbeitete ich auch beim Rettungsdienst, und wenn mir die Fahrer dann sagten, „Gott sei Dank haben Sie heute Dienst“, dann empfand ich dies auch als Zeichen des persönlichen Erfolges.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Bei all meinen Entscheidungen frage ich mich, ob eine andere Richtung nicht die bessere gewesen wäre, so daß es mir nicht leichtfällt, diese Frage zu beantworten. Die wichtigste Entscheidung meines Berufslebens war jedoch sicherlich, nach Abschluß des Studiums an die Pathologie zu gehen, was mich sofort auf die wissenschaftliche Linie brachte.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ganz sicher prägte mich Prof. Holzner, der mich eigentlich an der Pathologie behalten wollte - vielleicht war es ein Fehler, nicht bei ihm zu bleiben. Natürlich stützte und förderte mich am Anfang auch Prof. Koos, auch wenn ich in der Folge durch ihn zu Sturz kam. Man kann unser Verhältnis in etwa als gestörte Vater-Sohn-Beziehung bezeichnen. Möglicherweise war es ein Fehler, seine Einladung zu einem Gespräch auszuschlagen, die er einmal ausgesprochen hatte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die wichtigste Anerkennung erhalte ich von meiner Familie.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Die Querschnittlähmung, der ich ja eigentlich beikommen wollte, ist weiterhin ein ungelöstes Problem, ebenso die Gehirntumore oder Krebs im allgemeinen. Vielleicht hat die Medizin hier überhaupt einen falschen Ansatz. Andererseits hat die Medizin in den letzten Jahren ja auch enorme Fortschritte gemacht. Ich gebe zu bedenken, daß es noch gar keine Computer gab, als ich begann - heute sind sie aus meinem Fach nicht mehr wegzudenken.Welche sind die Stärken Ihrer Ordination? Ich kann mir persönlich viel Zeit für meine Patienten nehmen. Ich habe nicht mehr die physische Belastung durch Operationen, so daß ich mich meinen Patienten wirklich sehr ausführlich widmen und vielen Menschen auch durch meine eigenen Schwierigkeiten gut helfen kann.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? In Deutschland wird derzeit dagegen protestiert, daß Ärzte angeblich zu viel arbeiten. Ich denke, wenn man sich für diesen Beruf entscheidet, dann sollte man dies nicht so eng sehen und es auf sich nehmen, dem Patienten die Zeit zu geben, die er braucht.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Vor ein paar Tagen hatte ich einen Traum, daß ich nach einer Operation die Wunde nicht zunähen konnte, und überlegte dann, warum das so war: einfach, weil ich so viel vorhabe und Angst habe, nicht fertig zu werden. Drei Bücher harren derzeit ihrer Fertigstellung. Besonders wichtig wäre es mir, meine Enkelkinder groß werden zu sehen. Schließlich wünsche ich mir, in der Forschung über die Geschichte der Medizin noch Erkenntnisse zu gewinnen.