Zum Erfolg von Ulrike Lambert
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich werte es als Erfolg, wenn ein Bauherr sich mit dem, was gemeinsam erarbeitet wurde, identifizieren kann, und wenn das Projekt auch nach der Fertigstellung in unserem Sinne weiterlebt. Erfolg hängt auch mit Durchsetzungs- und Überzeugungskraft zusammen, überzeugen kann ich nur dann, wenn ich selbst überzeugt bin.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Natürlich würde ich gerne noch erfolgreicher sein, doch es sollte keine Droge daraus werden. Es ist mir auch wichtig, mit dem Geschaffenen zufrieden zu sein.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Zeichnen, Handwerk, Kunst und Musik wurden seit meiner Kindheit gefördert. Meine Erziehung war ebenso förderlich wie die Ausbildung an der Universität für Angewandte Kunst. Ausschlaggebend für meinen Erfolg waren sicher meine Flexibilität, mein Einfühlungsvermögen sowie die Fähigkeit, Rückschläge und Niederlagen zu überwinden und neue Aufgaben mit Neugier, Motivation und Kraft zu beginnen. Zu meiner Leidenschaft und Begeisterung für Architektur bin ich über das Interesse an anderen Menschen, an ihren Lebensgewohnheiten und Vorlieben gekommen, verstärkt wurde dieses durch mein geschultes räumliches Vorstellungsvermögen, meinen ausgeprägten Gestaltungswillen, meine Farb- und Formensprache. Bescheidenheit war ein Grundprinzip meiner Erziehung, Ellbogentechnik war mir immer fremd. Dies mußte ich mit Gestaltungskraft und Ideenreichtum kompensieren. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ja, ich denke schon. Ich habe öfter das Gefühl, daß ich als Frau von manchen Männern nicht für ganz voll genommen werde. Es ist für eine Frau sicherlich auch schwieriger, sich einen Kundenstock oder ein Netzwerk aufzubauen, denn die Zusammenarbeit unter Männern ist oft selbstverständlicher als unter Frauen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Erfolgreich fühlte ich mich ab dem Moment, da ich persönlich ausreichend selbständige Aufträge hatte, um davon leben zu können. Abgesehen davon gab es natürlich auch einzelne Projekte, die vom künstlerischen Aspekt her befriedigend waren und immer wieder einen neuen Ansporn bedeuteten.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Für mich war es die richtige Entscheidung, mich als Architektin selbständig zu machen. Obwohl ein Angestelltenverhältnis sicherlich ein einfacheres Leben bedeutet hätte, machen mich die Abenteuerlust und die tägliche Herausforderung, selbst Verantwortung zu übernehmen, glücklicher. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Großvater, der eine Professur für Gestaltungslehre an der Kunstakademie hatte, war für die Förderung meiner Talente maßgeblich. Seine minimalistische, reduzierte Lebensweise hatte einen bedeutenden Einfluß auf meine Kulturauffassung und meinen Entwurfstil. Selbst seine Ernährungsweise - wenig Fett und Fleisch - habe ich trotz des Widerstandes meiner Großmutter - sie liebte die üppige böhmische und ungarische Küche - übernommen. Faszinierend für mich war auch die geistige Wendigkeit meiner Großeltern bis ins hohe Alter. Vorbilder im weiteren Sinn sind für mich Mies van der Rohe wegen der Klarheit seiner Architektur und Zaha Hadid als schlagkräftige Frau unserer Zunft.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung bedeutet für mich, wenn sich die Benutzer meiner Architektur mit der Gestaltung identifizieren und Freude an ihr haben. Selbstverständlich sind Veröffentlichungen und Einladungen zu Ausstellungen ebenfalls wichtige Anerkennungen. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir können das ganze Gebiet der Architektur abdecken, überschreiten weder Kostenvoranschläge noch Zeitvorgaben und bieten dennoch hohe planerische Qualität. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Es gibt viele Architekten und wenige Aufträge. Dennoch freue ich mich wenn ein Kollege gute Arbeit leistet.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Tochter ist der wichtigste Mensch in meinem Leben, sie ist auch eine wunderbare Freundin, und ich genieße unsere gemeinsame Zeit. Für wichtige Entscheidungen, bei Kummer, aber auch für gemütliches Beisammensein oder hitzige Diskussionen möchte ich meinen Freundeskreis nicht missen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte erfolgreich sein und es möglichst lange bleiben. Ich möchte mir selbst treu bleiben und mich nicht dem Zeitgeist oder wirtschaftlichen Zwängen beugen.