Zum Erfolg von Wolfgang Berner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg hat für mich sehr viel mit Freiheit zu tun. Im Unterschied zu einem Angestellten in einer Werbeagentur, der oft nur eine Order ausführt, habe ich mehr Einfluß auf die Strategie, Konzeption und Gestaltung einer Kampagne.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich denke schon, daß wir mit unserer Arbeit einiges bewegen und damit auch Erfolg haben. Unser Unternehmen ist gesund, schuldenfrei und unabhängig. Viel mehr kann man von einem erfolgreichen Unternehmen heutzutage nicht erwarten. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Zu jeder erfolgreichen Karriere gehört ein gewisses Maß an Glück und Zufall. Wichtig ist aber zu erkennen, ob man eine gebotene Chance ergreift oder sie lieber vorbeiziehen läßt. Ein wichtiger Faktor sind auch Einsatz und Engagement. Speziell in den ersten Jahren der Selbständigkeit muß man bereit sein, sehr vieles dem Beruf unterzuordnen. Mein Erfolg ist aber auch untrennbar mit meiner Frau verbunden. Wir arbeiten vollkommen partnerschaftlich. Alle wesentlichen Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Einer ist für den anderen ein Regulativ, was das Risiko für Fehlentscheidungen minimiert. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Wenn Originalität gleichzeitig Kreativität bedeutet, liegt die Antwort gerade in der Werbebranche klar auf der Hand. Kreativität heißt aber nicht nur, originelle und unverwechselbare Werbebotschaften zu schaffen, sondern bedeutet beispielsweise auch das Beschreiten neuer Wege in der Umsetzung und in der Produktion. Trotzdem kann man in der Werbung seiner Kreativität nicht freien Lauf lassen. Schließlich muß man auch die Vorstellungen des Kunden berücksichtigen und auf die Verständlichkeit der Botschaft Rücksicht nehmen. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Zum einen haben meine Frau und ich uns gegenseitig geprägt und beeinflußt. Zum anderen war Tchibo-CEO Harry Mayer für unsere berufliche Entwicklung eine maßgebliche Persönlichkeit. Er schenkte uns das Vertrauen, dieses große Unternehmen zu betreuen. Wir kommen gut miteinander aus und sind auf der gleichen Wellenlänge. Harald Mayer ist ein sehr charismatischer Mensch, von dem wir auch in puncto Erfolg viel lernen konnten. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Die Werbung gilt im allgemeinen als Branche, in der man in kurzer Zeit sehr viel Geld verdienen kann. Die Einstiegsgehälter sind überdurchschnittlich und in den seltensten Fällen gerechtfertigt. Die Fluktuation ist unter anderem auch deswegen sehr hoch. Außerdem sind junge Leute immer weniger bereit, für ihre Gage auch entsprechend großen Einsatz zu zeigen. Die Mitarbeiter unserer Agentur sind hier wirklich eine löbliche Ausnahme. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Es kommt gar nicht so sehr auf Ausbildung oder Berufserfahrung an, sondern viel mehr auf die Lernbereitschaft und Teamfähigkeit. Ein Mitarbeiter unserer Agentur durchläuft auch alle unterschiedlichen Bereiche, um die Abläufe kennenzulernen und seine Stärken herauszufinden.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Bei uns stachelt jeder jeden an, und aus einem kleinen Tief holen wir uns gemeinsam wieder heraus. Dieser Gemeinschaftsgeist motiviert unheimlich.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir sind kein Team von Fachidioten, wo jeder nur seinen Bereich sieht, sondern die Mitarbeiter sind angehalten, übergreifend zu denken und zu handeln. Werbung ist schließlich eine sehr komplexe Angelegenheit. Außerdem sind wir bei jedem Auftrag mit 100 Prozent Einsatz bei der Sache. Das geht so weit, daß wir bei einem Event kontrollieren, ob auf den Toiletten genügend Klopapier vorhanden ist. Wir wollen, daß die Gäste die Veranstaltung als perfektes Erlebnis in Erinnerung behalten - und da denke ich nicht darüber nach, ob die Kontrolle des WC-Papiers meine Aufgabe ist oder nicht.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gibt bei uns einen Grundkonsens, auf dem wir aufbauen können und der uns zusammenschweißt. Daher funktionieren Beruf und Privatleben nebeneinander und miteinander wunderbar. Durch unsere freiberufliche und selbständige Tätigkeit zu Beginn hatten wir auch die Möglichkeit, das Familienleben gemeinsam zu gestalten, da wir zu Hause arbeiteten. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ohne es verallgemeinern zu wollen, muß ich dennoch feststellen, daß die junge Generation immer oberflächlicher wird und eine gewisse Rücksichtnahme vermissen läßt. Erfolg ist gemeinsam schön, und nicht nur auf sich bezogen. Aber mit den Ratschlägen ist es so eine Sache, wie wir vielleicht noch aus der eigenen Jugend wissen: Man hört sie sich an, aber nimmt sie meistens nicht an. Was wirklich zählt, sind Erfahrungen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Wir beschäftigen derzeit zehn Mitarbeiter. Ein weiteres Wachstum streben wir nicht offensiv an. Das überlassen wir unseren Kindern, die inzwischen ebenfalls in unserem Unternehmen mitarbeiten. Möglicherweise werden Sie es in den nächsten Jahren übernehmen, und dann liegt es an ihnen, wie sich DeBerners in Zukunft entwickeln wird.
Ihr Lebensmotto?
In jeder Lebenslage Chancen erkennen und ergreifen.